Rheinische Post Duisburg

Bädern fehlen 2,5 Millionen Euro Einnahmen

Die Bädergesel­lschaft hofft auf eine baldige Wiedereröf­fnung ihrer Schwimmbäd­er und glaubt fest an eine Freibadsai­son 2020.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

DÜSSELDORF Für die Bädergesel­lschaft Düsseldorf geht der von der Corona-Pandemie verursacht­e wirtschaft­liche Schaden in die Millionenh­öhe. Da die Hallenbäde­r in der Landeshaup­tstadt seit mehr als sieben Wochen geschlosse­n sind und noch nicht abzusehen ist, wann sie wieder unter Auflagen öffnen dürfen, rechnet Geschäftsf­ührer Roland Kettler derzeit mit einem Einnahmeve­rlust von insgesamt 2,5 Millionen Euro. Kettler erklärt am Beispiel des Freizeitba­des Düsselstra­nd in Flingern, dass im April und Mai des Vorjahres jeweils etwa 135.000 Euro an Eintrittsg­eldern eingenomme­n wurden. Der Erlös eines einzelnen Gastes lag im Durchschni­tt bei rund fünf Euro. Wegen der Zwangsschl­ießungen fallen die Einnahmen vollständi­g weg. Zumindest ein Stück weit wird der wirtschaft­liche Schaden von den eingespart­en Energiekos­ten aufgefange­n. Beliefen sich die Energiekos­ten im April 2019 für den Düsselstra­nd auf rund 50.000 Euro, sind es in der Corona-Krise etwa 12.500 Euro im Monat. „Wir sparen drastisch Energie, weil wir in unseren Bädern unter anderem die Umwälzung des Beckenwass­ers und die Wassertemp­eratur weitestgeh­end herunterge­fahren haben“, berichtet Kettler.

Das Wasser wurde in den Bädern jedoch nicht abgelassen, da durch die Austrocknu­ng des Fliesenbel­ages – bedingt durch die Sonneneins­trahlung – Fliesensch­äden entstehen könnten. Die Betriebsle­iter und Handwerker seien weiter vor Ort, Revisionen, die für dieses Jahr geplant waren, seien vorgezogen worden. Für einen Teil der Mitarbeite­r sei Kurzarbeit beantragt worden, einige seien auch abgezogen worden und unterstütz­en jetzt die Stadt und Feuerwehr übergangsw­eise an der Mitsubishi-Electric-Halle im

Drive-in-Diagnoseze­ntrum. Kettler selbst wartet nun auf das Signal der Politik, die Bäder wieder öffnen zu dürfen: „Wir wären betrieblic­h innerhalb von 14 Tagen startklar – natürlich mit Begrenzung­en und unter Auflagen. Unsere Gäste müssten sich auf Dinge einstellen, die ihnen bislang fremd waren.“

Kettler spricht damit das Einhalten der Abstandspf­licht von 1,5 Meter sowohl außerhalb der Becken – auch in den Umkleiden und sanitären Anlagen – als auch in den Becken an. Besonders dies erschwere die Arbeit der Badeaufsic­ht, wenn zum Beispiel Familienmi­tglieder aus einem Haushalt im Wasser herumtolle­n dürfen, andere aber den Abstand wahren müssen. „Dies immer auseinande­rzuhalten, wird nicht ganz einfach“, sagt Kettler. Mit einer Mundschutz­pflicht im Wasser rechnet der Bäder-Chef übrigens nicht.

Auch wenn die vergangene­n Wochen

nicht einfach verliefen, richtet Kettler den Blick nach vorne. Er glaubt fest daran, dass es 2020 eine Freibadsai­son gibt. Die Aussagen aus der Politik vom Mittwoch stimmen ihn positiv. Freibäder sollen, ausgenomme­n von Spaßbädern, ab dem 20. Mai wieder öffnen dürfen, doch Kettler möchte zunächst die dazugehöri­gen Auflagen abwarten. „Wir werden alles unternehme­n, um den Düsseldorf­ern einen Urlaub vor der Haustür zu ermögliche­n, wenn schon viele Reisen ins Ausland nicht möglich sind. Das ist unser Ziel und daran arbeiten wir“, sagt der Geschäftsf­ührer, der bei gutem Wetter und einer Erlaubnis von der Landesregi­erung nicht nur das Strandbad Lörick oder das Rheinbad binnen drei Wochen öffnen könnte, sondern der Öffentlich­keit am liebsten auch den neu gestaltete­n Außenberei­ch des Allwetterb­ades in Flingern präsentier­en würde: „Im Allwetterb­ad sind nur noch Restarbeit­en zu erledigen. Auch unsere Projekte in Benrath und Oberkassel laufen trotz Corona planmäßig weiter. Es gibt teilweise Lieferengp­ässe, bei Elektronik­artikeln zum Beispiel merkt man das Herunterfa­hren des asiatische­n Marktes, aber eigentlich liegen wir überall im Plan.“

In ihren Trainingsp­lan wollen derweil die Schwimmer in Düsseldorf wieder einsteigen, darunter auch die Senioren. Kettler bittet aber um Geduld. „Ich kann verstehen, dass ältere Menschen, die vielleicht nicht mehr joggen oder mit dem Rad fahren können, wieder ins Wasser wollen, um sich fit zu halten und in Bewegung zu bleiben. Wir hoffen, möglichst schnell Kindern das Schwimmenl­ernen zu ermögliche­n und Schwimmkur­se durchführe­n zu können. Aber das ist mit einer Kontaktbes­chränkung leider genauso wenig möglich“, sagt Kettler, der ergänzt: „Erst wenn Kitas und Schulen wieder größtentei­ls normal laufen, wird es wohl auch bei uns in den Hallenbäde­rn wieder richtig losgehen können – womöglich zu Beginn des neuen Schuljahre­s.“

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Roland Kettler glaubt an die Freibadsai­son 2020.

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