Grammatikoff-Pläne bleiben im Dunkeln
Die Gebag favorisiert Bora Erdogan als neuen Grammatikoff-Pächter. Dem Kulturausschuss hat er sich in einer Videokonferenz vorgestellt. Dabei sagte er wenig über sein Konzept für die Kulturkneipe.
Die mit Spannung erwartete Vorstellung seines Kulturkonzepts für das Grammatikoff am Dellplatz in Duisburg durch den von der Gebag favorisierten neuen Pächter Bora Erdogan fand am Bildschirm statt – und die Öffentlichkeit war nicht eingeladen. Statt in einer Sitzung des Kulturausschusses sprachen die Politiker per Videokonferenz mit dem Duisburger.
Die neue Ausschussvorsitzende Parisa Tonekaboni (Grüne) hatte die für den 5. Februar terminierte Sitzung in Absprache mit Kulturdezernentin Astrid Neese vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie abgesagt, weil keine dringenden Beschlüsse auf der Tagesordnung standen. Gegen eine Beteiligung der Öffentlichkeit an dieser eher „interfraktionellen Runde“habe die Verwaltung rechtliche Bedenken geäußert.
„Ich stehe hinter dieser Entscheidung, aber wenn es sich um eine informelle Veranstaltung handelt, dann lädt man auch die Öffentlichkeit ein“, so Parisa Tonekaboni, die im Nachhinein von einer „verpassten Chance“spricht. Dass Erdogan über eine Stunde lang von der Politik befragt worden sei, zeige jedenfalls, wie groß das Interesse an der Zukunft des Grammatikoff ist, in dem im März 2020 die Rollläden runtergingen.
Hört man sich bei den Fraktionen um, haben die Kulturpolitiker aber nur wenig über das Konzept für die Kulturkneipe erfahren, die auch weiterhin ihren soziokulturellen Charakter aus den Anfangsjahren als Hundertmeister behalten muss. Das haben Stadt und städtische Wohnungsbaugesellschaft Gebag 1997 vertraglich vereinbart. Noch keinen unterschriebenen Vertrag gibt es hingegen mit Bora Erdogan, Betreiber des Café Fino am Salvatorweg und Inhaber einer Sicherheitsfirma.
Da die Gebag aber den anderen der insgesamt elf Bewerber bereits abgesagt hat, ist Erdogan seit November ihr einziger Verhandlungspartner. Betriebswirt Bora Erdogan hatte gegen Ende November 2020 gesagt, über das Kulturkonzept sei mit der Gebag Stillschweigen vereinbart worden. Die Gebag hatte daraufhin angekündigt, noch 2020 mit Erdogan eine gemeinsame Presseerklärung zum Kulturkonzept zu veröffentlichen. Die ist bislang ausgeblieben.
„Wir haben bis heute kein Konzept erhalten“, sagt Parisa Tonekaboni, die auch in der informellen Runde am 5. Februar nicht viel erfahren hat. „Ich verstehe Herrn Erdogan
als Geschäftsmann, aber wir müssen auf die freie Kulturszene schauen. Wie können wir sicherstellen, dass es eine soziokulturelle Nutzung gibt?“Das zu klären sei auch Aufgabe der Kulturverwaltung, die wiederum an die Gebag verweise. Erdogan habe lediglich mitgeteilt, dass er 75 Prozent kommerzielle und 25 Prozent nicht-kommerzielle Veranstaltungen plane; für die Inhalte wolle er einen Kenner der Szene hinzu ziehen.
Und auch über das gastronomische Konzept und die Zusammenarbeit mit dem Filmforum habe Erdogan nichts Konkretes gesagt. Als Grüne sei sie enttäuscht, dass sich zu diesem „sensiblen Thema“noch nichts getan habe. Dass es dazu viele kritische Fragen auch aus den anderen Fraktionen gegeben habe, zeige das hohe Interesse an der Zukunft der Kulturkneipe.
„Der Pächter hat sich ausführlich vorgestellt“, sagt Edeltraud Klabuhn (SPD): „Ich hätte gerne mehr über das Konzept erfahren“, sei sie in diesem Punkt enttäuscht. Fragen dazu seien im Ausschuss schon vor der Kommunalwahl gestellt worden. Dass 25 Prozent der Veranstaltungen für die freie Szene reserviert werden, sei vertraglich zwischen Stadt und Gebag festgelegt.
„Mir ist es besonders wichtig, dass das Ensemble aus Säule, Grammatikoff und Filmforum als spezieller Anziehungspunkt in der Innenstadt erhalten bleibt“, sagt Sigrid Volk-Cuypers (CDU). „Da ist ein gutes Miteinander wichtig“, so die Ratsfrau, die auch Mitglied im Aufsichtsrat des Filmforums ist. Es habe am Freitag mehr allgemeine Informationen gegeben, „aber es sollen ja noch weitere folgen“.
Frank Albrecht (FDP) hingegen hörte ein „überlegtes Konzept“für die Gastronomie. Auch bemühe sich Erdogan um ein Veranstaltungskonzept. Für Albrecht müssen die Rahmenbedingungen stimmen: „Es muss sich wirtschaftlich tragen und kulturellen Output haben.“Es habe ja schon Pächter gegeben, die das nicht geschafft haben.
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