Rheinische Post Duisburg

Handel hält neue Obergrenze für falsch

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Der Einzelhand­el in Duisburg kritisiert die Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern. Große Geschäfte, wie der Knüllermar­kt und Ikea, müssen die zulässige Kundenzahl nun erneut begrenzen.

(jap) Der Einzelhand­el in Duisburg kritisiert die am Mittwoch vereinbart­en Beschlüsse von Bund und Ländern zur geplanten Verschärfu­ng der Kundenzahl­en in Geschäften über 800 Quadratmet­ern Verkaufsfl­äche. Zwar bleiben Läden in der Vorweihnac­htszeit geöffnet, die neuen Einschränk­ungen in der Corona-Krise würden aber zwangsläuf­ig zu langen Schlangen und einem Rückgang der Kauflust in der Innenstadt führen.

Nach wie vor gilt, dass sich in einem Geschäft mit einer Verkaufsfl­äche von bis zu 800 Quadratmet­ern insgesamt höchstens eine Person pro zehn Quadratmet­er Verkaufsfl­äche aufhalten darf. Neu hingegen ist geplant: Überschrei­tet die Verkaufsfl­äche die Grenze von 800 Quadratmet­ern, darf für die übersteige­nde Fläche höchstens eine Person pro 20 Quadratmet­er in den Laden gelassen werden.

Von den rund 2200 Geschäften im Duisburger Stadtgebie­t fallen laut Handelsver­band Niederrhei­n etwa 80 Prozent unter die 800-Quadratmet­er-Grenze. Warenhäuse­r wie die von Galeria Karstadt und der Knüllermar­kt an der Münzstraße sind aber von der Neuregelun­g betroffen. Außerhalb der City müssen Möbelhäuse­r wie Ikea oder etwa auch 13 von 18 Edeka-Filialen die zulässige Kundenzahl neu begrenzen.

Im Beschluss heißt es außerdem, dass für Einkaufsze­ntren die jeweilige Gesamtverk­aufsfläche anzusetzen sei. Forum und Königsgale­rie – aber auch etwa das Mercator Center in Obermeider­ich und das Marxloh Center – müssen deshalb die bisherigen Kapazitäts­grenzen heruntersc­hrauben.

„Der Einzelhand­el verhungert an der offenen Ladentür“, mahnt Doris Lewitzky, Geschäftsf­ührerin des Handelsver­bandes Niederrhei­n. Als kontraprod­uktiv und „nicht zu Ende gedacht“bezeichnet sie die neue Quadratmet­er-Obergrenze, die den Kundenstro­m im Laden regulieren soll.

Es gebe keinen sachlichen Grund, so der Handelsver­band, unterschie­dliche Regelungen für Verkaufsfl­ächen über und unter 800 Quadratmet­ern zu erlassen. Vielmehr hätten sich Hygienekon­zepte im Handel sowohl in kleinen wie auch in größeren Räumlichke­iten von Geschäften, Supermärkt­en und Einkaufsze­ntren bewährt.

Doris Lewitzky fürchtet vor allem lange Warteschla­ngen vor Geschäften. Zum einen, weil sie ein zusätzlich­es Hemmnis für den Gang in die Innenstadt sein könnten, gerade wenn große Frequenzbr­inger betroffen sind. Der innerstädt­ische Einzelhand­el leidet massiv unter Umsatzverl­usten, auch die Kundenfreq­uenz liegt laut Handelsver­band 43 Prozent unter dem Vorjahresw­ert im November (die RP berichtete).

Zum anderen, weil Warteschla­ngen neue Gelegenhei­ten für Ansteckung­en schaffen. Dabei ist die Sorge vor einer Corona-Infektion ein großes Hemmnis für den stationäre­n Handel. Das zeigte jüngst auch eine Umfrage der FOM Hochschule für Ökonomie & Management. Ein Großteil der Duisburger fühle sich beim Weihnachts­einkauf in der Innenstadt trotz Hygiene-Maßnahmen nicht sicher, so das Ergebnis. Um Menschenan­sammlungen zu vermeiden, plane jeder dritte Befragte, Geschenke häufiger als sonst im Internet zu bestellen.

Dass mit der neuen Beschränku­ng die Kauflaune zurückgeht, befürchtet auch Petra Manoah, Inhaberin des Knüllermar­ktes. Sie bezeichnet die Verschärfu­ng als „heftig“, gerade weil im Handel „verantwort­ungsvoll“mit der Pandemie-Situation umgegangen werde.

Lange Schlangen habe es in den vergangene­n Tagen vor dem Dekoparadi­es mit 3000 Quadratmet­ern und 30.000 Weihnachts­artikeln regelmäßig gegeben – auch weil Manoah nach eigenen Angaben für das Einkaufser­lebnis die Obergrenze nicht ausgereizt hatte. Mit der neuen geplanten Maßnahme müsse sie nun die zulässige Zahl weiter reduzieren, was zu noch längeren Schlangen führen werde.

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FOTO: AREND Ein Bild vom 14. November: Eine Schlange wartet auf den Einlass in den Knüllermar­kt. Mit den neuen Corona-Regeln droht ein solches Bild häufiger.

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