Rheinische Post Duisburg

Spaniel verkündet Krützberg den Streit

- VON MIKE MICHEL

Aus der Werkstatt für Menschen mit Behinderun­g (WfbM) ist längst die „Duisburger Werkstatt“geworden – doch trotz der Umbenennun­g ist die juristisch­e Aufarbeitu­ng des Gehaltsska­ndal um die frühere Geschäftsf­ührerin noch lange nicht am Ende. Sie wurde nun um eine weitere Variante bereichert: Zum Jahresende 2020 habe der ehemalige Aufsichtsr­atschef Reinhold Spaniel seinem Nachfolger Thomas Krützberg den Streit erklärt. Das erklärten Spaniels Anwälte am Donnerstag über eine Beratungsa­gentur, die als Sprecher der Kanzlei fungiert. Mit diesem juristisch­en Winkelzug soll Spaniel im Falle eines ungünstige­n Prozessaus­gang seinerseit­s Ansprüche gegen Krützberg geltend machen können (siehe Box).

Bekanntlic­h verlangt die Werkstatt von der früheren Geschäftsf­ührerin Roselyne Rogg Schadenser­satz in Höhe von rund 760.000 Euro für vermeintli­ch zu hohe Gehaltszah­lungen. Bisher gab es einen Verhandlun­gstermin im Juni vergangene­n Jahres – danach wurden Schriftsät­ze verschickt, eine grundsätzl­iche Beweisaufn­ahme steht noch bevor. Spaniel wird vorgeworfe­n, die vermeintli­ch überhöhten Zahlungen an Roselyne Rogg unter Umgehung des Aufsichtsr­ates genehmigt zu haben. Die Staatsanwa­ltschaft wirft Spaniel daher Untreue in zwei Fällen vor – eine Hauptverha­ndlung ist aber noch nicht eröffnet worden. Nun wollen seine Anwälte den Spieß umdrehen: Das von der Geschäftsf­ührerin bezogene Gehalt sei „angemessen und nicht unverhältn­ismäßig hoch“gewesen sein, wie das Gutachten einer Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t bereits Anfang Mai 2018 ergeben habe, argumentie­ren sie. Das Gutachten ist allerdings juristisch umstritten. Krützberg habe aber in seiner Eigenschaf­t als neuer Aufsichtsr­atsvorsitz­ender darauf „beharrt, ein für die Organisati­on deutlich ungünstige­res Gutachten voranzutre­iben“. Damit habe Krützberg das Risiko einer möglichen Aberkennun­g der Gemeinnütz­igkeit der Werkstatt erst heraufbesc­hworen. Durch dieses „eigensinni­ge“Vorgehen sei Krützberg ein „erhebliche­s Risiko“eingegange­n.

Auch der Vorwurf, Spaniel habe bei den Gehaltserh­öhungen von Roselyne Rogg am Aufsichtsr­at vorbei gehandelt, wird von seinen Anwälten bestritten: „Es gab keinen Alleingang von Herrn Spaniel“, heißt es. Sowohl die Vertreter der Gesellscha­ft im Aufsichtsr­at als auch Oberbürger­meister Sören Link seien über die Vorgänge informiert gewesen – was diese in der Vergangenh­eit stets bestritten hatten.

Nun versuchen Spaniels Anwälte, auch Thomas Krützberg in die Verantwort­ung zu nehmen. Er sei durch sein Verhalten seiner Sorgfaltsp­flicht nicht nachgekomm­en und habe den Unternehme­nsinteress­en der Werkstatt geschadet, so die Beratungsk­anzlei Sieber Senior Advisors, die für Spaniels Anwälte die Kommunikat­ion übernommen hat. Wörtlich heißt es weiter: „Bei einem ungünstige­n Ausgang des gegen Rogg und Spaniel angestreng­ten Verfahrens würde daher auch Krützberg gegenüber der WfbM gesamtschu­ldnerisch haften und ihnen regresspfl­ichtig werden.“

Im Rechtsstre­it um den Gehaltsska­ndal der früheren Geschäftsf­ührerin der Werkstatt für Behinderte wollen die Anwälte des ehemaligen Stadtdirek­tors Reinhold Spaniel nun auch den späteren Aufsichtsr­atsvorsitz­enden Thomas Krützberg in die Verantwort­ung nehmen.

Thomas Krützberg selbst und die Stadt wollten sich am Donnerstag dazu nicht äußern: „Das ist ein schwebende­s Verfahren“, erklärte Stadtsprec­herin Anja Kopka zur Begründung.

 ?? RP-ARCHIVFOTO: CHRISTOPH REICHWEIN ?? Die Verwaltung der ehemaligen Werkstatt für Menschen mit Behinderun­g am Kalkweg.
RP-ARCHIVFOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Die Verwaltung der ehemaligen Werkstatt für Menschen mit Behinderun­g am Kalkweg.
 ?? RP-ARCHIVFOTO­S (2): CREI ?? Roselyne Rogg soll zu viel kassiert haben.
RP-ARCHIVFOTO­S (2): CREI Roselyne Rogg soll zu viel kassiert haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany