Kantaten aus der Partnerstadt
Diese neue Doppel-CD ist ein erfreulicher Nachschlag zu dem im vergangenen Jahr gefeierten 200. Geburtstag des großen polnischen Komponisten Stanislaw Moniuszko (1819-1872). Von 1839 bis 1858 lebte und arbeitete er in Vilnius, der Hauptstadt Litauens, seit 35 Jahren eine Partnerstadt von Duisburg. In Vilnius war die Kultursprache damals nicht Litauisch, sondern Polnisch. Dort schuf Moniuszko nicht nur eine erste Fassung seiner polnischen Nationaloper „Halka“, sondern auch die hier erstmals eingespielten Kantaten „Milda“(1848) und „Nijola“(1852). Das waren die ersten Werke der Musikgeschichte, in denen die alte heidnische litauische Mythologie verwendet wurde, wenn auch noch in polnischer Sprache.
Für sein bestes Werk überhaupt hielt Moniuszko nicht etwa die ungleich bekanntere „Halka“, sondern „Milda“. Die Liebesgöttin Milda ist die Tochter des Donnergottes Perkun. Als die Göttin der Morgenröte entdeckt, dass Milda von dem Sterblichen Romojs verführt wurde, verflucht der Göttervater beide. „Nijola“erzählt dann die Vorgeschichte zu „Milda“. Zeitgleich mit Richard Wagner, aber unabhängig von diesem, wandte sich Moniuszko der Mythologie zu und verwischte weiter den Unterschied zwischen Rezitativ und Arie. Außerdem teilte er die solistischen Gesangs-Partien auf in Erzähler (Mezzosopran und Tenor in „Milda“, Bariton in „Nijola“) und handelnde Personen, wobei beide auch lyrische Anteile haben.
Nach anderthalb Jahrhunderten als „Lexikon-Leichen“werden die beiden vorzüglichen Werke jetzt endlich wieder zum Leben erweckt. Die diskrete Romantik dieser Musik kommt sehr schön herüber. Ingo Hoddick