Tatort Bahnhof: 26-Jähriger soll Männer mit abgebrochener Flasche attackiert haben
MOERS Wegen gefährlicher Körperverletzung in zwei Fällen und versuchter räuberischer Erpressung muss sich seit Montag ein 26 Jahre alter Mann vor der auswärtigen Strafkammer des Langerichts Kleve in Moers verantworten.
Der Angeklagte soll am 29. Mai vergangenen Jahres zu fortgeschrittener Stunde und nach reichlich Alkoholgenuss am Moerser Bahnhof einen 21-Jährigen mit einer zerbrochenen Wodkaflasche attackiert und dabei eine Stichwunde am Hals zugefügt haben. Das Opfer ist nach eigener Aussage einem Freund zu Hilfe gekommen, der mit dem Angeklagten in Streit geraten war und sich mit ihm geprügelt haben soll.
Er habe gesehen, wie der Angeklagte eine Flasche zerschlagen und damit auf seinen Freund losgegangen sei, ihn halb die Treppe runtergeschubst habe, so schilderte es der 21-Jährige am Donnerstag im Zeugenstand. Er sei hingelaufen, da habe sich der Angeklagte umgedreht und mit dem Flaschenhals nach ihm geschlagen. Die Verletzung am Hals musste mit mehreren Stichen genäht werden.
Das zweite Mal soll der Angeklagte am 8. Juli 2020 am Bahnhof zugeschlagen haben. Das Opfer: Ein 50 Jahre alter arbeitsloser Mann aus Moers, dem der Angeklagte eine schwere Stichverletzung zugefügt haben soll. Tatwaffe soll auch diesmal wieder eine zerbrochene Wodkaflasche gewesen sein.
Laut Aussage des Angeklagten hat der 50-Jährige ihm 40 Euro geschuldet, die er ihm zuvor gegeben habe, damit er für ihn Kokain besorgt. Das spätere Opfer, so schilderte es eine Zeugin, sei Richtung Ausgang gegangen; plötzlich habe sie von hinten Schritte gehört, ein Mann sei an ihr vorbeigelaufen und habe mit einer zerbrochenen Flasche auf das spätere Opfer eingeschlagen. „Ich habe geschrien, da war so viel Blut“. Sie rief mit dem Handy die Polizei, leistete erste Hilfe. „Ich kann nicht genau sagen, ob er das war“, so die Zeugin mit Blick auf den Angeklagten.
Der 50-Jährige erlitt eine Schädelprellung, die etwa zehn Zentimeter lange, bis auf die Knochen gehende Risswunde über der Nasenwurzel und dem linken Auge musste im Krankenhaus mit neun Stichen genäht werden.
„Das ist für mich versuchter Mord. Der wollte mich töten, ich habe es an seinen Augen gesehen“, sagte das Opfer im Gerichtssaal, das übrigens bestreitet, Geld für Drogen vom Angeklagten bekommen zu habe.
1995 in Guinea geboren, zwei Geschwister, die Eltern verstorben, mit 18 das Land verlassen, über Gambia, den Senegal, Mali und Niger nach Libyen, wieder zurück in den Senegal, von dort aus nach Spanien, mit dem Bus nach Deutschland, Asyl in Dortmund beantragt, nach Coesfeld gekommen – und drei Jahre später zum ersten Mal auf der Anklagebank; wegen vorsätzlicher Körperverletzung und Beleidigung, Schwarzfahrens, unerlaubtem Handel mit Betäubungsmitteln, versuchter gefährlicher Körperverletzung, Erschleichens von Leistungen, tätlichen Angriffs auf Polizeibeamte: Der Guinaer ist schon mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, von verschiedenen Gerichten zu Geldstrafen verurteilt worden.
Der Auszug aus dem Zentralregister, den der Vorsitzende Richter vorlas, ist lang. Das letzte Mal stand der 26-Jährige am 4. Juni 2020 in Lüdinghausen vor Gericht, bekam sieben Monate auf Bewährung wegen Erwerbs von Betäubungsmitteln und Angriffs auf Polizeibeamte. Die Strafe muss er jetzt absitzen: Seit seiner Festnahme am 9. Juli sitzt er in der JVA in Willich ein.
Der Prozess wird am 21. Januar fortgesetzt.