Rheinische Post Duisburg

Die Friedensei­che wird 150 Jahre

- VON PETER GOTTSCHLIC­H

Sie wurde zur Gründung des deutschen Reichs und zum Ende des Deutsch-Französisc­hen Krieges 1871 gepflanzt. Heute ist sie ein beliebter Fotopunkt für Wanderer und Spaziergän­ger.

RHEURDT Die Friedensei­che steht auf dem höchsten Punkt des Warzberges, ist nicht von anderen Bäumen umgeben und zieht so Blitze an. Sie bewegt sich zwischen Rheurdt und Kengen seit 150 Jahre im Wind, überlebte mindestens einen Blitzeinsc­hlag und ist stabil, auch wenn sie durch eine elektrisch­e Entladung auf einer Seite hohl ist. Sie bildet ein klassische­s Fotomotiv und wurde am 22. März 1871 gepflanzt. „Während die meisten Friedensei­chen kurz nach dem Krieg gepflanzt wurden, sollte die Rheurdter Friedensei­che auch Preußen und den Kaiser ehren“, sagt Steffen Geiling. Als Zuständige­r für das Bildarchiv der Ökogemeind­e hat er den Verwaltung­sbericht aus den Jahren 1854 bis 1885 geöffnet, der von Bürgermeis­ter Wiedenbrüg abgegeben wurde: „Zum Andenken an die glorreiche­n Siege, welche die deutschen Armeen über den Erbfeind Deutschlan­ds, die Franzosen, davongetra­gen haben, wurde im Jahre 1871, am Geburtstag­e Seiner Majestät, unseres Allergnädi­gsten Königs und Kaisers auf dem Rheurdter Berge eine Friedensei­che gepflanzt und hiermit ein allgemeine­s Volks- und Kinderfest verbunden.“Nach 150 Jahren ist die Sicht auf das Ende des Deutsch-Französisc­hen Krieges von 1870/1871 eine andere. Frankreich ist kein Erbfeind mehr, sondern hat sich zum wichtigste­n Partner in der Europäisch­en Union entwickelt. Bei Kriegen stehen nicht mehr die glorreiche­n Siege im Mittelpunk­t, sondern die Toten, Verletzten und Traumatisi­erten. Und es wird nicht mehr der Geburtstag eines Kaisers gefeiert, wie am 22. März 1871, als Kaiser

Wilhelm I. von Preußen seinen 74. Geburtstag beging. Diesem Geburtstag waren drei Ereignisse vorangegan­gen: Gründung des Deutsches Reichs am 1. Januar 1871, Proklamati­on des deutschen Kaisers am 18. Januar 1871 im Schloss Versailles bei Paris und Vorfrieden von Versailles am 26. Februar 1871.

Wie viele Friedensei­chen 1871 in Deutschlan­d gepflanzt wurden, ist nicht wissenscha­ftlich untersucht. Wahrschein­lich waren es über 1000. 14 davon stehen heute als Naturdenkm­al unter Schutz, davon gleich zwei in Bad Laasphe im Kreis Siegen-Wittgenste­in. Die Rheurdter Friedensei­che, die nördlich der Aldekerker Straße an der verlängert­en Finkenstra­ße im Wind schwingt, ist nicht als Naturdenkm­al eingetrage­n, auch wenn sie markant ist und an den Frieden vor 150 Jahren erinnert. Trotzdem ist sie für Spaziergän­ger, Wanderer und Radfahrer ein Punkt, um anzuhalten. Nicht selten wird der Baum mit seiner großen Krone dann auf ein Foto gebannt, besonders jetzt, wenn er sich im winterlich­en Schneeklei­d zeigt.

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FOTO: GEMEINDE RHEURDT Die markante Friedensei­che in Rheurdt ist ein beliebtes Fotomotiv.

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