Spaniel verkündet Krützberg den Streit
Aus der Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) ist längst die „Duisburger Werkstatt“geworden – doch trotz der Umbenennung ist die juristische Aufarbeitung des Gehaltsskandal um die frühere Geschäftsführerin noch lange nicht am Ende. Sie wurde nun um eine weitere Variante bereichert: Zum Jahresende 2020 habe der ehemalige Aufsichtsratschef Reinhold Spaniel seinem Nachfolger Thomas Krützberg den Streit erklärt. Das erklärten Spaniels Anwälte am Donnerstag über eine Beratungsagentur, die als Sprecher der Kanzlei fungiert. Mit diesem juristischen Winkelzug soll Spaniel im Falle eines ungünstigen Prozessausgang seinerseits Ansprüche gegen Krützberg geltend machen können (siehe Box).
Bekanntlich verlangt die Werkstatt von der früheren Geschäftsführerin Roselyne Rogg Schadensersatz in Höhe von rund 760.000 Euro für vermeintlich zu hohe Gehaltszahlungen. Bisher gab es einen Verhandlungstermin im Juni vergangenen Jahres – danach wurden Schriftsätze verschickt, eine grundsätzliche Beweisaufnahme steht noch bevor. Spaniel wird vorgeworfen, die vermeintlich überhöhten Zahlungen an Roselyne Rogg unter Umgehung des Aufsichtsrates genehmigt zu haben. Die Staatsanwaltschaft wirft Spaniel daher Untreue in zwei Fällen vor – eine Hauptverhandlung ist aber noch nicht eröffnet worden. Nun wollen seine Anwälte den Spieß umdrehen: Das von der Geschäftsführerin bezogene Gehalt sei „angemessen und nicht unverhältnismäßig hoch“gewesen sein, wie das Gutachten einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bereits Anfang Mai 2018 ergeben habe, argumentieren sie. Das Gutachten ist allerdings juristisch umstritten. Krützberg habe aber in seiner Eigenschaft als neuer Aufsichtsratsvorsitzender darauf „beharrt, ein für die Organisation deutlich ungünstigeres Gutachten voranzutreiben“. Damit habe Krützberg das Risiko einer möglichen Aberkennung der Gemeinnützigkeit der Werkstatt erst heraufbeschworen. Durch dieses „eigensinnige“Vorgehen sei Krützberg ein „erhebliches Risiko“eingegangen.
Auch der Vorwurf, Spaniel habe bei den Gehaltserhöhungen von Roselyne Rogg am Aufsichtsrat vorbei gehandelt, wird von seinen Anwälten bestritten: „Es gab keinen Alleingang von Herrn Spaniel“, heißt es. Sowohl die Vertreter der Gesellschaft im Aufsichtsrat als auch Oberbürgermeister Sören Link seien über die Vorgänge informiert gewesen – was diese in der Vergangenheit stets bestritten hatten.
Nun versuchen Spaniels Anwälte, auch Thomas Krützberg in die Verantwortung zu nehmen. Er sei durch sein Verhalten seiner Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen und habe den Unternehmensinteressen der Werkstatt geschadet, so die Beratungskanzlei Sieber Senior Advisors, die für Spaniels Anwälte die Kommunikation übernommen hat. Wörtlich heißt es weiter: „Bei einem ungünstigen Ausgang des gegen Rogg und Spaniel angestrengten Verfahrens würde daher auch Krützberg gegenüber der WfbM gesamtschuldnerisch haften und ihnen regresspflichtig werden.“
Im Rechtsstreit um den Gehaltsskandal der früheren Geschäftsführerin der Werkstatt für Behinderte wollen die Anwälte des ehemaligen Stadtdirektors Reinhold Spaniel nun auch den späteren Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas Krützberg in die Verantwortung nehmen.
Thomas Krützberg selbst und die Stadt wollten sich am Donnerstag dazu nicht äußern: „Das ist ein schwebendes Verfahren“, erklärte Stadtsprecherin Anja Kopka zur Begründung.