Rheinische Post Duisburg

Pinkwart: Tönnies-Hetzjagd beenden

Für Diskussion­en sorgt, dass Sigmar Gabriel Berater des Fleischkon­zerns war.

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BERLIN (anh/dpa) NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart fordert einen anderen Umgang mit dem Fleischfab­rikanten Clemens Tönnies: „Wir sollten die öffentlich­e Hetzjagd auf das Unternehme­n und den Unternehme­r Tönnies beenden“, sagte der FDP-Politiker unserer Redaktion. „Die Branche insgesamt kann nicht so weiterarbe­iten wie bisher, und auch aus dem Umgang mit der Corona-Krise müssen klare Schlussfol­gerungen gezogen werden. Dies hat Herr Tönnies eingeräumt, und er stellt sich seiner Verantwort­ung“, so Pinkwart.

Tönnies steht wegen des Corona-Ausbruchs und der Arbeitsbed­ingungen in seinem Schlachtho­f seit Tagen in der Kritik. Mehr als 1000 Mitarbeite­r infizierte­n sich, über den Kreis wurde ein teilweiser Lockdown verhängt. Nun wurde bekannt, dass der frühere Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel (SPD) als Berater für Tönnies tätig war. „Es gab ein dreimonati­ges Beratungsv­erhältnis mit Tönnies“, sagte Gabriel. Vom März bis Mai 2020 habe er für das Unternehme­n handelsrec­htliche Fragen klären sollen. „Ich kann an dem Beratungsv­erhältnis mit einem großen Arbeitgebe­r nichts Problemati­sches erkennen“, sagte Gabriel dem „Spiegel“. Tönnies mache nichts Verbotenes.

Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) nannte Gabriels Engagement dagegen „befremdlic­h und peinlich“. Gabriel halte die Hand auf und schade seiner Partei, hieß es bei den Grünen.

Der NRW-Wirtschaft­sminister sieht das anders: „Grundsätzl­ich ist es gut und richtig, dass Politiker nach Ende ihrer politische­n Laufbahn wieder berufstäti­g sind, dafür gibt es ja auch klare Spielregel­n zu Wartezeite­n und Transparen­z. Jeder muss dann für sich entscheide­n, welche Aufgabe zu ihm passt“, so Pinkwart.

Wirbel gibt es zudem um ein Video aus der Kantine des Schlachter­eibetriebs von Tönnies in Rheda-Wiedenbrüc­k, das mutmaßlich­e Verstöße gegen Corona-Prävention­sregeln zeigt. Nach der Veröffentl­ichung wurde einer Mitarbeite­rin der Cateringfi­rma gekündigt. Das Arbeitsger­icht Bielefeld verhandelt jetzt über die Wirksamkei­t der Entlassung.

Nordrhein-Westfalen, Wirtschaft

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