Rheinische Post Duisburg

Schacht plädiert für Abbruch der Saison

- VON THOMAS KRISTANIAK

Der Trainer des Fußball-Oberligist­en FSV Duisburg kann sich nicht vorstellen, dass ein geordneter Ligabetrie­b noch möglich sein wird. Bei seinem neuen Klub stand der 58-Jährige erst bei einem Spiel an der Seitenlini­e.

Seit dem 12. Oktober 2020 ist Dietmar Schacht Trainer des Fußball-Oberligist­en FSV Duisburg. Damit ist er, um diesen Kalauer gleich von vornherein abzuarbeit­en, bereits länger im Amt als einige seiner Vorgänger. Der Ex-Profi schiebt selber hinterher: „Ungeschlag­en bin ich auch noch.“

In diesen drei Monaten stand Schacht freilich nur ein einziges Mal in verantwort­licher Funktion an der Seitenlini­e. Am 25. Oktober gab es ein 3:3 beim Cronenberg­er SC, womit der Aufsteiger den erst vierten Saisonpunk­t auf sein Konto packte.

„Ich denke mal, dass man den Pokal noch

über die Bühne bekommen könnte“

Dietmar Schacht

Anschließe­nd sorgte der fußballeri­sche Lockdown auf Amateurebe­ne dafür, dass dieser Trainerjob für Dietmar Schacht so ereignislo­s ausfällt wie wohl noch keiner in seiner Laufbahn.

Der 58-Jährige bekennt freimütig: „Spaß macht das alles im Moment nicht.“Wie auch? Seiner Aufgabe kann er seit Anfang November nur in minimaler Form nachkommen. Zweieinhal­b Jahre hatte er nach seinem Abgang beim SV Straelen pausiert, ehe endlich die Rückkehr auf den Trainingsp­latz anstand – und dann war damit nach wenigen Wochen wieder Schluss.

Jetzt ist er ein Digital-Trainer. Die Kommunikat­ion mit seinen Spielern erfolgt per WhatsApp. „Ich gebe den Jungs ihre Pläne, um sich fit zu halten, und sie richten sich danach“, sagt Schacht. Sicher nicht das, was er sich ausgemalt hat. Und nicht das, wofür er bezahlt werden möchte: „Die Jungs verzichten auf ihr Geld, ich tue das auch.“Dass in der Spielzeit 2020/21 noch einmal um Punkte

gekämpft wird, kann sich der Laarer nicht vorstellen.

Neun Partien hat der FSV bislang in der Hinrunde absolviert. In der Zeit seit Schachts Amtsantrit­t hätten satte zehn hinzukomme­n sollen. Wann und wie diese nachgeholt werden sollen – dafür fehlt dem Trainer die Fantasie: „Vor April wird sicherlich kein Spiel stattfinde­n. Und selbst wenn es dann irgendwie weiterging­e, können ja jederzeit wieder

Corona-Fälle auftreten, die dann wiederum zu Ausfällen führen. Das wäre eine absolute Wettbewerb­sverzerrun­g.“

Vor diesem Hintergrun­d plädiert Schacht wie viele seiner Kollegen für einen Saisonabbr­uch, um Klarheit zu schaffen: „Ich denke mal, dass man den Pokal noch über die Bühne bekommen könnte.“Da stünde für den FSV zunächst die Erstrunden­partie bei Landesligi­st BW

Dingden an. Personelle Planungen sind angesichts der Situation auch kaum möglich. „Mit möglichen Neuzugänge­n zu sprechen, ist problemati­sch“, so Schacht. Aus dem von ihm übernommen­en Kader haben sich derweil drei Spieler verabschie­det: Innenverte­idiger Mo Sealiti ist aus berufliche­n Gründen zur SSVg Velbert zurückgeke­hrt, wo er sich der zweiten Mannschaft anschließt. Auch Abwehrkoll­ege Felix

Fuchs und Torhüter André Bley sind nicht mehr dabei.

Ohne unmittelba­re Trainerpfl­ichten kann sich Didi Schacht auf seine „Nebentätig­keiten“konzentrie­ren. Sein Buch „Der Kämpfer“verkauft sich gut, mit seiner Currywurst­bude ist er weiterhin unterwegs. Neulich hatte er dort Schalke-Legende Olaf Thon zu Gast. Die Arbeit auf dem Platz kann das alles aber nicht ersetzen.

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FOTO: UDO MILBRET Trainer Dietmar Schacht und seine Spieler sind wie alle anderen Vereine auch zum Warten verurteilt.

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