„Ohne Musik ist alles Nichts“
Matthias Bruns, Stimmführer der zweiten Geigen bei den Philharmonikern, geht im Lockdown digitale Wege.
(sado) „Ohne Musik wär alles Nichts“, hat der Komponist Wolfgang Amadeus Mozart einmal geschrieben. Was alles Nichts ist, fühlt gerade Matthias Bruns, der Stimmführer der zweiten Geigen bei den Duisburger Philharmonikern. Die Geigen hängen längst nicht im Himmel, dennoch viel zu hoch in den Zeiten des Lockdowns – als, dass die Musiker sie öffentlich spielen dürften. „Es ist ja nicht nur, dass wir mit den Philharmonikern nicht auftreten können, auch meine ganzen kammermusikalischen Projekte, bei denen ich viel Arbeit im Voraus eingesetzt habe, sind ja mit dem Auftrittsverbot zum Stillstand gekommen“, sagt der 42-jährige Musiker.
Mit vier Jahren erlernte der gebürtige Moerser das Violinenspiel nach der Suzuki-Methode. Später folgten Studien der Geige an der Folkwang Hochschule in Essen und an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf, die er in Meisterkursen unter anderem bei Pinchas Zukerman abschloss. Früh erkannte Matthias Bruns sein Faible für die Kammermusik und gründete 2008 mit anderen Musikern der Duisburger Philharmoniker das überregional bekannte „Mercator-Ensemble“, bei dem er allerdings die Erste Geige spielt. Dieses vierköpfige Ensemble setzt sich thematisch nicht nur mit Klassik auseinander, sondern bezieht gerne kammermusikalische Interpretationen aus anderen Stilrichtungen wie Tango, Jazz oder Swing gerne in ihre Konzerte mit ein. Bei diesem Quartett sieht er sich auch irgendwie als Geschäftsführer, als „CEO“, wie er mit einem Lächeln neudeutsch ergänzt: „Ich mache da meist die Vertragsabschlüsse mit den Veranstaltern, wenn wir gebucht werden“, sagt Matthias Bruns. Bis nach Österreich oder in die Schweiz reichten diese
Verbindungen inzwischen. „Nur im letzten Jahr hatten wir so gut wie keine Auftritte“, sagt der Violinist nachdenklich.
Auch die normalerweise viel frequentierten Weihnachtskonzerte des Mercator-Ensembles in der Rheinhauser Bezirksbibliothek konnten die Musiker nicht spielen. Trotzdem – die Zeit nutzten er und seine Mitstreiter, um neue Wege zu beschreiten. „Wir haben unsere letzte CD „Let´s do it“noch mal digitalisiert aufgenommen für die gängigen Streaming Portale wie iTunes, Apple Music, Spotifiy etc. Und haben sozusagen auf das digitale Pferd umgesattelt. Der Vorteil ist: man braucht sich um nichts mehr kümmern danach“, so Bruns. So könne er auch die Reichweite ihrer Musik besser messen: „Bis in die USA oder nach Japan und Neuseeland sind wir schon geklickt worden.“
Wenn es mit den Duisburger Philharmonikern wieder losgehen sollte, so sei eine CD-Einspielung eines Mendelssohn-Werkes in Planung. Welches es sein wird, verrät Bruns aber noch nicht.
Seit Wochen hält sich der Geiger mit Fingerübungen für die bevorstehenden Proben und Auftritte fit. Wie ein Sportler absolviert Bruns ein tägliches Trainingsprogramm. „Man muss jeden Tag seine Übungen machen und am Ball bleiben, sonst rosten die Finger ein.“Fit halten kann er sich auch noch mit Geigenunterricht, den er virtuell übers Internet seinen vielen Schülern gerade anbietet. „Aber das alles ist nichts gegen einen Live-Auftritt mit einem Orchester vor einem großen Publikum“, hofft der Duisburger Philharmoniker auf baldige Öffnungen der Kulturszene. Denn: Ohne Musik ist alles Nichts, wusste schon Mozart.