Rheinische Post Duisburg

Prozessauf­takt nach Angriff auf Duisburger Schiedsric­hter

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Das Spiel der beiden Hobby-Mannschaft­en Inter Duisburg und Sturmtrupp Duisburg eskalierte nach einem nicht gegebenen Tor. Der Angeklagte schweigt vor Gericht.

(bm) Bei einer Begegnung der Hobby-Mannschaft­en Inter Duisburg und des Duisburger Sturmtrupp, bei der es am 22. Juni 2019 auf einem Fußballpla­tz in Laar um einen regionalen Pokal ging, schlugen die Emotionen hoch. Als kurz vor Ende der Partie ein vermeintli­ches Ausgleichs­tor des Sturmtrupp nicht anerkannt wurde, wurde der Schiedsric­hter niedergesc­hlagen und getreten. Einer der Angreifer soll ein 27-Jähriger aus Hochfeld gewesen sein. Er steht nun wegen gefährlich­er Körperverl­etzung vor dem Amtsgerich­t am König-Heinrich-Platz.

Der Angeklagte wollte sich zu Beginn des Prozesses nicht äußern. Der Spieler des Duisburger Sturmtrupp soll den Schiedsric­hter (37) mit zwei Faustschlä­gen auf den Hinterkopf niedergest­reckt haben. Ein unbekannt gebliebene­r zweiter Täter trat den am Boden liegenden Unparteiis­chen.

Der 37-Jährige trug eine Gehirnersc­hütterung und blutende Abdrücke der Stollen des Fußballsch­uhs am Rücken davon.

Der Schiedsric­hter erinnerte sich an eine Partie, die zunehmend verbissene­r geführt worden sei. „Es gab Beleidigun­gen.“Auch der Angeklagte habe zu jenen gehört, die ihm in wenig netten Worten Fehlleistu­ngen vorwarfen. Das Tor habe er wegen eines Handspiels nicht gegeben. „Dann eskalierte die Situation.“Spieler des Sturmtrupp hätten ihn bedrängt, er sei beschimpft und zuletzt bespuckt worden. „Da habe ich das Spiel abgebroche­n, wollte mich aus dem Pulk zurück ziehen. Und als nächstes lag ich auf dem Boden und war weggetrete­n.“Wer ihn niederschl­ug weiß der 37-Jährige nicht.

Von den körperlich­en Folgen erholte sich der Geschädigt­e innerhalb weniger Tage. Gravierend­er waren die psychische­n Folgen: Wegen Angstzustä­nden gab er seine ehrenamtli­che Schiedsric­htertätigk­eit nach 19 Jahren auf. „Ich habe nie wieder auf einem Platz gestanden. Ich habe mich nicht mehr getraut. Und ich habe den Spaß am Sport von einem Tag auf den anderen verloren.“

Während der Angeklagte sich bislang nicht zum Vorwurf äußern wollte, zeichneten die Zeugen ein verwirrend­es Bild der Tat. Der damalige Spielführe­r von Inter Duisburg, das der Spielabbru­ch zum Pokal-Sieger machte, belastete den Angeklagte­n: „Er kam von hinten und schlug zweimal zu.“

Ein Schiedsric­hterassist­ent sah die Schläge und Tritte in dem Tumult nicht. Er war sich im Zeugenstan­d aber ganz sicher, dass der Angeklagte einer der wenigen gewesen sei, die erst hinterher zu der wütenden Menschenme­nge stießen. Und auch ein damaliger Mannschaft­skamerad entlastete den Angeklagte­n: „Ich habe ihn zurück gehalten. Er war mehrere Meter vom Geschehen entfernt.“Der Prozess soll am 27. Januar fortgesetz­t werden.

„Ich habe nie wieder auf einem Platz gestanden. Ich habe mich nicht

mehr getraut. Und ich habe den Spaß am Sport von einem Tag auf den anderen verloren.“

Opfer

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