Eine Geige, die glühen, leuchten und brummen kann
Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin unter Robin Ticciati gastierte in der Tonhalle. Solistin war die georgische Geigerin Lisa Batiashvili.
DÜSSELDORF Für den englischen Dirigenten Robin Ticciati und sein Deutsches Symphonie-Orchester Berlin ist Mozarts „Zauberflöten“-Ouvertüre offenbar ein schon ganz und gar romantisches Musikstück. Zu Beginn des Gastspiels in der Tonhalle dehnte und stauchte er bereits in der langsamen Einleitung der Ouvertüre das Tempo, machte große, spannungsreiche Generalpausen zwischen den Fanfarenstößen und heizte das Tempo der schnellen Tonrepetitionen des Hauptthemas gehörig an. Das war eigensinnig, hatte aber Pfiff und Charakter. Als es Ticciati in der Mitte zu langsam wurde, führte das plötzliche Wiederaufgreifen des schnellen Tempos dann allerdings zu unüberhörbaren Wacklern im Zusammenspiel des Orchesters.
Erfreulicherweise gab es keine derartigen Differenzen zwischen dem Dirigenten, seinem Orchester und der Violin-Solistin Lisa Batiashvili bei Sergej Prokofjews erstem Violinkonzert. Mit geradezu jugendlichem Elan kam das vielgestaltige Werk daher. Selige Melodien wechselten sich ab mit Jahrmarktmusik wie bei Igor Strawinsky; schwerelose, bisweilen süße Klänge standen neben bäuerlich-robusten Tönen.
Das Orchester lieferte diese Kontraste mit Hingabe, begleitete mal dezent wie mit einem einzigen Bogenhaar, mal mit der klanglichen Wucht eines großen sinfonischen Klangkörpers. Auf dieser Basis konnte die Solistin die höchsten Töne auf der E-Saite ihrer edlen Guarneri-Violine glühen und leuchten lassen, Melodien zu schier unendlichen Linien formen und bisweilen auch die tiefe G-Saite brummen und donnern lassen. Jede Faser ihrer Virtuosität stellte sie in den Dienst der musikalischen Vielschichtigkeit der Komposition, die Prokofjew vor gut 100 Jahren mit Mitte 20 schrieb. Und doch fügte die geborene Georgierin Batiashvili alles zu einer sich logisch entwickelnden Musik zusammen.
In seinem Jubiläumsjahr durfte Ludwig van Beethoven nach der Pause natürlich nicht fehlen. Das Deutsche Symphonie-Orchester
Berlin spielte die seltener auf den Programmen stehende vierte Sinfonie in B-Dur, ohne dass Robin Ticciatis Interpretation sonderliches Aufsehen erregen konnte. Den modernen Streichinstrumenten standen einige historisch nachgebaute Hörner und Trompeten gegenüber. Das ergab bisweilen eine gewisse Unausgewogenheit im Gesamtklang. Alles andere wurde zuverlässig absolviert.