Keine Garantie von der Versicherung
Die Ankündigung der Allianz, ab 2021 keine Beiträge mehr zu garantieren, hat viele Kunden verunsichert. Der anhaltende Niedrigzins tut sein Übriges. Was also tun?
DÜSSELDORF Die Lebensversicherer geben ihren Kunden immer weniger Sicherheit. Das zeigt nicht nur das Beispiel der Allianz. Eben erst hat der Marktführer mit der Nachricht für Aufsehen gesorgt, dass die eingezahlten Beiträge ab 2021 nicht mehr im vollen Umfang garantiert werden.
Altersvorsorge per privater Lebensoder Rentenversicherung wird somit riskanter. Angesichts der absolut niedrigen Zinsen für sichere Anlagen glauben Experten, dass die Lebensversicherung sich aber immer noch für ein langfristiges Sparen zur Altersvorsorge eignet: „Die klassische Lebensversicherung spielt im Neugeschäft bei den Versicherern schon lange keine Rolle mehr. Aktuell werden Produkte der neuen Klassik angeboten, die bereits eingeschränkte Garantien haben“, erläutert Lars Heermann von der Ratingagentur Assekurata aus Köln.
„Die Ankündigung der Allianz Lebensversicherung, ab 2021 auch bei diesen Produkten keine volle Beitragsgarantie mehr zu geben, dürfte Signalwirkung für die Branche haben“, ist der Analyst überzeugt. Damit fiele die letzte Bastion der Garantie.
Bei Verträgen, die am Ende der Laufzeit die eingezahlten Beiträge garantieren, müsse das Kapital heute sehr konservativ angelegt werden. Da es aber für sichere Anlagen kaum noch Zinsen gibt, sei eine seriöse Kalkulation für die Assekuranzen nicht mehr möglich. Damit dürften bald auch Riester-Verträge, die gesetzlich den Beitragserhalt vorschreiben, und Betriebsrenten problematisch werden. Deshalb fordert der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, hier die gesetzlichen Regelungen zu ändern. Auch die Aufsichtsbehörde drängt die Lebensversicherer seit einiger Zeit, ihre Garantien möglichst zu reduzieren. „Das anhaltende Niedrigzinsumfeld stellt für die Lebensversicherer weiterhin eine Herausforderung dar“, sagt Norbert Pieper von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin).
Bei klassischen Lebensversicherungen gab es eine feste jährliche Garantie, die inklusiv weiterer Überschüsse aus Kapitalanlagen jährlich festgeschrieben wurde. Seit Jahren sinkt bereits der Höchstrechnungszins. Zur besten Zeit hatte die mögliche Höchstgarantie vier Prozent betragen. Aufgrund der aktuellen Niedrigzinsphase liegt sie nun bei 0,9 Prozent. Marktführer Allianz hat das Produkt „Perspektive“im Angebot. Hier gibt es in der Ansparphase gar keine Garantie. Dafür garantiert die Münchener Assekuranz noch bis Ende 2020, dass die Beiträge sicher sind, wenn der Vertrag bis zum Ende der Laufzeit durchgehalten wird. Die Gothaer garantiert bereits nur noch 90 Prozent der Beiträge.
„Je geringer die Beitragsgarantie ist, desto offensiver kann der Lebensversicherer das Geld am Kapitalmarkt anlegen, etwa in Infrastrukturprojekte“, sagt Lars Heermann von Assekurata. Dadurch stiege die Chance auf eine höhere Rendite. Gleichzeitig würden Lebens- oder Rentenversicherung aber auch ein Stück riskanter: Wirtschaftet der Versicherer schlecht, kann der Kunde sogar einen Teil der eingezahlten Beiträge verlieren. Zusätzliche private Altersvorsorge wird somit immer schwieriger. Daher sollten vor Abschluss unbedingt Fachleute konsultiert werden.