Tennis geht ohne Plan in die Pause
Nach dem Saisonende ist weiter unklar, wann und wo es 2021 weitergeht.
LONDON (dpa) Er plumpste nicht auf den Hallenboden wie andere Tennisprofis. Er streckte nicht mal die Arme in die Höhe und machte auch keinen Luftsprung. Daniil Medwedew zeigte nach seinem imposanten Titel bei den ATP-Finals kaum eine Regung. „Ich feiere meine Siege nicht“, erklärte der 24-Jährige, „das ist einfach mein Ding.“Der Russe im blau-weißen Konfettiregen und mit dem mächtigen Silberpokal – das sind die letzten Szenen, die vom Tennis-Jahr 2020 in Erinnerung bleiben. Mit Medwedew ist sicher auch 2021 zu rechnen. Doch wann sich die Nummer vier der Welt nach dem abwechslungsreichen 4:6, 7:6 (7:2) 6:4 in London gegen den österreichischen US-Open-Gewinner Dominic Thiem wieder beweisen darf, das weiß auch er nicht.
Der Saisonauftakt in Australien ist fest etabliert. Doch wie das neue Jahr für die Tennisprofis beginnt, war direkt nach dem Ende des alten noch unklar. Und die Pause ist länger als sonst. Normalerweise hätte an diesem Montag die Davis-Cup-Endrunde in Madrid begonnen, mit 18 Mannschaften, darunter Deutschland. Doch der Team-Wettbewerb ist aufgrund der Pandemie längst abgesagt. Angelique Kerber hat schon seit zwei
Monaten kein Match mehr bestritten. Mit Medwedew und dem Österreicher Thiem verabschiedeten sich nun auch die letzten Profis mit erheblicher Ungewissheit in den Urlaub. Die Frage, wie sie ihre Vorbereitung bestreiten, können auch sie noch nicht beantworten.
Sowohl die ATP bei den Herren als auch die WTA bei den Damen haben noch keinen Turnierkalender für das Jahr 2021 veröffentlicht. Bald beantwortet werden müsste die drängende Frage, ob die Australian Open wie geplant vom 18. bis 31. Januar stattfinden oder nach hinten rücken.
Knackpunkte sind die Einreise-Erlaubnis und die notwendige Quarantäne und damit die Corona-Politik im Bundesstaat Victoria, zu dem Melbourne gehört. „Stand jetzt dürfen wir frühestens am 1. Januar nach Australien einreisen. Ich glaube auch, dass es sich noch nach hinten verschieben kann“, sagte Thiem am Sonntag. Ursprünglich sollte der Tennis-Tross Mitte Dezember aus der ganzen Welt nach Australien reisen und schon Weihnachten dort verbringen. Die Profis sollten sich in einem Resort in eine Quarantäne begeben, Training wäre erlaubt.
Mit einer Einreise im Januar und der 14-tägigen Quarantäne wäre der Zeitraum vor dem ersten GrandSlam-Turnier extrem kurz und ein Vorbereitungsturnier unmöglich. Wie die Zeitungen „The Age“und „Sydney Morning Herald“am Montag berichteten, umfassen die Überlegungen auch, die Qualifikation zu streichen, damit weniger Spieler einreisen, und dann eine Woche später loszulegen.
Der spanische Weltranglisten-Zweite Rafael Nadal mahnte zur Geduld. Das Tennis könne Australien nicht vorschreiben, was das Beste fürs Land sei, sagte der spanische French-Open-Champion in London. „Wir müssen einfach flexibel sein und einen Weg finden, so viele Turniere wie möglich im kommenden Jahr zu spielen.“
Auf eins können sich Fans aber schon freuen: Roger Federer plant nach seinen Knie-Operationen, im kommenden Jahr zurückzukehren.