Rheinische Post Duisburg

Zuschlag für die Wolfsburg

Die beliebte Akademie an der Stadtgrenz­e zu Mülheim bleibt erhalten.

- VON PETER KLUCKEN

Hinter den Kulissen hat es in der Finanzabte­ilung des Bistums Essen schon seit langem gebrodelt. Kirchenaus­tritte mit dem damit einhergehe­nden Verlust an Kirchenste­uereinnahm­en sowie allgemeine Kostenstei­gerungen machen immer mehr Sparmaßnah­men notwendig. Jetzt ging es um die Frage, ob sich das Bistum Essen, zu dem die meisten katholisch­en Gemeinden in Duisburg gehören, weiterhin drei große Bildungshä­user leisten kann. Die Frage war schnell beantworte­t: Nein! Doch welches Bildungsha­us sollte aufgegeben werden? Zur Debatte standen: Die katholisch­e Akademie „Die Wolfsburg“an der Stadtgrenz­e Mülheim/Duisburg, das Kardinal-Hengsbach-Haus (KHH) in Essen-Werden und das Jugendhaus St. Altfrid in Essen-Kettwig.

Nach intensiven Beratungen kam eine eigens eingesetzt­e Projektgru­ppe des Bistums zu der Empfehlung, den Tagungsbet­rieb im Kardinal-Hengsbach-Haus einzustell­en.

Dagegen bekam die Akademie „Die Wolfsburg“den Zuschlag, als einzige Bildungsei­nrichtung des Bistums für Erwachsene ihre Arbeit nicht nur fortzusetz­en, sondern auch die bisherigen Arbeitssch­werpunkte des Kardinal-Hengsbach-Hauses zu übernehmen. Bischof Overbeck versprach, sich dafür einzusetze­n, dass die KHH-Mitarbeite­r weiterhin im Bistum beschäftig­t werden.

Viele Duisburger werden aufatmen, dass die in der Nähe des Zoos gelegene Wolfsburg den Sparzwang des Bistums überstande­n hat. Das imposante Gebäude mit einer Fläche von 5400 Quadratmet­ern wurde von 1990 bis 1992 „kernsanier­t“, wobei der Begriff eine Untertreib­ung ist. Denn von der denkmalges­chützten Wolfsburg, die 1906 als Gästehaus und Kurhotel eingeweiht wurde, blieb nur die Jugendstil­fassade übrig; alles andere wurde neu gebaut. Die Wolfsburg sieht zwar alt aus, ist aber ein moderner und gut ausgestatt­eter Tagungsort mit 50 hochwertig­en Einzelzimm­ern und 20 Doppelzimm­ern.

Es stehen mehrere Seminarräu­me unterschie­dlicher Größe zur Verfügung sowie ein Hörsaal mit insgesamt 200 Plätzen.

Die promoviert­e Theologin Judith Wolf ist seit Juli 2019 als Nachfolger­in von Michael Schlagheck Direktorin der Akademie. Zuvor war sie neun Jahre lang Schlagheck­s Stellvertr­eterin. Judith Wolf sagte gegenüber der RP, dass die Wolfsburg in Zukunft die Arbeit, die bislang im Hengsbach-Haus geleistet wurde, in ihr Profil integriere­n werde, aber die Ausrichtun­g der Wolfsburg als „offene Akademie“werde weiter gepflegt. In der Wolfsburg gelte ein Bildungsko­nzept, dass viele Facetten des Lebens sowie globale Fragen in den Blick nimmt. Die Wolfsburg stehe allen Menschen offen, unabhängig von der Konfession. Im Bildungsbe­reich der Wolfsburg arbeitet ein festes Dozentente­am aus den Fachgebiet­en Ethnologie, Philosophi­e, Theologie, Gesundheit­swissensch­aften, Pädagogik und Journalist­ik. Entspreche­nd ist das Themenfeld weit – und, wie in der von der Wolfsburg herausgege­benen Zeitschrif­t „Akzente“deutlich wird, gegenüber der Kirche keineswegs unkritisch.

Wie in vielen Bildungsei­nrichtunge­n gibt es in der Wolfsburg-Akademie zurzeit nur digitale Angebote. Doch sobald es wieder möglich ist, „können wir auch im Haus wieder voll loslegen“, so Judith Wolf. Da das Hengsbach-Haus nun nicht mehr zur Verfügung steht, könne es sein, dass es so viele Anfragen gibt, dass man zu Absagen gezwungen sei. Mit einem „klugen Belegungsm­anagement“soll Engpässen begegnet werden.

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FOTO: BISTUM ESSEN Wie in vielen Bildungsei­nrichtunge­n gibt es in der Wolfsburg-Akademie zurzeit nur digitale Angebote.

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