Protokoll einer Videokonferenz
Im ersten Corona-Lockdown im vergangenen Frühjahr hatte ich meine Klassen via E-Mail versorgt, aber nun beim zweiten Mal war ich besser vorbereitet. Zwar müssen wir nicht unbedingt Videokonferenzen halten – denn Distanzunterricht hat viele Gesichter – aber ich wollte es trotzdem mit meinen Schülerinnen und Schülern ausprobieren.
Zunächst musste ich meine Klasse in den richtigen Kanal auf der entsprechenden Plattform lenken. Die Schülerinnen und Schüler waren damit jedoch noch nicht so ganz vertraut wie ich als Lehrerin und suchten verzweifelt online ihren „Klassenraum“. Einige hatten ihre Kamera eingeschaltet. Amüsiert beobachtete ich, wie sich ein paar der Jungs ständig die Haarpracht richteten, und dass einer von ihnen eine Maske trug. Mein Hinweis, er brauche doch online keine Maske, ließ ihn unbeeindruckt. Stoisch behielt er sie weiterhin auf.
Nach einer kleinen Schreibübung, die lediglich mäßig klappte, ging ich über in ein Unterrichtsgespräch. Eine Schülerin musste nur kurz ihren Hund rauslassen – daraufhin wollten nun alle natürlich den Hund sehen. Wir sahen den Hund, dann konnte es weitergehen.
Ich hatte vorher schon „Räume“für Gruppenarbeiten eingerichtet, die ich ausprobieren wollte. Leider vergingen wiederum zehn Minuten, bis alle ihre jeweilige Gruppe gefunden hatten. Zwischendurch wechselte ich immer zwischen meinem PC und meinem Handy, weil die Oberfläche der Plattform nicht einheitlich gestaltet ist und ich den „Digital Natives“doch hin und wieder Hilfestellung beim Finden einzelner Funktionen geben musste.
Viele der Schülerinnen und Schüler hatten ihre Mikros an und als es zu laut wurde, schaltete ich einfach alle stumm. Ich merkte aber sofort, dass ich nun nur noch die Funktion finden musste, die den Schülern erlaubt, sich selber wieder zu „entstummen“. Wir lernen in diesen merkwürdigen Zeiten halt alle gemeinsam dazu. Die Zeit verging rasend schnell und für den ersten Versuch war ich ganz zufrieden.
Es war anstrengend und ziemlich lustig. Eigentlich wie immer. Nur ganz anders. judo