Insolvenzantrag von Adler trifft auch das Land NRW
ASCHAFFENBURG (gw) Acht Monate nach der Einigung über neue Kredite von den Hausbanken muss die Modekette Adler Insolvenz anmelden. Dies sei eine Folge des erneuten Lockdowns, bei dem die Behörden die Schließung von 169 der 171 Filialen bis mindestens Ende des Monats angeordnet hätten, teilte das Unternehmen am Montag mit.
Adler plant eine Insolvenz in Eigenverwaltung, das heißt: Die Unternehmensführung bliebe im Amt, ihr würde ein Sachwalter zur Seite gestellt. Ob das möglich ist, muss jetzt nach Angaben des zuständigen Insolvenzgerichts ein Gutachter prüfen. Als Generalbevollmächtigter ist einstweilen der Rechtsanwalt Christian Gerloff bestellt worden.
An der Börse stürzten die Adler-Aktien nach Bekanntgabe des Insolvenzantrages des Unternehmens ins Bodenlose. Der Kurs fiel um fast 70 Prozent auf 72 Cent.
Vom Insolvenzantrag ist auch das Land Nordrhein-Westfalen betroffen. Das Land hatte im Mai des vergangenen Jahres gemeinsam mit Bayern eine Bürgschaft für 90 Prozent eines 45-Millionen-Euro-Kreditpakets übernommen, das die Modekette Adler mit den Banken ausgehandelt hatte. Weitere 15 Millionen Euro hatte das Unternehmen erhalten, obwohl es für diese Zahlung keine Garantien bekommen hatte. Eine Sprecherin des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerums sagte am Dienstag auf Anfrage unserer Redaktion, das Ministerium könne sich zu Details nicht äußern, weil diese unter das Bürgschaftsgeheiminis fielen.
Das Unternehmen Adler, gegründet 1948 und mit Hauptsitz in Haibach bei Aschaffenburg, gehört zu den größten Textileinzelhändlern in Deutschland und setzte zuletzt mit mehr als 3300 Mitarbeitern knapp 500 Millionen Euro um. Von den 171 Märkten der Kette liegen rund 140 in Deutschland.
Neben der Aktiengesellschaft müssen auch die Töchter Adler Mode GmbH, die Adler Orange GmbH & Co. KG und die Adler Orange Verwaltung GmbH einen Insolvenzantrag stellen. Ausländische Tochterunternehmen sind dagegen nach Angaben des Unternehmens nicht betroffen.