Immobilien trotz Corona weiter begehrt
In der Krise halten die Menschen ihr Geld zusammen? Zumindest was den Häusermarkt angeht, scheint das nicht zu stimmen. Auch 2020 gaben die Duisburger viel Geld fürs Wohnen aus. Dennoch gibt es Trends in der Pandemie.
Wer sich im April 2020, mitten im ersten Lockdown, für eine Immobilie interessierte, konnte im Internet Prognosen wie diese lesen: Kurzarbeit und unsichere Arbeitsplätze lassen die Menschen vorsichtiger werden, Kredite wollen sie nicht aufnehmen, in der Folge bricht der Markt für Häuser und Wohnungen ein. Um fast 25 Prozent, so hatte es etwa das Forschungsinstitut Empirica vorausgesagt. Zumindest in Duisburg ist das allerdings nicht passiert.
Wie eine Studie der Sparda-Bank zeigt, liegen die Preise in der Stadt und im Umland noch immer auf einem hohen Niveau. „Trotz der tiefen Einschnitte in Wirtschaft und Gesellschaft durch Corona zeigt sich der Immobilienmarkt auch bei uns in Duisburg durchaus robust“, sagt Roswitha Weyandt, Regionalmarktleiterin für das westliche Ruhrgebiet. Das gelte für Mieten als auch für Kaufpreise und werde aller Voraussicht nach auch erstmal so bleiben. Denn die Bevölkerung wächst, und es wird trotz neuer Bauvorhaben zu wenig gebaut, um die Nachfrage auf dem Markt zu bedienen.
Auch Axel Quester, Duisburger Makler und Vizepräsident des Immobilienverbandes Deutschland (IVD), beobachtet die Preise in der Stadt. „Der Markt ist derzeit trotz der Corona-Krise sehr lebhaft“, sagt er. 2020 hat sein Büro allerdings etwas weniger Verträge abgeschlossen als im Jahr zuvor. In einigen Monaten machte sich die Unsicherheit der Käufer auch bemerkbar, doch auf das ganze Jahr gerechnet, habe die Pandemie den Markt nicht einbrechen lassen. Quester konnte besonders einen Trend erkennen: Vielen ist es zu Hause zu eng geworden. „Wir hatten oft den Fall, dass sich etwa eine Familie vergrößern wollte, weil sie viel Zeit zu Hause in einer kleinen Wohnung verbracht hatte.“Das bestätigt auch Weyandtvon der Sparda-Bank: „Die aktuellen Kontaktbeschränkungen im öffentlichen Raum und der Trend zum Homeoffice haben den Wunsch nach Wohneigentum eher noch verstärkt.“Eine verstärkte Landflucht, wie sie oft erwartet wurde, hat sich laut Quester in der Corona-Krise nicht gezeigt. „Den Trend beobachten wir seit Jahren und ehrlicherweise hat das nicht immer etwas damit zu tun, dass die Leute unbedingt raus aufs Land wollen. Dort sind die Preise einfach niedriger.“
Ganz anders sieht das bei Immobilien aus, die gewerblich genutzt werden, etwa für Restaurants und Geschäfte. Hier gebe es eine große Unsicherheit, weil immer neue Lockdowns das Geschäft nahezu unmöglich machen. „Unsere letzte große Vermietung in diesem Bereich in Duisburg war im Februar 2020“, sagt Quester. Nur Gewerbehallen und Produktionsstätten seien von der Krise nicht so stark betroffen.
Geändert habe sich, so der Makler, auch der Ablauf der Besichtigungen der Häuser. „Wir hatten 2020 viel weniger Termine in den Immobilien“, sagt Quester. Maximal zwei Personen seien erlaubt, Kinder und Jugendliche dürfen gar nicht kommen. „Wir wollen natürlich die Kontakte reduzieren und das führt auch dazu, dass etwa die Schwiegereltern oder gute Freunde nicht mit zur Besichtigung kommen“.
Die Studie der Sparda-Bank zeigt auch: Zwischen den Metropolen, den größeren und kleineren Städten und dem ländlichen Raum gibt es deutliche Preis-Unterschiede. Das gilt auch für Duisburg: Hier kostet demnach eine Eigentumswohnung im Bestand im Schnitt 1604 Euro je Quadratmeter (Daten vom zweiten Quartal 2020) und damit deutlich weniger als in Essen (2035 Euro) oder Düsseldorf (4133 Euro). Regionalmarktleiterin Weyandt betont aber: „Auch bei uns haben die Preise für Wohneigentum in den letzten Jahren zugelegt – allerdings moderater als in den Metropolen, nämlich um 19 Prozent gegenüber 2009.“
In Duisburg stehen die Chancen für eine Familie, etwas zu finden, übrigens weit besser als in Düsseldorf. Der Anteil der Ein- und Zweifamiliensowie Reihenhäuser an allen Kaufinseraten betrug in der Landeshauptstadt im vergangenen Jahr 16,7 Prozent, dagegen in Duisburg 36,4 Prozent. Große Neubagebiete entstehen in Duisburg derzeit in Huckingen und in Wedau. Die Käufer der Grundstücke am Alten Angerbach in Huckingen bezahlen derzeit 720 Euro pro Quadratmeter. Insgesamt werden für das Neubaugebiet 17 Hektar in Huckingen bebaut. Den größten Teil gestalten fünf Investoren. Sie errichten dort knapp 100 Doppelhaushälften, 125 Einfamilienhäuser und 35 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern.
Auf insgesamt 60 Hektar brachliegender Bahnfläche entsteht derweil im Duisburger Süden mit „6-Seen-Wedau“das größte Stadtentwicklungsprojekt in Nordrhein-Westfalen. Dort sollen 3000 Wohneinheiten entstehen, Startschuss der Vergabe soll das erste Quartal 2021 sein.