Mit frischem Geld in die Regionalliga
Der Auftritt des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg gegen den 1. FC Magdeburg wenige Stunden nach dem erfolgreichen Lückenschluss war ernüchternd und besorgniserregend. Wintereinkäufe sollen die Rettung bringen.
Nach langer Zeit war Maskottchen Ennatz am Mittwoch mal wieder bei einem Heimspiel des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg im Stadion zugegen. Schließlich gab es etwas zu feiern. Die Puppe hielt ein „Danke“-Plakat in den Händen – für all jene, die zum Gelingen des finanziellen Lückenschlusses beigetragen hatten. Am Ende freuten sich aber nur noch die Magdeburger – über ihren 2:1-Sieg über die Zebras.
Manch ein Unterstützer mag sich am Ende gefragt haben, wofür er Geld gegeben hat – um der Besatzung auf dem sinkenden Schiff den Untergang im Rahmen der Möglichkeiten noch einigermaßen erträglich zu machen? Der Auftritt der Zebras im so genannten SechsPunkte-Spiel war ernüchternd. Magdeburg war kein Gegner auf Augenhöhe, der Ex-Tabellennachbar lieferte den reiferen Auftritt ab und nahm verdient die drei Zähler mit nach Sachsen-Anhalt.
Trainer Gino Lettieri hatte am Ende des vergangenen Jahres festgestellt, dass sich seine Mannschaft stabilisiert hätte. Vermutlich kommen da auch dem 54-Jährigen mittlerweile die Zweifel. Und: Es liegt nicht allein am Verletzungspech. So reicht es nicht. Das belegt auch die Tabelle. Mit gerade einmal 18 Punkten starten die Zebras am Samstag mit dem Heimspiel gegen den FC Hansa Rostock in die zweite Serie. In der vergangenen Saison stand der MSV nach 19 Spielen mit 38 Zählern an der Spitze. Gar nicht so lange her, trotzdem weit weg. Es könnte das Gefährliche an dieser Nummer sein: Der Gedanke, dass ein ehemaliges Spitzenteam binnen so kurzer Zeit gar nicht in die Viertklassigkeit abstürzen kann.
Doch – so etwas ist möglich. Damit der Abstieg in die Regionalliga abgewendet werden kann, müssen die Duisburger in der Rückrunde deutlich zulegen, um Platz 16 zu erreichen. In den vergangenen vier Spielzeiten waren dafür 44, 45, 40 und 46 Punkte notwendig. Die sportliche Leitung will nun personell nachbessern. Es soll ein Großeinkauf werden, bis zu vier neue Spieler sollen kommen. Mit dem Regensburger Federico Palacios heuerte der erste Neue bereits am Mittwoch an. Der offensive Mittelfeldspieler feierte am Abend gegen Magdeburg als Einwechselkraft sein MSV-Debüt.
Bis zum Redaktionsschluss gab es am Donnerstag keine weitere Vollzugsmeldung. Der MSV teilte mit, dass sich der Medizincheck mit einem potenziellen Neuzugang hinziehe. Nach Informationen der Redaktion sollen Innenverteidiger Stefan Velkov, der am Mittwoch seinen Vertrag beim Ligakonkurrenten KFC Uerdingen aufgelöst hatte, sowie der defensive Mittelfeldspieler Marlon Frey vom Zweitligisten SV Sandhausen zum MSV kommen.
Velkov bestritt für den KFC fünf Spiele, Frey kam hingegen bei seinem Klub in dieser Saison noch gar nicht zum Einsatz. Für alle Neuzugänge, die in diesen Tagen auf dem sinkenden Schiff an Bord gehen, gilt: Es gibt keine Eingewöhnungszeit, sie müssen sofort zünden. Velkov und Frey sollen die Abwehr stabilisieren. Der Defensivbereich der Meidericher ist der prägnanteste Beleg für Fehlplanungen und Fehleinschätzungen im Sommer. Dabei sollten die Zebras gerade in diesem Bereich besser werden – mit besseren Spielern als Lukas Boeder, den die Verantwortlichen wegschickten und der nun in Halle eine solide Rolle spielt.
Trainer Gino Lettieri brachte die Unzulänglichkeiten seiner Abwehrspieler am Mittwoch auf den Punkt, als er die Entstehung des Magdeburger Siegtreffers analysierte: „Einer läuft raus, wo er nichts zu suchen hat.“Innenverteidiger Dominik Schmidt, der dem Anspruch, ein Abwehrchef zu sein, in dieser Saison nur selten gerecht wurde, erwies seiner Mannschaft noch einen Bärendienst. Der 33-Jährige handelte sich seine fünfte gelbe Karte ein – wegen Meckerns. Damit ist der frühere Kieler am Samstag im Heimspiel gegen Hansa Rostock (14 Uhr) gesperrt.