Nicht immer muss operiert werden
Benjamin Weidle ist 40 Jahre alt. Nach dem Studium führte ihn sein Weg zurück nach Moers, wo er am Filder Benden sein Abitur gemacht hatte. Seit 14 Jahren ist er Oberarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am St.-Josef-Krankenhaus.
MOERS Ursprünglich wollte Benjamin Weidle Germanistik studieren und im Anschluss daran als Journalist arbeiten, doch stattdessen wurde aus ihm ein versierter Orthopäde und Unfallchirurg. Der Grund dafür war nach seinem Abitur am Moerser Gymnasium Filder Benden ein 16-monatiges Praktikum als Zivildienstleistender beim Deutschen Roten Kreuz in Orsoy, in dessen Verlauf er eine Ausbildung zum Rettungssanitäter absolvierte. „Da ist damals die Entscheidung für mein nachfolgendes Medizinstudium gefallen“, erinnert sich Weidle noch gut.
Eine Entscheidung, die er bis heute nicht bereut hat. Inzwischen ist der 40-Jährige Oberarzt am Moerser St.-Josef-Krankenhaus und hilft dort Patienten mit Wirbelsäulenerkrankungen und Unfallopfern dabei, ihre Schmerzen und andere Einschränkungen zu bewältigen.
Sechseinhalb Jahre hat Benjamin Weidle Medizin an der Universität Düsseldof studiert und ist im Rahmen seiner Ausbildung mehrfach im Ausland gewesen, unter anderem in Afrika und Thailand, um sein Studium dann schließlich mit einem praktischen Jahr am renommierten Schweizer Kantonsspital für Orthopädie in St. Gallen zu beenden.
Dass es ihn anschließend dann wieder nach Moers gezogen hat, lag nicht nur daran, dass er hier groß geworden ist, sondern auch an seinem jetzigen Vorgesetzten im St.-Josef-Krankenhaus, Michael Jonas. Der hatte während Weidles Studium im Düsseldorfer Uni-Klinikum als Oberarzt die dortige Unfallchirurgie geleitet. Seitdem sind die beiden Medziner befreundet.
„Als er damals die Stelle als Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Moers antrat, wollten wir einfach gerne weiterhin zusammen arbeiten“, erklärt Weidle. Eine gute Entscheidung. Ihre Zusammenarbeit
funktioniert jetzt schon im 14. Jahr ausgezeichnet. Aber auch sonst fühlt sich Benjamin Weidle am Moerser St.-Josef-Krankenhaus sehr wohl, was sicherlich auch daran liegt, dass er hier seine Frau kennengelernt hat. Sie ist dort im organisatorischen Bereich der Klinik tätig und weiß das berufliche Engagament ihres Mannes „gut einzuschätzen“, wie er mit einem kleinen Lächeln erklärt. Die beiden haben zusammen zwei Söhne.
Obwohl, wie er selber sagt, die Familie sein „größtes Hobby“ist, nimmt er sich dennoch zusätzlich Zeit für in verschiedenen Kriegsgebieten verletzte Kinder. Im vergangenen Jahr war das beispielsweise ein siebenjähriges Mädchen aus Afghanistan, das dort auf eine Mine getreten war und dadurch eine schlimme Beinverletzung erlittten hat. „Solche Verletzungen sind häufig mit heiklen Entzündungen und unbekannten Antibiotika-Resistenzen verbunden“, weiß er zu berichten. „Da braucht es viel Zeit und Engagement auch von Seiten des St.-Josef-Krankenhauses, das nicht nur die kompletten Behandlungskosten übernimmt, sondern die Kinder anschließend auch noch weiterhin eine ganze Weile medizinisch betreut.“
Normalerweiser hat Benjamin Weidle als Wirbelsäulen-Spezialist jedoch eher mit erwachsenen Menschen zu tun. Viele von ihnen sind schon älter und suchen zunächst
mit „allgemeinen Rückenschmerzen“seinen Rat. „Die müssen, wenn keine Gefahr für die Funktion des Rückenmarks besteht, nicht unbedingt sofort mit einer Operation behandelt werden“, erklärt Weidle. „Viele Wirbelbrüche, mit denen ich zu tun habe, sind durch Osteoporose hervorgerufen. Deswegen sehe ich meine ärztliche Aufgabe auch in der Vermittlung der heilsamen Wirkung von physiotherapeutischen Maßnahmen und vor allem in der Bewegungsempfehlung an frischer Luft.“
Das gelte gerade jetzt durch die coronabedingten Mobilitätseinschränkungen mehr denn je, betont der Mediziner. Eine Empfehlung, die Benjamin Weidle übrigens auch selber gerne beherzigt. In den zurückliegenden Wochen hat er seine eigene Wirbelsäule mit dem Bau einer Kräuterspirale im heimischen Garten trainiert. Es muss von daher nicht immer das Fitnessstudio sein, um etwas für seine Beweglichkeit zu tun. Auch im Alltag finden sich zahlreiche Möglichkeiten, um in Bewegung zu bleiben.