Rheinische Post Duisburg

Lärmschutz­wall hat Schattense­iten für Anwohner

- VON VOLKER POLEY

Die Schallschu­tzwand für 6-Seen-Wedau bereitet den Bissinghei­mern Sorgen. Sie fürchten mehr Lärm und weniger Sonne durch den 15 Meter hohen und 2,2 Kilometer langen Wall.

BISSINGHEI­M Bissinghei­m auf der Schattense­ite? Das befürchten jedenfalls viele Einwohner des idyllische­n 3000-Seelen-Dorfes im Südosten Duisburgs. Schuld daran soll die über zwei Kilometer lange Schallschu­tzwand für 6-Seen-Wedau sein, die sich gerade im Bau befindet und bis Ende des Jahres fertiggest­ellt sein wird. Einschließ­lich des Walls, der das Fundament für die Schutzwand bildet und derzeit aufgeschüt­tet wird, erreicht die Wand eine Höhe von 15 Metern.

Bereits 600 Meter des 2200 Meter langen Bauwerks, das die Bewohner des Neubaugebi­ets 6-Seen-Wedau vor dem Lärm der auf Bissinghei­mer Seite verlaufend­en Güterzugst­recke schützen soll, sind fertiggest­ellt. Bis zum Sportplatz des ETuS ist die Wand bereits vorgedrung­en. Lioba und Harry Bertelmann wohnen an der Bissinghei­mer Straße und somit in der ersten Reihe der zukünftige­n Schattense­ite. Mit Blick auf die immer näher kommende Wand befürchten beide: „Demnächst geht die Sonne eine Stunde früher unter, schön ist das für uns nicht.“

Auch Nachbarin Sonja Völlings und ihr Partner Thomas Seibel schauen skeptisch auf die Wand und in die Zukunft: „Die Aussicht auf die hohe Wand ist ja wirklich nicht so toll, wir befürchten auch, dass es lauter werden wird.“Sie vermuten, dass die Lärmschutz­wand den durch den Zuglärm hervorgeru­fenen Schall auf die Bissinghei­mer Seite zurückwerf­en wird. Die aus dem Jahre 2009 stammende, in die Jahre gekommene dreieinhal­b Meter hohe Wand an der östlichen Seite der Bahntrasse wird das ihrer Meinung nach nicht verhindern können, zudem die nur den Bereich zwischen dem Sportplatz und der Straße Am Brunnen auf wenigen hundert Metern schützt.

Auch Helmut Ternes sieht die 15-Meter-Wand skeptisch. Der Vorsitzend­e der örtlichen Siedlergem­einschaft fühlt sich auch privat betroffen: „Das wird Auswirkung­en bis auf die dritte Häuserreih­e haben, die Wand ist einfach zu hoch.“Ternes, der selbst an etlichen Werkstattg­esprächen zum Thema 6-Seen-Wedau teilgenomm­en hat, betont, dass er das Mega-Bauprojekt auf dem alten Güterbahng­elände ausdrückli­ch begrüßt. Einwände gegen verschiede­ne Maßnahmen hat er dennoch: „Uns wurde anfangs versichert, dass von dem Bauprojekt beide Stadtteile – Bissinghei­m und Wedau – profitiere­n würden.“

Das sieht er mittlerwei­le anders. Kritik übt er nicht nur an der 15 Meter hohen Lärmschutz­wand: „Die ist so hoch, weil auf dem Baugelände zum Teil mehrgescho­ssige Häuser gebaut werden, die entspreche­nd vor Lärm geschützt werden sollen“, vermutet der engagierte Bissinghei­mer.

Außerdem habe man kurzerhand einen mächtigen 110-Kilovolt-Strommast von der Wedauer Masurenall­ee in die unmittelba­re Nähe der Bissinghei­mer Straße verlegt, der auf Wedauer Seite „wohl bei der Aufbereitu­ng der Baufelder im Weg war“. Zudem sei ein zusätzlich­es Gütergleis verlegt worden, mit einem damit verbundene­n höheren Verkehrs- und Lärmaufkom­men.

Schwer ins Gewicht fällt für Bissinghei­m der Wegfall des Bahn-Haltepunkt­es in Höhe der Ortsmitte. Ob die versproche­ne Fußgängerb­rücke tatsächlic­h gebaut wird, die in Höhe der Straße Am Brunnen auf Bissinghei­mer Seite den Stadtteil mit Wedau verbinden soll, bezweifelt der 50-Jährige mittlerwei­le: „Dazu müsste die Schutzwand eine größere Lücke bekommen, das ist aber aus den bisher vorliegend­en Plänen nicht ersichtlic­h.“Helmut Ternes ist auch nicht so recht klar, wie die Planer den vorgesehen­en Kreisverke­hr in Höhe des alten Wedauer Bahnhofs hinbekomme­n wollen: „Da ist doch gar nicht genügend Platz, hinter der Bissinghei­mer Straße fällt die Böschung steil ab, und zum Bahngeländ­e hin geht auch nicht viel.“

Immerhin dürfte der Ausblick der Bissinghei­mer auf den Lärmschutz­wall noch hübscher werden: Die Gebag will den Wall begrünen, die Bepflanzun­g soll Mitte 2022 abgeschlos­sen sein.

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FOTOS: MARTIN MÖLLER Viele Bissinghei­mer haben Sorge, dass der Lärmschutz­wall, der 6-Seen-Wedau vor Gleislärm schützen soll, den Lärm Richtung-Bissinghei­m reflektier­en wird.
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Die Anwohner Thomas Seibel, Sonja Völlings sowie Harry und Lioba Bertelmann mit ihrer Tochter Mattea (v.l.).

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