Effekt von Beschränkungen nach 14 Tagen sichtbar
DÜSSELDORF Bund und Länder haben sich auf neue, vorübergehende Kontaktbeschränkungen geeinigt, um die Corona-Fallzahlen zu senken. Ob die Maßnahmen wirken, lässt sich jedoch erst in einigen Tagen sagen. „Der Effekt von Kontaktbeschränkungen wird erst nach etwa 14 Tagen sichtbar“, sagt Jörg Timm, der Leiter der Virologie am Uniklinikum Düsseldorf. Das Helmholtz-Institut für Infektiologie hat errechnet, dass durch die November-Maßnahmen die Kontakte um 40 Prozent zurückgegangen sind. Nach etlichen Simulationsrechnungen wie etwa des Forschungszentrums Jülich müsste die Zahl der Neuinfektionen schon jetzt unter 10.000 liegen. Das Virus ist entweder stärker ansteckend als bisher simuliert, oder die Kontakte sind nicht ausreichend reduziert worden.
„Anhand der Entwicklung der Infektionszahlen wird man davon ausgehen müssen, dass es weiter Kontakte gibt, die zu Infektionen führen“, erklärt Timm. Daraus ergibt sich, dass es aus virologischer Sicht richtig ist, in Läden, bei privaten Treffen, Restaurants und dem Besuch kultureller Veranstaltungen weiter auf die Kontaktbeschränkungen zu bestehen und sie in Teilen zu verschärfen. „Lockerungen sind dann begründbar, wenn der Inzidenzwert
deutlich sinkt und sich idealerweise der Zahl 50 nähert“, sagt der Bonner Klinikprofessor Martin Exner, der die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene leitet. Derzeit liegt die Inzidenz, also die Zahl der wöchentlichen Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner mit 137,8 noch weit darüber.
Es ist das Zusammenspiel der neuen Maßnahmen, die Ministerpräsidenten und Kanzlerin am Mittwoch beschlossen haben, das jetzt einen Effekt auf die Ansteckungen haben könnte. „Die Stärke des Effekts von Einzelmaßnahmen kann man nicht auf einer wissenschaftlichen Grundlage bewerten“, sagt Timm. Letztlich komme es auf das individuelle Verhalten aller Mitglieder unserer Gesellschaft an.
Der Virologe Alexander Kekulé blickt diesbezüglich wenig optimistisch auf Weihnachten. „Wenn wir jetzt an Weihnachten die Infektionen über die Familie an die ältere Generation weitergeben, könnte das eine Katastrophe geben“, sagte der Professor der Universität Halle-Wittenberg der „Abendzeitung“. Er sei deshalb für Schnelltests, die jedem zur Verfügung gestellt werden sollten. „Es gibt viele Familien, in denen eine Person einfach nicht anders kann, als vorher noch zu arbeiten“, sagte er. Familienfeiern im großen Kreis mit mehreren Generationen sieht er mit Sorge.