Messerangriff im Kantpark: „Es war ein Revierkampf“
Am zweiten Prozesstag ging es um eine Sprachnachricht – und die überraschende Aussage eines Zeugen.
(bm/atrie) Wegen Totschlags msus sich ein 31-Jähriger seit Dienstag vor dem Landgericht in Duisburg verantworten. Am 26. Juni soll er im Duisburger Kant-Park einen 23-Jährigen im Streit erstochen haben, die Tat räumte er ein, die Polizei fand das Messer, der Fall schien klar. Doch der Anlass für die Tat blieb zunächst rätselhaft. Nach dem zweiten Verhandlungstag sieht es so aus als sei ein Revierkampf unter Drogenhändlern der Auslöser gewesen.
Zentral war diesmal die Zeugenaussage eines 18-Jährigen, der an jenem Tag im Juni 2020 ebenfalls im Kantpark war. Er berichtete zunächst von einem Streit zwischen zwei Gruppen. Es soll dabei um nichts Ernstes gegangen sein, lediglich um eine Zigarette Nach einem Gerangel aber habe der Angeklagte überraschend zu einem Messer gegriffen und dem 23-Jährigen damit in die Brust gestochen.
Eine ganz andere Version hatte der 18 Jahre alte Zeuge allerdings zuvor an anderer Stelle offenbart. Gegenüber einer Frau, die vorgab, dem Umfeld des Getöteten anzugehören, hatte er in einer langen Sprachnachricht die „wahre Geschichte“gestanden: Es sei bei dem Streit um Drogengeschäfte gegangen. Der Angeklagte und dessen Freunde hatten offenbar in einem Revier gewildert, das der Getötete und dessen Mitstreiter für sich beanspruchten.
Als die Gruppe, die von ihren älteren Rechten überzeugt war, den in Afghanistan geborenen Angeklagten am Tattag im Kantpark ansprach, habe der daraufhin zugegeben, dass er Drogen verkaufe. So berichtete es der Zeuge der Empfängerin seiner Nachricht. Als der 31-Jährige auch noch von guten Geschäften sprach, schlugen der 18-Jährige und der kurz danach getötete 23-Jährige zu. „Ich habe mich gewundert, dass er sich überhaupt nicht gewehrt hat“, so der Zeuge. Nach den Schlägen sei der 31-jährige plötzlich völlig ausgerastet.
Mit seinen vermeintlich vertraulichen Mitteilungen konfrontiert, die tatsächlich recht schnell bei der Polizei gelandet waren, knickte der 18-Jährige vor Gericht schnell ein. Er gab zu, dass seine erste Darstellung eine Falschaussage gewesen sei. Er bestätigte seine Angaben gegenüber der Frau, die in Wahrheit zum Umfeld des Angeklagten gehört hatte: „Es war ein Revierkampf.“
Dass in dem Park in der Stadtmitte mit Drogen gehandelt wird, ist bekannt. Die Polizei versucht, den Dealern mit regelmäßigen Streifen und Kontrollen beizukommen. Die CDU forderte im vergangenen Jahr eine Videoüberwachung des Parks. Die Polizei lehnte jedoch ab.
Insgesamt sind für den Prozess vier Verhandlungstage angesetzt. Weiter geht es am 20. Januar. Ein Urteil wird spätestens am 27. Januar erwartet.