Moerser Bahnhof soll Drehkreuz werden
Die Jamaika-Plus-Koalition im Kreis und die CDU-Fraktion in Moers beantragen zwei Machbarkeitsstudien. Wenn die Bahnlinie von Krefeld nach Moers und weiter über Beeckerwerth nach Oberhausen reaktiviert würde, würde der Bahnhof sich mit der vorhandenen RB 31 zu einem Eisenbahnknotenpunkt entwickeln.
MOERS Die Grafenstadt ist kein Eisenbahnknotenpunkt für Personenverkehr, anders als fast alle Großstädte in der Bundesrepublik. Deshalb ist der Moerser Personenbahnhof auch nicht den Preisklassen, den einstmaligen Bahnhofskategorien, zwei oder drei zugeordnet, wie die meisten Stationen in Großstädten. Nicht einmal in der Preisklasse vier ist er zu finden, sondern erst in der Preisklasse fünf. In dieser Preisklasse ist keine andere Station einer Großstadt verzeichnet.
Die Einstufung dürfte sich zukünftig ändern, wenn zusätzlich zur bestehenden Regionalbahn RB 31, Xanten-Moers-Duisburg, ab dem Jahr 2026 die Bahnlinie nach Kamp-Lintfort eröffnet wird und vielleicht irgendwann nach 2030 der Traum von einer Bahnlinie nach Neukirchen-Vluyn in Erfüllung gehen sollte. Die Jamaika-Plus-Koalition im Kreistag und die CDU-Fraktion im Moerser Stadtrat schlagen jetzt außerdem vor, die Bahnstrecke von Krefeld über Rumeln nach Moers und weiter über den Duisburger Stadtteil Beeckerwerth nach Oberhausen für den Personenverkehr zu reaktivieren.
Die Koalition aus CDU, Grünen, FDP und Freien Wählern beantragt, im nächsten Kreisausschuss für Mobilität und Verkehr gemeinsam mit dem Verkehrsverbund RheinRuhr eine erste Machbarkeitsstudie zu vergeben. In dieser Studie soll geklärt werden, ob eine linksrheinische Verbindung des schienengebundenen Personennahverkehrs, kurz SPNV, von Krefeld nach
Moers umgesetzt werden kann. Die CDU-Fraktion der Grafenstadt stellt im nächsten Moerser Stadtrat den gleichen Antrag.
Von der Seidenstadt Krefeld könnten die Personenzüge nach Köln oder Düsseldorf angebunden werden. Die Strecke von Krefeld nach Moers ist vorhanden. Sie wird bereits seit mehr als 100 Jahren für den Güterverkehr genutzt. Die Hälfte dieser Jahre war sie auch für den Personenverkehr im Dienst.
In der ersten Machbarkeitsstudie wäre zum Beispiel zu klären, ob die Kapazität der Strecke ausreicht, neben den Güterzügen auch halbstündlich oder stündlich wieder Personenzüge fahren zu lassen.
Zu untersuchen wäre ferner, ob südlich von Duisburg-Rumeln eine früher vorhandene Überführung geschaffen werden könnte, um Personenzüge in die Strecke nach Krefeld einzufädeln und sowohl in Rumeln als auch in Trompet halten lassen zu können.
Die Jamaika-Plus-Koalition im Kreis beantragt ferner, zusammen mit dem VRR eine zweite Machbarkeitsstudie zu vergeben. In dieser soll untersucht werden, ob die Eisenbahnstrecke für den Personenverkehr reaktiviert werden kann, die von Moers über Meerbeck, vorbei an Baerl über die Haus-Knipp-Brücke nach Beeckerwerth und von dort aus parallel zur Autobahn A2 nach Oberhausen verläuft. Die Moerser CDU-Fraktion stellt für den nächsten Stadtrat den gleichen Antrag.
Die Antragsteller rechnen damit, der VRR werde sich mit 50 Prozent an den Kosten der beiden Machbarkeitsstudien beteiligen, die auf jeweils rund 100.000 Euro geschätzt werden. Die anderen 50 Prozent könnten sich der Kreis Wesel und die Stadt Moers teilen. Wie die Reaktivierung anderer Bahnlinien für den Personenverkehr zeigt, dauert es mindestens zehn Jahre, bis nach einer Machbarkeitsstudie Züge über die Gleise rollen, sprich in den
2030er Jahren.
„Wenn wir die Mobilitätswende schaffen wollen, müssen wir die Bedeutung des Schienenverkehrs stärken“, betont Frank Berger, der
Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion. „Nur so wird es gelingen, die Verkehrsströme auf den Autobahnen zu verringern.“
Das sei ein zentrales Ziel des Mobilitätskonzeptes im Kreis. „Wenn Pendler das attraktive Angebot haben, schnell ins Ruhrgebiet oder in den Raum Krefeld-Düsseldorf zu kommen, steigen sie aus dem Auto aus und in die Eisenbahn ein. Sie gewinnen an Zeit und Komfort.“
Die Moerser CDU-Fraktionsvorsitzende Julia Zupancic unterstützt die Reaktivierung, auch mit Blick auf den Moerser Bahnhof der Kategorie 5: „Der Bahnhof ist nach langen Jahren endlich barrierefrei. Mit einer Reaktivierung der Strecke von Krefeld nach Oberhausen würde es sich zu einem Drehkreuz entwickeln. Wenn wir die moderne Mobilität voranbringen wollen, dann gelingt dieses Vorhaben nur, indem wir gute Alternativen schaffen und auch diese Strecke für den SPNV entwickeln.“