Zusammenhalt wie im Familienbetrieb
Die Brot- und Feinbäckerei Wiedemann in Rumeln-Kaldenhausen feiert in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen. Das Team rund um Bäckermeister Peter Wiedemann agiert wie eine Familie.
RUMELN-KALDENHAUSEN „Habt ihr eigentlich kein Zuhause?“, ruft Peter Wiedemann ins Freie und kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Auf dem Hof hinter seiner Bäckerei an der Buchenstraße dekorieren zwei seiner Mitarbeiterinnen einen Hänger mit Weihnachtsschmuck. Freiwillig – eigentlich haben die Damen heute frei. Wiedemann ist zu diesem Zeitpunkt schon über acht Stunden auf den Beinen, sein Dienst beginnt um 3 Uhr in der Früh. Berufsbedingt ist der Bäckermeister ein notorischer Frühaufsteher. Die Leidenschaft für sein Handwerk macht sich bezahlt: Die Brot- und Feinbäckerei Wiedemann kann in diesem Jahr auf 60 Jahre Familienbetrieb zurückblicken.
Im November 1960 legten Wiedemanns Eltern – Hans und Anneliese – den Grundstein für den Betrieb. „Mein Opa fragte damals meinen Vater: Traust du dich, dich selbstständig zu machen?“, erzählt Wiedemann. Er traute sich. Hans Wiedemann verkaufte seinen Motorroller für die ersten Zutaten, jahrelang fuhr das Team die Backwaren aus – Abnehmer gab es zahlreiche. Erst 18 Jahre später, 1978, entstand die erste Filiale an der Buchenstraße. Peter Wiedemann war damals 17 Jahre alt, ging hier in die Lehre.
„Am Eröffnungstag war es brechend voll, die Filiale ist sofort gut angenommen worden“, erinnert er sich. Konkurrenz in Form von großen Ketten gab es damals noch nicht. 1980 übernahm die Familie zusätzlich die Bäckerei Jakob Billen an der Düsseldorfer Straße – „die beste Entscheidung, die meine Eltern getroffen haben“, findet der Bäckermeister.
Es klopft. Peter Wiedemann öffnet die Hintertür, ein Mitglied des
Duisburger Sozialvereins „Bürger für Bürger“betritt den Raum. So wie jeden Tag nimmt die Dame Backware vom Vortag entgegen, später können sich Bedürftige daran erfreuen. Eine Herzensangelegenheit für Wiedemann. „Wenn man sieht, wie viel weggeworfen wird, das ist schon eine Schande.“
In der Zwischenzeit ist Theresa Sierkel in der Filiale angekommen. „Die gute Seele“, ist sich das Team einig. Von den 20 Mitarbeitern ist keiner länger dabei als sie: 1966 – Peter war gerade mal fünf Jahre alt – fing die damals 15-Jährige als Verkäuferin an, noch heute als Rentnerin arbeitet sie stundenweise mit. „Unser Team war schon immer sehr familiär“, sagt Wiedemann.
Und was macht ein Bäcker nach Feierabend? „Mein großes Hobby ist das Handballspiel“, erklärt Wiedemann strahlend. Jahrelang hat er selbst aktiv gespielt, trainiert bis heute unterschiedliche Mannschaften.
Beim Handball lernte er auch seine Frau Petra kennen, mit der er 1998 den Betrieb seiner Eltern übernahm. Mit den Jahren etablierten sich immer mehr Außer-Haus-Aktivitäten: Auf zahlreichen Wochenmärkten, in Schulen, Altenheimen und Metzgereien sind die Wiedemanns vertreten.
Vorne an der Theke ist die Auslage mittlerweile leerer geworden. Besonders beliebt in dieser Zeit: die Weckmänner. „Viele Rezepte sind noch von meinem Vater aus den 50er und 60er Jahren“, so der Bäckermeister. Und welche Zutaten sind es, die die Teigmännchen so besonders machen? „Das ist ein Geheimnis. Bei den Weckmännern haben wir hier Monopolstellung“, sagt er lachend.