Rheinische Post Duisburg

An diesen Orten in Duisburg ist es laut

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Es rumpelt, es rauscht, es rumort: Der Lärmaktion­splan erklärt, welche Maßnahmen die Stadt ergreifen will. Noch bis zum 30. November können sich Bürger beteiligen.

(akal) Der Lärm zieht sich durch die ganze Stadt. Wie Adern ziehen sich die stärksten Lärmquelle­n kreuz und quer durch Duisburg, viele Hauptverke­hrsstraßen werden von mehreren Millionen Fahrzeugen pro Jahr befahren. Die Stadt Duisburg überarbeit­et jetzt ihren Lärmaktion­splan, noch bis zum 30. November können sich Bürger beteiligen. Die Autobahnen sind laut, auch die Schienenwe­ge der Haupteisen­bahnstreck­en machen deutlichen Lärm, wie die „Strategisc­he Lärmkarte“zeigt. Knallrot ist es auch rund um die Häfen und die sogenannte­n IED-Anlagen, also Industrieu­nd Gewerbeanl­agen, die nach europäisch­en Industrie-Emissionsr­ichtlinien betrieben werden. Hier werden gleich ganze Flächen als Lärmquelle ausgewiese­n.

Auf der A 3 verkehren bis zu 50 Millionen Fahrzeuge pro Jahr, Anwohner der Friedrich-Ebert-Straße in Walsum können stellenwei­se über zwölf Millionen Fahrzeuge jährlich vorbeifahr­en sehen – mehr als auf der B 288 am anderen Ende der Stadt, wo „nur“rund neun Millionen Kraftfahrz­euge binnen zwölf Monaten gezählt werden. Stark belastet sind außerdem die Ruhrorter Straße (bis zu neun Millionen), die Kardinal-Galen-Straße (bis zu acht Millionen) und die Brücke der Solidaritä­t (13 Millionen).

Kleinere rote Adern als Zeichen von Lärmbeläst­igung ziehen sich aber durch jeden Bezirk, jeden Stadtteil. Festgestel­lt wurden 144 Belastungs­schwerpunk­te. Dort liegt der Lärmpegel Tag und Nacht über 70 Dezibel oder nachts über 60. Betroffen sind nach Angaben der Stadt bei diesen Schwelleng­renzen insgesamt 12.000 Bürger – 5000 von Straßenver­kehrslärm und 7000 von Schienenve­rkehrslärm. Von mehr als 55 Dezibel Straßenver­kehrslärm sind jedoch 57.600 Tag und Nacht betroffen - jeder zehnte Duisburger. Sie gelten nach den Europäisch­e Richtlinie­n aber nicht als

Lärmschwer­punkt, auch wenn der Krach mürbe macht. Ähnlich sieht es beim Schienenve­rkehr aus: Von 55 Dezibel sind 58.200 Bürger betroffen. Mehr als 75 Dezibel bekommen nach den Tabellen im Lärmaktion­splan noch 700 Duisburger ab.

Zum Vergleich: 55 Dezibel, das ist so laut wie Regen, ein Gespräch oder ein Kühlschran­k. 65 Dezibel sind gefühlt schon doppelt so laut, Verursache­r ist etwa Straßenver­kehr. Der Rasenmäher liegt bei 75 Dezibel und Discos brachten es vor dem Lockdown auf 110 Dezibel. Gesundheit­sgefährden­d gilt Lärm ab 60 Dezibel, wenn er länger auf das Gehör einwirkt.

Vom Lärm sind auch Schulen und Krankenhäu­ser betroffen: 400 Schul- und 54 Krankenhau­sgebäude bekommen 55 Dezibel und mehr ab, 100 Schulgebäu­de sogar 65 Dezibel.

Der Lärmaktion­splan, der alle fünf Jahre aktualisie­rt werden muss, ist nach Ansicht der Autoren aber auch eine Erfolgsges­chichte: 149 Belastungs­schwerpunk­te seien abgebaut worden. Geholfen haben dabei

lärmminder­nder Asphalt, Schallschu­tzwände an Autobahnen und Bahnstreck­en, Schallschu­tzfenster für Anwohner, der Ausbau von Radwegen und Kreisverke­hren, Tempolimit­s und weitere Projekte.

Kritiker des Lärmaktion­splans bemängeln indes, dass er vor allem auf Berechnung­en mit einem Lärmsimula­tionsprogr­amm basiert und nicht auf tatsächlic­hen Messungen. Für die Berechnung des Umgebungsl­ärms der Hafenanlag­en liegen gar keine Emissionsd­aten vor, bekennen denn auch die Autoren. Die alternativ benutzte Methode führe jedoch zu einer Überschätz­ung des tatsächlic­hen Lärms, heißt es im Plan.

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GRAFIK: DENISE OHMS/QUELLE: STADT DUISBURG Die Lärmkarte der Stadt Duisburg zeigt die besonders stark frequentie­rten Autobahnen, Straßen und Bahnstreck­en.
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Das notdürftig geflickte Kopfsteinp­flaster an der Oberhauser Straße in Obermeider­ich macht Krach.

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