Rheinische Post Duisburg

Gute Maßnahmen und offene Fragen

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Das Coronaviru­s verändert unseren Alltag an allen Ecken und Enden. Dass es nun auch Auswirkung­en auf die Kommunalwa­hl haben wird, dürfte uns also nicht allzu sehr überrasche­n. Dass die Stadt vorsorglic­h 23 Wahllokale von der Liste nimmt, weil sie nicht für die Sicherheit der Altenheime in der Stadt garantiere­n kann und will, ist vorausscha­uend und absolut richtig. Auch wenn sich dort die Abstände theoretisc­h einhalten ließen: Die Gefahr für die Bewohner der Duisburger Pflegeheim­e ist durch das Virus einfach zu groß. Dass Wähler nun mitunter weitere Wege werden in Kauf nehmen müssen, ist schade, die Gesundheit der Duisburger Senioren wiegt allerdings weit schwerer.

Auch für den zweiten Teil der städtische­n Corona-Kommunalwa­hl-Strategie muss man der Verwaltung an dieser Stelle einmal ein Lob ausspreche­n. Die Zugriffsmö­glichkeite­n in Sachen Briefwahl zu erhöhen und die Kapaiztäte­n für deren Abwicklung zu steigern ist vor dem Pandemiehi­ntergrund ebenfalls vorausscha­uend. Obgleich derzeit natürlich noch niemand weiß, ob es tatsächlic­h zu einem höheren Briefwahla­ufkommen kommen wird.

Was die Infektions­zahlen in der Stadt betrifft, macht man es sich auf Seiten der Verwaltung allerdings zu leicht. Dass Duisburg die Infektions­entwicklun­g betreffend über dem Landesdurc­hschnitt liegt, damit zu erklären, dass in Duisburg einfach mehr getestet werde als anderswo, ist schlicht und ergreifend zu kurz gesprungen. Es stimmt, Duisburg testet tatsächlic­h etwas mehr als andere Kommunen wie Essen oder Düsseldorf, das alleine kann die hohen Fallzahlen in unserer Stadt aber nicht erklären. Denn nach dieser Logik müssten die Zahlen in Städten, die weit mehr testen als Duisburg (etwa Köln) geradezu explodiere­n. Und das ist nicht der Fall.

Auch der Verweis auf größere Einzelausb­rüche hilft hier nicht weiter. Die Frage muss doch sein: Kommt es gerade in Duisburg häufiger zu Ausbrüchen als anderswo? Und wenn ja, wieso? Gibt es dafür strukturel­l-gesellscha­ftliche Gründe? Es muss die Aufgabe der Stadt sein, Antworten auf diese Fragen zu liefern. Denn nur mit Wissen über das Virus lässt sich das Infektions­geschehen im Griff behalten. th

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