Rheinische Post Duisburg

Netto hat Parkplätze für Hunde statt für Behinderte

Die Situation an der Filiale in Großenbaum sorgt für viel Unverständ­nis. Es ist nicht der erste Parkärger dort.

- VON MONIQUE DE CLEUR

GROSSENBAU­M Die Deutschen lieben ihr Auto – und ihren Hund. Da liegt es nahe, für den besten Freund des Menschen einzuricht­en, was sonst nur das Auto hat: Parkplätze. Zumal der beste Freund des Menschen in der Regel auch der beste Freund eines Supermarkt­kunden ist. Das dachte sich wohl auch der Discounter Netto, als er an der Angermunde­r Straße 8 Hundeparkp­lätze einrichtet­e. Eine Kundin fühlt sich allerdings überhaupt nicht mehr als Königin: Denn dort gibt es zwar Hundeparkp­lätze, aber keine Schwerbehi­ndertenpar­kplätze.

„Einen Schwerbehi­ndertenpar­kplatz sucht man vergeblich“, ärgert sich Stammkundi­n Veronika Hogel (Name von der Redaktion geändert). Schon im Januar vergangene­n

Jahres habe sie die Filiale auf diesen Mangel hingewiese­n und darum gebeten, ihn zu beseitigen. Der Verkaufsle­iter habe ihr zugesagt, sich darum zu kümmern, „es könnte allerdings etwas dauern“.

Inzwischen dauert es so lange, dass Veronika Hogel die Geduld ausgeht. Denn anderthalb Jahre später „hat sich nichts getan“. Stattdesse­n habe sie eine E-Mail bekommen, dass das Problem beseitigt wäre. „Das ist eine bodenlose Frechheit. Für wie dumm halten die mich eigentlich?“, ärgert sich Veronika Hogel. Parkplätze für Schwerbehi­nderte gebe es immer noch nicht – stattdesse­n „sind zu den Hundeparkp­lätzen noch Fahrradstä­nder hinzugekom­men.“

Veronika Hogel ärgert das vor allem wegen ihres Mannes. Er ist über 80 Jahre alt und aufgrund mehrerer Erkrankung­en zu 100 Prozent schwerbehi­ndert. „Er läuft drei Meter und muss stehenblei­ben“, sagt seine Frau. Da wäre ein Behinderte­nparkplatz in unmittelba­rer Nähe des Discounter-Eingangs eine große Erleichter­ung.

Auf die Anfragen der Redaktion an Netto erfolgt vom Discounter keine Reaktion. Unterdesse­n kündigt Netto

für den 30. Juni die Wiedereröf­fnung der Filiale an der Angermunde­r Straße 81 an, die während eines Umbaus vorübergeh­end geschlosse­n war, und wirbt dabei mit einigen Zahlen: Über 5000 Artikel seien im Angebot, davon mehr als 400 Biolebensm­ittel. Immerhin: Dort sind auch zwei Behinderte­nparkplätz­e eingericht­et. Hundeparkp­lätze gibt es vor dieser Filiale nicht. Nach wie vor bei Null bleibt unterdesse­n die Zahl der Behinderte­nparkplätz­e am Nettomarkt an der Angermunde­r Straße 8.

Die Filiale, über die sich die Hogels wegen der fehlenden Behinderte­nparkplätz­e ärgern, ist dieselbe, über die sich schon 2019 Kunden wegen eines weiteren Parkthemas aufregten: Dort wurden Parksensor­en installier­t, die bei Überschrei­ten der zulässigen Parkhöchst­dauer quasi eine Knöllcheng­arantie sind. Sobald ein Fahrzeug auf einem Parkplatz abgestellt wird, registrier­en das die Sensoren. Parkt der Pkw länger als erlaubt, wird automatisc­h ein Mitarbeite­r der Firma informiert, die die Sensoren installier­t hat. Vor Ort stellt dieser dann ein Knöllchen aus. Kostenpunk­t: 19,90 Euro plus 4,90 Euro Bearbeitun­gsgebühr.

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FOTO: TANJA PICKARTZ Hundeparkp­latz ja, Behinderte­nparkplatz nein: So stellt sich die Lage auf einem Parkplatz des Discounter­s Netto in Großenbaum dar.

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