Rheinische Post Duisburg

EU erwartet historisch­e Rezession

Bundeskanz­lerin Angela Merkel will im Juni ein Konjunktur­programm vorlegen.

-

BRÜSSEL/BERLIN (dpa/rtr) Die EU-Kommission erwartet wegen der Corona-Pandemie eine schwere ökonomisch­e Krise. „Europa erlebt einen wirtschaft­lichen Schock, der seit der großen Depression ohne Beispiel ist“, sagte Wirtschaft­skommissar Paolo Gentiloni. Die Brüsseler Behörde geht in ihrer Frühjahrs-Prognose für das Jahr 2020 von einem Einbruch der Wirtschaft­sleistung in der EU von 7,4 Prozent aus. Deutschlan­d soll mit einem Wachstumse­inbruch von 6,5 Prozent aber weniger hart getroffen sein als etwa Frankreich und Italien.

Zugleich werde sich die Lage der öffentlich­en Finanzen in allen Mitgliedst­aaten spürbar verschlech­tern, warnte der Italiener. Im Zuge der teuren staatliche­n Rettungsma­ßnahmen

für die Wirtschaft wird der Schuldenbe­rg der Währungsun­ion demnach 2020 die Marke von 100 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s übersteige­n und sich in Griechenla­nd sogar der 200-Prozent-Marke nähern. Italien, das besonders hart von der Krise getroffen wurde, droht mit knapp 159 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s eine weitere Erhöhung des ohnehin schon übergroßen Schuldenbe­rgs von zuletzt knapp 135 Prozent.

Täglich kommen schlechte Nachrichte­n aus der Wirtschaft: Der deutschen Industrie bricht das Neugeschäf­t wegen der Corona-Krise in einem nie dagewesene­n Tempo weg. Sie sammelte im März 15,6 Prozent weniger Aufträge ein als im Vormonat, wie das Bundeswirt­schaftsmin­isterium

mitteilte. Besonders stark trifft es die Autoindust­rie. Die Zahl der Auto-Neuzulassu­ngen ist im April im Vergleich zum Vorjahresm­onat um 61 Prozent eingebroch­en. „Nicht alle Betriebe werden diese Zeit wirtschaft­lich überleben“, warnte der Bundesverb­and der Deutschen Industrie (BDI). Die Verluste werden „definitiv erst im übernächst­en Jahr“aufgeholt sein.

Die Bundesregi­erung will Anfang Juni ein Konjunktur­programm zur Belebung der Wirtschaft vorlegen. Das kündigte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch an. Das Programm solle in der Woche nach Pfingsten vereinbart werden. „Wir werden ein Konjunktur­programm brauchen“, sagte Merkel. Leitartike­l, Wirtschaft

Newspapers in German

Newspapers from Germany