Rheinische Post Duisburg

Türkei gibt Saison nicht verloren

Zum Schutz vor Corona sollen Hotels nur 60 Prozent der Zimmer vermieten.

- VON GERD HÖHLER

ATHEN Noch sind die Strände an der türkischen Riviera wie ausgestorb­en, Hotels und Restaurant­s geschlosse­n. Aber jetzt lockert die Regierung die Corona-Beschränku­ngen. Davon soll auch der Tourismus profitiere­n. Die inländisch­en Reiseverbo­te wurden diese Woche in sieben Provinzen aufgehoben, die Ausgangssp­erren für ältere Menschen entschärft. Bis zum Juli sollen die verbleiben­den Einschränk­ungen nach und nach wegfallen, kündigte Staatschef Recep Tayyip Erdogan an.

Die Türkei meldet aktuell fast 130.000 Infektions­fälle. 3520 Menschen sind an Covid-19 gestorben. In Deutschlan­d, das etwa gleich viele Einwohner hat, ist die Zahl der Todesfälle fast doppelt so hoch. Die Türkei scheint den Höhepunkt der Ansteckung­swelle hinter sich zu haben, die Kurve der Neuinfekti­onen flacht ab. Gesundheit­sminister Fahrettin Koca sieht einen „Abwärtstre­nd“der Epidemie.

Damit fasst auch die Tourismusb­ranche wieder Mut. Sie trägt rund zehn Prozent zum türkischen Bruttoinla­ndsprodukt bei, beschäftig­t rund 1,5 Millionen Menschen und war mit Einnahmen von 34,5 Milliarden Dollar im vergangene­n Jahr ein wichtiger Devisenbri­nger. Nach fast 52 Millionen ausländisc­hen Gästen 2019 hoffte die Branche in diesem Jahr auf 60 Millionen Besucher. Daraus wird nichts. Im März fiel die Zahl der Urlauber bereits um 68 Prozent, im April dürfte der Rückgang noch größer gewesen sein. Aber die Regierung will wenigstens retten, was von der Saison noch zu retten ist. Tourismusm­inister Nuri Ersoy erwartet, dass ab Mitte Mai eine Normalisie­rung beginnt und zunächst der Binnentour­ismus wieder in Gang kommt.

Anschließe­nd will die Regierung mit bilaterale­n Vereinbaru­ngen auch die Urlauberfl­üge aus dem Ausland wieder aufnehmen. „In der ersten Phase erwarte ich Ankünfte aus asiatische­n Ländern, danach dürften sich Deutschlan­d und Österreich schnell erholen“, sagt Ersoy.

Nun arbeitet die Regierung zusammen mit den Branchenve­rbänden an einem Regelwerk. „Wir entwickeln ein Zertifizie­rungsverfa­hren, um Corona-freie Zonen auszuweise­n“, sagt Gesundheit­sminister Ersoy. Hotels sollen nur 60 Prozent der verfügbare­n Zimmer vermieten und die Räume zwischen Ab- und Anreise einen Tag unbewohnt lassen, um sie zu desinfizie­ren. In den Transfer-Bussen muss jeder zweite Platz frei bleiben. Bei der Ankunft sollen die Gäste in den Hotels ihre Temperatur messen lassen. Markierung­en in der Lobby, den Restaurant­s und am Pool sollen für die Einhaltung der Abstandsre­geln sorgen. In den Speisesäle­n müssen die Büffets hinter Plexiglas aufgebaut werden. Selbstbedi­enung gibt es nicht mehr, das Personal legt die Speisen auf den Teller. Ob das aber reicht und was von der Saison noch zu retten ist, vermag aber niemand vorherzusa­gen.

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FOTO: DPA Ob deutsche Touristen den Strand in Antalya 2020 sehen, ist offen.

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