So erlebt der Feuerwehrchef den Kampf gegen das Coronavirus
(mas) Die Duisburger Feuerwehr kämpft nun schon seit gut zehn Monaten in vorderster Front gegen das Coronavirus – und hat sich dabei mit viel Kreativität, guter Organisation und Durchhaltevermögen deutschlandweit Anerkennung erarbeitet. Feuerwehrchef Oliver Tittmann muss allerdings beim Blick zurück auf die vielen Herausforderungen tief durchatmen: „Für unser Team war es eine unglaubliche Belastung und viel Stress. Ich bin aber unheimlich stolz auf das, was wir erreicht haben.“
Als das Jahr 2020 begann, hatte der Feuerwehrchef noch nicht mit diesem Verlauf gerechnet. Doch dann ging es im März ganz schnell: Die Ausnahmesituation war plötzlich da. Teststraßen, zum Beispiel an der Gesamtschule Süd, mussten in Windeseile errichtet werden. Mobile Teams besuchten Infizierte für Tests zuhause, Schutzmaterial musste beschafft werden. Die Feuerwehr übernahm bei der Pandemie-Bekämpfung das Zepter. „Dass wir in dieser Lage die Gesamtverantwortung übernommen haben, hat sich entwickelt“, erklärt Tittmann rückblickend.
Gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr und den Hilfsorganisationen wurden Mammut-Aufgaben gestemmt. Einige Projekte stachen dabei heraus: Als der Markt für Desinfektionsmittel Mitte März leergekauft war, baute der Löschzug 530 der Freiwilligen Feuerwehr in der Feuer- und Rettungswache 5 in Homberg eine eigene Produktionsanlage auf. Dort stellten die Retter bis zu 30.000 Liter Desinfektionsmittel pro Tag her. So viel, dass sie sogar andere Städte damit versorgen konnten.
50.000 Schutzbrillen, 300.000 FFP2-Masken und 100.000 Handschuhe orderte die Feuerwehr im Auftrag der Stadt bei der chinesischen Regierung. Oliver Tittmann musste dafür extra ein „Letter of Intent“– also eine Absichtserklärung – an die Chinesen formulieren. Den Kontakt hatte ein Ehrenamtler der
Freiwilligen Feuerwehr hergestellt, der als Händler seine China-Erfahrung einbringen konnte.
Auch Visiere und Testsets stellte die Feuerwehr zwischenzeitlich in Eigenleistung her. Die Produktionen ruhen aber derzeit: „Momentan gibt der Markt die Materialien her. Unsere Ideen sind aber noch in der Schublade – ein gutes Gefühl“, berichtet der Feuerwehrchef, auf den 2020 ein unerwarteter Berg an Arbeit zukam. Rund 800 Überstunden hat Tittmann selbst in den vergangenen Monaten geleistet, 14 bis 18 Stunden am Tag war und ist er zu Spitzenzeiten im Einsatz, dabei führte er an einigen Tagen um die 270 Telefonate.
Aber auch in diesen extremen Zeiten blickt Tittmann bereits voraus: Er rechnet damit, dass die Nachbereitung der Pandemie Monate dauern werde. Dabei gehe es vor allem um die Abrechnung von Leistungen. Klar ist: Die Corona-Geschäftsstelle, bei der in der Behörde die Fäden zusammenlaufen, wird bis mindestens Ende 2021 in Betrieb bleiben.
Wie lange der Kampf gegen das Virus die Feuerwehr insgesamt noch beschäftigen wird, kann niemand vorhersagen. Ihr Chef sagt aber schon jetzt stolz: „Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich daran denke, was wir gewuppt haben.“