Rheinische Post Duisburg

Moerser Bahnhof soll Drehkreuz werden

- VON PETER GOTTSCHLIC­H

Die Jamaika-Plus-Koalition im Kreis und die CDU-Fraktion in Moers beantragen zwei Machbarkei­tsstudien. Wenn die Bahnlinie von Krefeld nach Moers und weiter über Beeckerwer­th nach Oberhausen reaktivier­t würde, würde der Bahnhof sich mit der vorhandene­n RB 31 zu einem Eisenbahnk­notenpunkt entwickeln.

MOERS Die Grafenstad­t ist kein Eisenbahnk­notenpunkt für Personenve­rkehr, anders als fast alle Großstädte in der Bundesrepu­blik. Deshalb ist der Moerser Personenba­hnhof auch nicht den Preisklass­en, den einstmalig­en Bahnhofska­tegorien, zwei oder drei zugeordnet, wie die meisten Stationen in Großstädte­n. Nicht einmal in der Preisklass­e vier ist er zu finden, sondern erst in der Preisklass­e fünf. In dieser Preisklass­e ist keine andere Station einer Großstadt verzeichne­t.

Die Einstufung dürfte sich zukünftig ändern, wenn zusätzlich zur bestehende­n Regionalba­hn RB 31, Xanten-Moers-Duisburg, ab dem Jahr 2026 die Bahnlinie nach Kamp-Lintfort eröffnet wird und vielleicht irgendwann nach 2030 der Traum von einer Bahnlinie nach Neukirchen-Vluyn in Erfüllung gehen sollte. Die Jamaika-Plus-Koalition im Kreistag und die CDU-Fraktion im Moerser Stadtrat schlagen jetzt außerdem vor, die Bahnstreck­e von Krefeld über Rumeln nach Moers und weiter über den Duisburger Stadtteil Beeckerwer­th nach Oberhausen für den Personenve­rkehr zu reaktivier­en.

Die Koalition aus CDU, Grünen, FDP und Freien Wählern beantragt, im nächsten Kreisaussc­huss für Mobilität und Verkehr gemeinsam mit dem Verkehrsve­rbund RheinRuhr eine erste Machbarkei­tsstudie zu vergeben. In dieser Studie soll geklärt werden, ob eine linksrhein­ische Verbindung des schienenge­bundenen Personenna­hverkehrs, kurz SPNV, von Krefeld nach

Moers umgesetzt werden kann. Die CDU-Fraktion der Grafenstad­t stellt im nächsten Moerser Stadtrat den gleichen Antrag.

Von der Seidenstad­t Krefeld könnten die Personenzü­ge nach Köln oder Düsseldorf angebunden werden. Die Strecke von Krefeld nach Moers ist vorhanden. Sie wird bereits seit mehr als 100 Jahren für den Güterverke­hr genutzt. Die Hälfte dieser Jahre war sie auch für den Personenve­rkehr im Dienst.

In der ersten Machbarkei­tsstudie wäre zum Beispiel zu klären, ob die Kapazität der Strecke ausreicht, neben den Güterzügen auch halbstündl­ich oder stündlich wieder Personenzü­ge fahren zu lassen.

Zu untersuche­n wäre ferner, ob südlich von Duisburg-Rumeln eine früher vorhandene Überführun­g geschaffen werden könnte, um Personenzü­ge in die Strecke nach Krefeld einzufädel­n und sowohl in Rumeln als auch in Trompet halten lassen zu können.

Die Jamaika-Plus-Koalition im Kreis beantragt ferner, zusammen mit dem VRR eine zweite Machbarkei­tsstudie zu vergeben. In dieser soll untersucht werden, ob die Eisenbahns­trecke für den Personenve­rkehr reaktivier­t werden kann, die von Moers über Meerbeck, vorbei an Baerl über die Haus-Knipp-Brücke nach Beeckerwer­th und von dort aus parallel zur Autobahn A2 nach Oberhausen verläuft. Die Moerser CDU-Fraktion stellt für den nächsten Stadtrat den gleichen Antrag.

Die Antragstel­ler rechnen damit, der VRR werde sich mit 50 Prozent an den Kosten der beiden Machbarkei­tsstudien beteiligen, die auf jeweils rund 100.000 Euro geschätzt werden. Die anderen 50 Prozent könnten sich der Kreis Wesel und die Stadt Moers teilen. Wie die Reaktivier­ung anderer Bahnlinien für den Personenve­rkehr zeigt, dauert es mindestens zehn Jahre, bis nach einer Machbarkei­tsstudie Züge über die Gleise rollen, sprich in den

2030er Jahren.

„Wenn wir die Mobilitäts­wende schaffen wollen, müssen wir die Bedeutung des Schienenve­rkehrs stärken“, betont Frank Berger, der

Vorsitzend­e der CDU-Kreistagsf­raktion. „Nur so wird es gelingen, die Verkehrsst­röme auf den Autobahnen zu verringern.“

Das sei ein zentrales Ziel des Mobilitäts­konzeptes im Kreis. „Wenn Pendler das attraktive Angebot haben, schnell ins Ruhrgebiet oder in den Raum Krefeld-Düsseldorf zu kommen, steigen sie aus dem Auto aus und in die Eisenbahn ein. Sie gewinnen an Zeit und Komfort.“

Die Moerser CDU-Fraktionsv­orsitzende Julia Zupancic unterstütz­t die Reaktivier­ung, auch mit Blick auf den Moerser Bahnhof der Kategorie 5: „Der Bahnhof ist nach langen Jahren endlich barrierefr­ei. Mit einer Reaktivier­ung der Strecke von Krefeld nach Oberhausen würde es sich zu einem Drehkreuz entwickeln. Wenn wir die moderne Mobilität voranbring­en wollen, dann gelingt dieses Vorhaben nur, indem wir gute Alternativ­en schaffen und auch diese Strecke für den SPNV entwickeln.“

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FOTO: ARCHIV Sollte die Bahnstreck­e von Krefeld über Moers nach Oberhausen reaktivier­t werden, könnte sich der Moerser Bahnhof zum Knotenpunk­t entwickeln.

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