Gipsabdrücke für künstliche Pfoten sind da
Das Schicksal der Hündin rührt viele am Niederrhein. Das Tier soll mit Prothesen bald wieder laufen.
KAMP-LINTFORT (zel) Die kleine Yumi sorgt auch zum Jahreswechsel weiter für Gesprächsstoff. Denn viele rührt das Schicksal der Hündin, die keine Pfoten hat. Wie berichtet, war das Tier ausgesetzt worden und lebt jetzt in der Tierherberge Kamp-Lintfort.
Und hier hat sich Yumi offenbar schon gut eingelebt. Denn die Shiba-Inu-Hündin spielt auch im lustigen Video zur Jerusalema-Challenge mit, das die Mitarbeiter gedreht und ins Netz gestellt haben. Die Hunde aus der Tierherberge machen dabei ebenso mit wie die Pferde aus Weeze. Hier betreibt der Bund Deutscher Tierfreunde (BDT) einen Gnadenhof in Baal.
In dem Video schleicht Yumi noch weiterhin ohne Pfoten durch das Gras. Denn alle vier Vorderläufe wurden abgetrennt. Wie es dazu kam, das konnte auch bis jetzt nicht geklärt werden. Doch man sei sehr zuversichtlich, dass Yumi bald wieder richtig laufen kann, berichtet Harald Debus, Sprecher des BDT.
Die kleine Hündin soll Prothesen bekommen und war jüngst bei einem Fachtierarzt für Chirurgie und Orthopädie. Das Ergebnis der Untersuchung sei erfreulich gewesen, heißt es. Die Computertomographie (CT) war unauffällig. Es gibt also keine winzig-kleinen Knochensplitter oder Ähnliches, was später beim Laufen mit den Prothesen stören könnte. „Vermutlich ist eine kleine Operation am rechten Vorderlauf nötig, da dort ein Knochenstück des Karpalgelenks das Tragen der Prothese erschweren würde“, berichtet Debus. Yumi habe beim Tierarzt brav alle Untersuchungen über sich ergehen lassen.
Einige Tage später gab es einen Termin bei einem Orthopädietechnik-Meister, der bereits viel Erfahrung mit Tierprothesen hat und eng mit dem Tierarzt zusammenarbeitet. Er nahm bei Yumi Gipsabdrücke von zwei Pfoten und beginnt nun mit der Anfertigung der ersten klassischen Prothesen. „Die sind etwas einfacher hergestellt und sollen dazu dienen, dass Yumi sich schon mal daran gewöhnen kann“, erläutert Debus.
Es gehe quasi um ein Provisorium für die Übergangszeit, bis die richtigen Prothesen fertig sind. Damit soll Yumi schon einmal ein bisschen das Laufen mit den künstlichen Pfoten lernen.
Es werden zunächst nur zwei Prothesen hergestellt, weil die eine Pfote erst operiert werden muss. Sonst würde die „Ersatzpfote“nicht richtig sitzen. Ohnehin braucht Yumi später nur drei Prothesen. Denn bei den Untersuchungen stellte der Tierarzt fest, dass am Hinterlauf noch genug „Lauffläche“ist und daran nichts gemacht werden muss. Vor allem stehen die Chancen gut, dass die Hündin dieses Bein später automatisch entlastet, weil sie ihr Gewicht gleichmäßig auf den Prothesen verteilt.
Die Herstellung der ersten Probeprothesen aus dem 3D-Drucker gelang leider noch nicht ganz, weil für einen perfekten Sitz die Bilder des CT erforderlich waren. „Jetzt warten wir auf die Prototypen und sind gespannt, wie Yumi damit laufen kann“, sagt Harald Debus.
Das Schicksal der Hündin hatte eine Welle der Hilfebereitschaft ausgelöst. Viele hatten Geld für Operation und Prothesen gespendet. Andere haben angeboten, Yumi bei sich aufzunehmen. Doch erst einmal soll der kleine Hund die Prothesen bekommen.
Zu 90 Prozent werden Prothesen von Hunden gut angenommen. Da das Laufen damit ein Lern- und Gewöhnungsprozess ist, brauchen Hunde dafür unterschiedlich lange.