Für schattige Plätzchen
An den dunkleren Stellen des Gartens haben sich Spezialisten etabliert, die ohne direkte Sonneneinstrahlung auskommen. Eine anspruchsvolle Pflanze ist die Orchidee. Farne dagegen sind genügsam und langlebig.
MÜNSTER Jeder Garten hat auch schattige Ecken, in der sich sonnenhungrige Pflanzen eher schlecht entwickeln, an der Nordseite des Hauses etwa oder unter dichten Bäumen und Büschen. Doch für diese Bereiche gibt es Spezialisten, die sich in den Nischen bestens einrichten, wenn der Standort stimmt. Orchideen und Farne etwa gedeihen sogar besser an schattigen und halbschattigen Plätzen. Und bieten jede Menge fürs Auge.
Orchideen kennt man bei uns eher nur von der heimischen Fensterbank. Dass sie auch in der Natur üppig blühen können, das ist eher unbekannt. Wenn, dann hat man sie im Urlaub in tropischeren Gefilden wahrgenommen. Aber auch in Deutschland wachsen sie wild, etwa am Rande von Gehölzen, im Wald und auf Feuchtwiesen. Wer sich an Orchideen im eigenen Garten erfreuen will, muss einige Vorgaben beachten. Denn die „Diva“ist durchaus anspruchsvoll.
„Der Standort ist das A und O“, sagt Matthias Evels, Gärtnermeister des Botanischen Gartens in Münster. Er meint, Orchideen sollten halbschattig gepflanzt werden. Sie mögen eine naturbelassene Umgebung, deshalb wachsen sie auch gerne in Wildwiesen entlang von Gewässern. „Orchideen zu pflanzen ist schon kompliziert. Das geht nicht mal eben so nebenher“, sagt der
Gärtnermeister. Die beliebtesten Arten sind der Frauenschuh mit seiner typischen Blütenform, das Knabenkraut und das Große Zweiblatt. Im Botanischen Garten Münster, wo der Standort offensichtlich sehr gut ist, können diese Orchideen 20 bis 30 Jahre alt werden. „Sie müssen ungestört sein. Man muss sie feucht halten, sie dürfen aber keine Staunässe bekommen“, nennt Matthias Evels die wichtigsten Faktoren für ein langes Wachstum. Und wenn der Boden die sogenannten Mykorrhiza-Pilze enthält, säen sich die Orchideen sogar selbst aus.
Orchideen mögen kalkhaltige Böden mit einem hohen ph-Wert. Deshalb sollte man den Boden erst präparieren, bevor man Orchideen pflanzt. Doch wo bekommt man eigentlich Orchideen für den Garten? Von Samen rät der Gärtnermeister ab. „Da müsste man schon ein Labor haben, um Orchideen züchten zu können.“Kleine Pflanzstücke ohne Erde, sogenannte Rhyzome, bekommt man zum Beispiel bei Spezialzüchtern im Internet. Man sollte aber auf die Qualität der Anbieter achten. „Gute Züchter bieten Orchideen nicht ganzjährig an, das geht nämlich gar nicht“, erklärt Evels.
Erst wenn die Pflanze im Herbst ruht, kann man sie teilen und in Stücken versenden. Das ginge nur zwei bis drei Wochen im Jahr, sagt der Gärtnermeister. Auch für den Botanischen Garten Münster bestellt er jetzt schon die Orchideen, die er im Herbst erhalten und anpflanzen möchte. Diese Orchideen hätten dann ihren Preis, sagt der Spezialist. Ein nacktes Rhyzom kostet zwischen 15 und 30 Euro, je nach Sorte.
Hat man so ein Stück Orchidee erhalten, sollte man das Erdloch präparieren. Etwas Kalk könne man in die Erde streuen oder bereits fertig präparierte Pflanzerde mit den Mykorrhiza-Pilzen, rät der Experte. Das Umfeld sollte nicht zu „konkurrenzstark“sein und nicht so dicke Wurzeln haben, die umgebenden Sträucher sollten Waldcharakter haben und die Orchidee nicht mit der Zeit überwuchern. „Man kann die Orchidee auch mit einem kleinen Zaun umgeben, denn Schnecken mögen sie gerne“, sagt der Gärtnermeister. Aber wenn alles gut läuft und der Pflanze der Standort behagt, blühen die Triebe in zwei bis vier Jahren in den Sommermonaten. Evels: „Wenn man mit Liebe und Verstand herangeht, bekommt man schöne Pflanzen über Jahre.“Denn auch die normalen Winter schaden der Orchidee nicht: Sie verträgt Temperaturen bis minus 20 Grad.
Eher anspruchslos sind dagegen andere Schattenpflanzen: die Farne. Sie gibt es seit mehr als 400 Millionen Jahren, somit kann man sie als die Dinosaurier unter den Grünpflanzen bezeichnen. Auch ohne Blütenpracht schenken sie dem Schattenbeet mit ihren prächtigen Blättern schöne Akzente. Man kann sie im Gartencenter kaufen, denn sie sind „relativ anspruchslos“, sagt der Botaniker. 10.000 verschiedene Sorten gibt es, darunter auch wintergrüne, die ihre Blätter behalten. Nur feucht muss es für sie sein.
Besonders schön ist es anzusehen, wie sich im Frühjahr die Farnwedel
ausrollen und dabei aussehen wie kleine Geigenköpfe. Man kann sie als Solitäre pflanzen oder in Gruppen. Da sie sich nicht durch Blüten und Samen vermehren, sondern durch Sporen, breiten sie sich gut in naturnahen Flächen aus.
Beliebte Sorten sind die eher kleineren Hirschzungenfarne, die bis 40 Zentimeter erreichen, und die Rippenfarne, die bis zu 75 Zentimeter groß werden. Der Straußenfarn erreicht sogar eine Größe von bis zu 130 Zentimetern und kommt am schönsten in Gruppen zur Geltung. „Auch sie sind pflegeleicht und können mit wenig Nährstoffen auskommen“, erklärt der Gartenexperte. Sie bevorzugen einen kiesigen, sandigen Boden.
Beim Pflanzen kann man also etwas nachhelfen und freut sich danach über anspruchslose Gartenbewohner, die einem lange Freude machen.