40 bis 50 Millionen Bürger müssen die App nutzen, damit sie einen Nutzen hat
BERLIN Es kommt nicht oft vor, dass die Regierung für eigene Pläne Unterstützung der Linksfraktion im Bundestag dringend gebrauchen kann. Was die geplante und Überwachungsängste auslösende Corona-Warn-App betrifft, empfinden deren Entwickler bei der Deutschen Telekom und dem Softwarekonzern SAP die Einschätzung der Linken-Abgeordneten Anke Domscheit-Berg jetzt aber als wohltuend. Denn selbst die prominente Datenschutzaktivistin habe den transparenten Entwicklungsprozess gelobt, hieß es am Freitag in Unternehmenskreisen mit dem Unterton, dass es dann doch auch alle Gegner glauben müssten: Diese App soll ein Lebensretter sein und kein Spion.
Ein Grund für die positive Bewertung durch die Netzaktivistin ist, dass die bisherigen App-Arbeitsergebnisse von SAP und Telekom auf der internationalen Plattform für transparente Softwareentwicklung Github veröffentlicht und ein sogenannter Open-Source-Entwicklungsprozess eingeleitet wurde. Damit könne die gesamte IT-Community, inklusive Hacker und Chaos-Computer-Club,
in den Programmier-Code der App schauen, hatte Domscheit-Berg Mitte der Woche in einem Podcast des Bayerischen Rundfunks gesagt. Und noch viel mehr: Sie würden regelrecht ermutigt, sich zu beteiligen, Ideen zu liefern und mögliche Fehler zu finden. Das schaffe Vertrauen.
Ohne Vertrauen in den Staat, dass er keinerlei persönliche Daten – Telefonnummern, Bewegungsprofile, Fotos – bekommt und die versprochene Anonymisierung nicht rückgängig machen kann, hat die App keine Chance. Sie wird aber nur zur Eindämmung der Corona-Pandemie beitragen können, wenn sie möglichst viele Menschen – freiwillig – auf ihrem Smartphone herunterladen. Am besten etwa 40 bis 50 Millionen Bürger. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte in Berlin, die App solle rechtzeitig zur geplanten Rückkehr zur Reisefreiheit in Europa Mitte Juni fertig sein.
Und so soll sie funktionieren: Wenn sich Nutzer – in einem für die Infektion mit dem Virus möglichen Abstand und Zeitraum – begegnen und auf ihren Smartphones die Tracing-, also Rückverfolgungs-App heruntergeladen ist, werden über Bluetooth Zahlenfolgen (IDs) ausgetauscht, was wie ein digitaler Handschlag wirkt. Die App speichert den Kontakt für voraussichtlich 14 Tage – die maximale Inkubationszeit des Virus. Wer sich mit der Lungenkrankheit infiziert hat, kann diese Information in die App geben, die dann wiederum die per „digitalem Handschlag“gespeicherten