Der Irrsinn der Handball-WM
Hassan Moustafa hatte sich alles so schön ausgemalt. Die WM im eigenen Land, sie sollte die Krönung seines Lebenswerks im Welthandball werden. Seit 2000 führt der 76-jährige Ägypter den Weltverband, er ist umstritten, stand mehrmals im Fokus der Justiz. Aber er hielt sich. Und nun wollte er sich mit den Titelkämpfen ein Denkmal setzen. Doch Corona machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Zahlreiche positive Fälle belasten das Turnier noch vor dem ersten Anwurf. Und das Virus tut dieser Tage noch mehr: Es offenbart, um welchen Preis diese WM zum Prestigeobjekt deklariert wurde. Um jeden Preis, so wirkt es.
Bis zuletzt hatten die Organisatoren mit Zuschauern in den neugebauten Hallen geplant. Ein Irrsinn. Erst nach dem Protest etlicher Teams rückte man von dem Vorgehen ab. Und die deutsche Mannschaft war gerade einen Tag vor Ort, da war bereits davon die Rede, die Veranstalter müssten nachjustieren – vor allem beim Separieren der Teams im Hotel. Ein Irrsinn. Die WM, erstmals mit 32 Teams, stand mitten in der Pandemie und angesichts zahlreicher Absagen prominenter Spieler ohnehin unter keinem guten Stern, aber die vergangenen Tage steigerten die allgemeine Skepsis noch einmal. Teams, die wegen zu vieler Corona-Fälle ausgeschlossen wurden, Nachrücker-Nationen, deren Mannschaften vorher aber in keiner geschlossenen Blase zusammengezogen waren – schon jetzt müssen alle an der WM Beteiligten froh sein, wenn das Turnier ohne größere Kollateralschäden über die Bühne geht.
Das werden auch die Verantwortlichen der Bundesligavereine hoffen. Denn die WM mit ihren dringend benötigten Fernsehgeldern sollte dem deutschen Handball in der Krise ja helfen und nicht die Krise verschärfen, weil Corona-Fälle unter Nationalspielern aus aller Welt den Ligabetrieb gefährden.
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