Rheinische Post Duisburg

Die Türkei beteuert: Wir sind ein sicheres Land

- VON HOLGER MÖHLE

BERLIN Mevlüt Çavusoglu, der Außenminis­ter der Türkei, hat sich mit schwerem Gepäck aufgemacht nach Berlin, weil dort „mein Freund Heiko“, Bundesauße­nminister Maas, arbeitet und es – gerade jetzt zu Corona-Zeiten – einiges zu besprechen gibt. Çavusoglu hat Tourismusm­inister Mehmet Ersoy mitgebrach­t. Ersoy soll mit Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier die Lage erörtern. Die Türken dringen darauf, dass die Bundesregi­erung ihre Reisewarnu­ng für die Türkei aufhebt. Der Tourismus ist eine der wichtigste­n Einnahmequ­ellen für die türkische Wirtschaft: fünf Millionen Besucher

aus Deutschlan­d allein im vergangene­n Jahr. Çavusoglu versichert: „Die Türkei ist ein sicheres Land.“Man habe der Bundesregi­erung „wichtige Daten“über die Lage im Lande überreicht.

„Freund Heiko“hört die Botschaft wohl, will aber nichts überstürze­n.

Deutschlan­d handele im Einklang mit den europäisch­en Partnern. Die sogenannte Positivlis­te jener Länder, in die deutsche Urlauber wieder reisen dürfen, werde alle 14 Tage überprüft. Auch für ein EU-Land wie Schweden gelte derzeit eine Reisewarnu­ng. „Wir wollen nicht, dass deutsche Urlauber mit dem Virus zurückkomm­en“, so Maas.

Womöglich tragen zur deutschen Skepsis auch Berichte bei, wonach deutsche Urlauber in türkische Krankenhäu­ser sogar zwangseing­ewiesen würden. Mehr noch: Sie würden dort mit Medikament­en behandelt, die in Deutschlan­d nicht zugelassen seien. Çavusoglu weist den Vorwurf zurück: „Kein Tourist wird gezwungen, dieses eine oder das andere Medikament zu nehmen.“Niemand werde in der Türkei zu einer medizinisc­hen Behandlung gezwungen, die er nicht wolle. Der Vorsitzend­e der Türkischen Gemeinde in Deutschlan­d, Gökay Sofuoglu, sagte unserer Redaktion:

„Die Reisewarnu­ng für die Türkei ist nicht gerechtfer­tigt, wenn sie für andere Staaten mit großer Corona-Problemati­k nicht mehr gilt. Das deutsch-türkische Verhältnis ist aktuell wie immer: Es steht auf der Kippe, kann sich aber sehr schnell ändern, wenn Deutschlan­d seine Staatsange­hörigen reisen lässt.“

Doch die Menschen bräuchten Klarheit, so Sofuoglu: „Wer als Deutscher in die Türkei in Urlaub fährt oder dort Familie besuchen will, muss wissen, was ihn dort erwartet. Der Quarantäne-Zwang bei Rückkehr nach Deutschlan­d hält manchen Urlauber oder Besucher von einer Türkei-Reise ab.“Das Angebot der türkischen Seite, deutsche

Urlauber vor ihrem Rückflug nach Deutschlan­d kostenlos auf Corona zu testen, habe Bewegung in die Sache bringen sollen. Sofuoglu: „Schade, dass sich dabei bislang nichts bewegt hat.“

Wann der Bundesauße­nminister denn endlich in die Türkei komme, wird er gefragt. Çavusoglu habe ihn doch eingeladen. Maas ist erst einmal mit der deutschen EU-Ratspräsid­entschaft und dem deutschen Vorsitz im UN-Sicherheit­srat beschäftig­t, aber er würde sich freuen, wenn er „in absehbarer Zeit“in die Türkei käme. Çavusoglu schmunzelt, als wollte er sagen: Wenn dann die deutsche Reisewarnu­ng aufgehoben ist, umso besser.

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FOTO: AP Die Außenminis­ter Heiko Maas (l.) und Mevlüt Çavusoglu begrüßten sich in Berlin coronakonf­orm.

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