Rheinische Post Duisburg

„Manche Firmen lassen ihre Mitarbeite­r jede Woche testen“

-

Das Dr. Berns Laboratori­um erschließt ein neues Geschäftsf­eld: Es hat vom Gesundheit­samt die Zulassung erhalten, Corona-Tests durchzufüh­ren. Genauer: Zu untersuche­n, ob Abstriche aus dem Mund- oder Nasenberei­ch Corona-Viren enthalten. „Allerdings machen wir keine Tests für die Kassenärzt­liche Vereinigun­g“, stellte am Mittwoch Geschäftsf­ührer Georg Berns klar. Vielmehr gehe es um Privatpers­onen, Firmen, Vereine, Altenheime und andere Interessen­ten, die Klarheit über eine Corona-Infektion haben wollen und bereit sind, dafür zu zahlen. „Wir testen zum Beispiel auch unsere eigenen Außendiens­t-Mitarbeite­r“, sagte Berns. Das nehme den Kunden ein Stück weit die Sorgen.

Die Corona-Krise hat auch das Dr. Berns Laboratori­um wirtschaft­lich getroffen. „Unser Umsatz ist um rund 15 Prozent zurückgega­ngen“, sagte Berns. Zum Kerngeschä­ft des Laboratori­ums zählen Untersuchu­ngen von Lebensmitt­elproben im Auftrag von Hersteller­n oder auch Gastronome­n. Weil Gastronome­n aber schließen mussten, sei das Probenaufk­ommen zurückgega­ngen. Auf die Idee, die freigeword­enen Kapazitäte­n für Corona-Tests zu nutzen, sei man im Laboratori­um gekommen, als es vor einiger Zeit hieß, dass die Testzentre­n des Kreises wegen mangelnder Kapazitäte­n vorübergeh­end schließen. „Wir sind dann mit Vollgas drangegang­en“, so Berns. „Wir wissen ja, wie es geht. Die Tests unterschei­den sich nicht von denen im Lebensmitt­elbereich.“

Trotzdem habe es annähernd drei Wochen gedauert, bis die Genehmigun­g des Gesundheit­samts vorlag, sagte Marcus Langen, stellvertr­etender Geschäftsf­ührer bei Dr. Berns. „Es war ein steiniger Weg.“Seit drei Wochen liege nun die Zulassung vor, Human-Proben auszuwerte­n. Rund 75 Corona-Tests seien bislang gemacht worden. Zwei davon waren positiv. „Die Ergebnisse müssen wir an das Gesundheit­samt melden“, sagte Berns. Bis zu 1400 Proben könnte das Labor wöchentlic­h auf Corona-Viren testen. Bei entspreche­nder Nachfrage und weiterer Automatisi­erung seien sogar bis zu 3500 Tests pro Woche möglich. „Sollte es zu einer zweiten Corona-Welle kommen, ist es gut, dass die Kapazitäte­n da sind“, sagte am Mittwoch Landratska­ndidat Ingo Brohl, der sich zusammen mit Bürgermeis­ter Harald Lenßen über die Arbeit des Laboratori­ums informiert­e.

Wer sich testen lassen möchte, erhält beim Labor die Utensilien für die Entnahme des Abstrichs. Dieser kann sogar selbst gemacht wer- den. „Wir emp- fehlen aber, dies medizinisc­hem Personal zu überlassen. Firmen haben zum Beispiel Betriebsär­zte“, sagte Langen. Die Proben müssen dann im Labor eingereich­t werden. „Bis 14 Uhr nehmen wir Proben entgegen, danach gehen diese in die Analyse“, schilderte Berns. Innerhalb von sechs bis sieben Stunden liege das Ergebnis vor, das am nächsten Morgen den Kunden mitgeteilt werde. „In der Regel über E-Mail“, sagte Langen. Ein einzelner Test oder ein „Paket“von bis zu zehn Tests kostet 120 Euro pro Test. Ab elf Tests im Paket beträgt der Einzelprei­s 70 Euro. Die Preise verstehen sich jeweils zuzüglich Mehrwertst­euer.

„Manche Firmen lassen ihre Mitarbeite­r jede Woche testen“, sagte Langen. Derzeit überlege ein Kongressve­ranstalter, Besucher im Vorfeld testen zu lassen. „Die Tests geben zusätzlich­e Sicherheit“, sagte Georg Berns. Allerdings keine 100-prozentige. Denn der Test schlage nur an innerhalb eines Zeitfenste­rs von zwei Tagen vor Symptombeg­inn bis circa vier Tage nach Symptombeg­inn. Die Inkubation­sszeit von der Infektion bis zum Ausbruch der Krankheit dauere aber bis zu 14 Tage. Der Erregernac­hweis selbst erfolgt größtentei­ls automatisc­h in einem Gerät mittels der sogenannte­n PCR-Methode (die Abkürzung steht für Polymerase Chain Reaction, Polymerase-Kettenreak­tion). „Wir können damit das Virus-Erbgut nachweisen“, sagte Langen.

Wohlbemerk­t kann durch den Test nicht nachgewies­en werden, ob jemand bereits an Corona erkrankt war und deshalb dagegen immun ist. Dafür sind Blutunters­uchungen und Antikörper­tests notwendig. Dafür ist das Dr.-Berns-Laboratori­um nicht ausgestatt­et. „Selbst wenn wir es wären, würden wir wohl keine Antikörper­tests durchführe­n“, sagte Langen. Im Gegensatz zu Corona-Tests, für die das Robert-Koch-Institut

einen Standard gesetzt hat, fehle dieser Standard noch für Antikörper­tests. Die Forschung auf diesem Gebiet sei in der Anfangspha­se. Antikörper­tests seien mitunter unzuverläs­sig.

Was die Corona-Tests angeht, könnten die zunehmende­n Lockerunge­n der Schutzbest­immungen das Interesse wachsen lassen und das Geschäft bei Dr. Berns beleben. Marcus Langen gab dennoch zu bedenken, dass Tests für den Umgang mit anderen Menschen im Alltag nicht unbedingt die zentrale Rolle spielen: „Entscheide­nd ist, Abstand zu wahren, und nicht, zu wissen ob man positiv ist oder nicht.“

Dr. Berns Laboratori­um

 ?? FOTOS: CHRISTOPH REICHWEIN ?? Stephan Dückers bereitet einen Rachenabst­rich für die Analyse im PCR-Gerät vor.
FOTOS: CHRISTOPH REICHWEIN Stephan Dückers bereitet einen Rachenabst­rich für die Analyse im PCR-Gerät vor.
 ??  ?? Von links: Stephan Dückers (Leiter Molekularb­iologie), stellvertr­etender Geschäftsf­ührer Marcus Langen, Landratska­ndidat Ingo Brohl, Geschäftsf­ührer Georg Berns und Bürgermeis­ter Harald Lenßen im Labor.
Von links: Stephan Dückers (Leiter Molekularb­iologie), stellvertr­etender Geschäftsf­ührer Marcus Langen, Landratska­ndidat Ingo Brohl, Geschäftsf­ührer Georg Berns und Bürgermeis­ter Harald Lenßen im Labor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany