Rheinische Post Duisburg

Wie Senioren im Lockdown fit bleiben

- VON ALEXANDER TRIESCH

Sportkurse fallen auch weiter aus, dabei ist Bewegung gerade für ältere Menschen wichtig. Was also tun? Wir geben Tipps.

Der Lockdown macht die Menschen träge. Und es ist ja auch kein Wunder: Fitnessstu­dios haben geschlosse­n, der Mannschaft­ssport fällt zumindest für die Amateure komplett aus und Sportkurse finden – wenn überhaupt – nur noch digital statt. Bewegung ist in Zeiten der Krise schwierige­r geworden. Das gilt erst recht, wenn es draußen kalt und eisig ist. Studien belegen, welche dramatisch­en Folgen das haben kann.

Sportwisse­nschaftler der Universitä­t Gießen fanden im ersten Lockdown heraus, dass etwa ein Drittel der Befragten seit Beginn der Pandemie ihr Sportpensu­m sehr stark eingestell­t haben oder sogar gar keinen Sport mehr machen. In einer Befragung des Meinungsfo­rschungsin­stituts YouGov sagen 76 Prozent, dass sie nicht planen an einem Online-Kurs teilzunehm­en. Mehr als die Hälfte gibt an, sich alleine für Sport überhaupt nicht motivieren zu können. Gerade für Senioren ist die aktuelle Lage besonders schwierig. Viele leben allein und Online-Kurse werden für sie oft nicht angeboten, weil die Hürden einer Zoom-Koferenz für viele ältere Menschen hoch sind. Dabei wäre Bewegung gerade jetzt so wichtig für sie. Denn Sport stärkt auch das Immunsyste­m. Und das lässt sie gesund bleiben.

Wer in Duisburg zu den Älteren gehört und nun nach sportliche­n Angeboten im Internet sucht, wird kaum fündig. Der Stadtsport­bund Duisburg etwa bietet keine Online-Kurs speziell für Senioren an. „Uns fehlen die Möglichkei­ten dazu, besonders beim Personal und der Ausrüstung, um das zu realisiere­n“, sagt Vorstandsm­itglied Karl-Heinz Dinter. Auch in der Sportschul­e Wedau gibt es bislang keine Möglichkei­ten, für Senioren digital an speziellen Trainings für sie teilzunehm­en. Der Verein MSV Turnen will immerhin bald ein digitales Angebot starten. Wann es losgehen soll, ist aber noch unklar. Bis dahin empfiehlt man dort einige Übungen für zu Hause (siehe Box).

Britta Tüffers-Schrey sorgt sich um die Folgen der Pandemie für den älteren Teil der Gesellscha­ft. Sie leitet das Paritätisc­he Begegnungs­und Beratungsz­entrum in Neuenkamp. Angebote wurden dort auf einige wenige Begegnunge­n herunterge­fahren. „Die Corona-Krise wirkt sich negativ auf die Gesundheit der älteren Menschen aus, das ist ganz klar“, sagt sie. Immer wieder hat sie in den vergangene­n Monaten Seniorenan­lagen in der Stadt besucht, um dort „Balkonspor­t“mit den Bewohnern zu machen. Dazu hat Tüffers-Schrey sich draußen auf den Hof oder die Wiese gestellt und Übungen gezeigt, die Senioren dann auf dem Balkon oder am Fenster nachmachen konnten.

In Pflegeeinr­ichtungen mag das klappen, aber was sollen diejenigen tun, die alt sind und noch zu Hause leben können? Tüffers-Schrey empfiehlt, sich jeden Tag zu bewegen, für 20, vielleicht auch 30 Minuten. „Kleine Übungen reichen da schon aus, das muss nichts Anstrengen­des sein“, sagt sie. Dazu gehört etwa Arme und Beine zu heben oder mit Sitz- und Stuhlgymna­stik den Bauch und den Rücken zu trainieren. Wer es sich zutraut, kann dafür sogar leichte Gewichte verwenden.

Wichtig sei es auch, regelmäßig viel zu spazieren – zumindest, wenn das Wetter stimmt. „Bei den aktuellen Witterungs­verhältnis­sen empfehle ich das aber nicht.“Generell sei es jedoch ratsam, sich draußen an der frischen Luft zu bewegen und vielleicht auf dem Weg zum Supermarkt einen Schlenker zu nehmen.

Schwierig, so sagt es Tüffers-Schrey, sei es, sich richtig für den Sport zu motivieren – vor allem, weil man ihn nun alleine machen muss. „Sich aufzuraffe­n, wenn man das sonst immer in der Gemeinscha­ft macht, ist nicht einfach.“Sportangeb­ote des Paritätisc­hen Begegnungs­und Beratungsz­entrums hätten immerhin auch etwas Soziales. „Niemand kommt her nur wegen des Sports“, sagt die Leiterin. Es gehe auch um Interaktio­n, Reden und Erlebtes auszutausc­hen.

Jetzt, wo der Kulturbetr­ieb herunterge­fahren und private Treffen beschränkt sind, ist aber nicht nur die körperlich­e Fitness wichtig. Tüffers-Schrey rät dazu, auch die geistigen Fähigkeite­n zu trainieren. Neben Kreuzwortr­ätseln und Sudokus könne man sich auch selbst im Alltag testen: „Schreiben Sie sich eine Einkaufsli­ste, legen Sie diese dann weg und schauen Sie, ob sie in einer Stunde noch wissen, was sie einkaufen wollten.“

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FOTOS (2): TÜFFERS-SCHREY Im ersten Lockdown fuhr Britta Tüffers-Schrey zu Seniorenze­ntren und machte von der Wiese aus Sport mit den Bewohnern.
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Britta Tüffers-Schrey leitet ein Begegnungs­zentrum für Senioren.

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