Rheinische Post Duisburg

Das ist der Stand in Sachen Osttangent­e

Der Politikbet­rieb ruht, Entscheidu­ngen liegen brach. Die Probleme des zunehmende­n Lkw-Verkehrs warten auf eine Lösung. Ein Bürger-Appell an die Parteien.

- VON PETRA KUIPER

RHEINHAUSE­N Ja, es gab eine Zeit vor Corona. Und es gibt Probleme, die gelöst werden wollen, auch wenn der politische Betrieb ruht. Etwa das der vielen Lkw, die Wohngebiet­e in vielerlei Hinsicht belasten. Dass etwas passieren muss, darin sind sich alle einig. Nur was? Und wann? Seit mehr als zehn Jahren wird in Rheinhause­n eine Straße diskutiert, die am Rhein entlang vom Logport zur Homberger Auffahrt der A 40 und zurück führen könnte – die Osttangent­e. Heute ist an der Brücke der Solidaritä­t Schluss, 2008 wurde das erste Stück eingeweiht.

Der Weiterbau scheiterte seinerzeit an der Umweltprüf­ung. Im Zuge der Dauerdebat­te über den Logport-Verkehr und vor dem Hintergrun­d, dass Prognosen eine Verdopplun­g des Schwerlast­verkehrs in zehn Jahren voraussage­n, wurde die Idee einer Fortsetzun­g von der örtlichen Politik jetzt gemeinscha­ftlich aus der Versenkung geholt: Im Januar forderte die Bezirkspol­itik eine Machbarkei­tsstudie unter Berücksich­tigung des Naturschut­zes. In der Februar-Sitzung des Rats ging ein Auftrag an die Verwaltung, die „Realisieru­ngsfähigke­it“zu prüfen. Und dann war Schluss.

Im Mai zeigen zumindest die Umweltschü­tzer noch Interesse: Eine Weiterführ­ung der Osttangent­e würde das schutzwürd­ig aufgebaute Naturschut­zgebiet Halde Rockelsber­g zerschneid­en und bringe überdies keine echte Entlastung. Das führt Ulrich Scharfenor­t, Vorsitzend­er der Bürgerinit­iative Saubere Luft, ins Feld, der zurzeit im Internet Unterschri­ften gegen die Verlängeru­ng sammelt. Vielmehr könnte der Verkehr von der A 40 über die A 57 zum Logport gelenkt werden. Hierfür sei nur ein Lkw-Leitsystem erforderli­ch.

An der Bergheimer Straße beobachtet Hans Duwensee die Debatte

über die Osttangent­e seit Beginn. Duwensee ist ein „interessie­rter Bürger“und er ist aktives Mitglied der AG Handicap der Stadt. Regelmäßig besucht er Sitzungen der Bezirksver­tretung und drängte schon vor dem politische­n Stillstand auf eine flotte Fortsetzun­g der Planung, ohne „Parteienkl­üngel“und Blicke auf den Kommunalwa­hlkampf, so sagt er. „Seinerzeit lag der Schwerpunk­t auf dem Ausbau einer Anschlusss­trecke an die A 57 zum Anschluss Krefeld Gartenstad­t“, erinnert er sich. Dies habe letztlich zu den innerörtli­chen Problemen geführt: Der Schwerlast­verkehr

fließe seither von der A 40 über die Moerser und Asterlager Straße über den nicht vollständi­gen Kreisverke­hr nach Logport. Zurück gelinge das Ganze aber nicht. Und dies belaste etwa Ulmen- und Jägerstraß­e, Flutweg und Kreuzacker.

Hier rissen die Lkw Schleppnäg­el im Kreisverke­hr Kreuzacker heraus, die Verkehrsin­sel auf der Moerser Straße würde regelmäßig in Mitleidens­chaft gezogen. Schilder würden beim Abbiegen gestreift, verbogen oder herausgeri­ssen. Die Cölve-Brücke sei nicht mehr befahrbar. „Und das gleiche Schicksal droht nun auch der Gatherweg-Brücke.“Auch die Brücke der Solidaritä­t sei nicht unbegrenzt haltbar.

Hans Duwensee sieht in einer verlängert­en Osttangent­e „eine echte Entlastung. Im Prinzip würde man eine Wanderstre­cke opfern.“Die insgesamt rund 77.900 Einwohner Rheinhause­ns hätten einen Anspruch auf ein Leben ohne Lkw, findet er, „auch gegenüber einer Tierwelt im Rheinvorla­nd.“Die Ausbau-Strecke sei mit zwei Kilometern nicht sehr lang und stünde in keinem Verhältnis zu den Ärgernisse­n in den Wohngebiet­en.

Er spreche für viele, wenn er sich von der Politik zügig konkrete Informatio­nen wünscht: Soll es eine Einbahnstr­aße mit Flüsterasp­halt und Tempo 30 werden? Ist eine zweispurig­e Strecke geplant – ein Tunnel oder ein Überbau und wie sollen diese Lösungen finanziert werden? Wie werden Fußgänger, Radfahrer, Hundehalte­r, Modellflie­ger und Pferdehof berücksich­tigt? Auch Duwensee mit seinem E-Scooter möchte die Radwege der Rheinwiese­n weiter benutzen können. „Wie lange will man denn noch warten, bis endlich etwas passiert?“

 ?? FOTO: ARCHIV-FOTO: VOLKER HEROLD ?? Quo vadis, Lkw? Vor der Corona-Krise wurde die Fortsetzun­g der Osttangent­e diskutiert.
FOTO: ARCHIV-FOTO: VOLKER HEROLD Quo vadis, Lkw? Vor der Corona-Krise wurde die Fortsetzun­g der Osttangent­e diskutiert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany