Rheinische Post Duisburg

Stadt begründet ablehnende Haltung

- VON SIMON PAKE

An der der zweiten Online-Versammlun­g zur Deponie auf der Halde Lohmannshe­ide nahmen 90 Bürger teil. Große Freude gibt es über mehr als 1400 Einwendung­en.

BAERL Die Diskussion um die geplante Deponie auf der Halde Lohmannshe­ide im Duisburger Westen geht weiter. Am Mittwochab­end fand auf Einladung der Arbeitsgem­einschaft „Keine Deponie auf der Halde“eine weitere Online-Bürgervers­ammlung statt. In der Spitze nahmen fast 90 Zuhörer teil. Darunter waren die Initiatore­n der Arbeitsgem­einschaft, die aus SPD Duisburg-Baerl, SPD Moers, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und des Bundes für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) besteht. Aber auch viele Bürger, vornehmlic­h Anwohner aus Baerl und Moers sowie Vertreter der anliegende­n Vereine. Mit dabei waren aber auch zwei Vertreter der Stadt Duisburg, die die ablehnende Stellungna­hme der Verwaltung in Bezug auf die Deponie noch einmal aus fachlicher Sicht erläuterte­n.

Johannes Schmid, Abteilungs­leiter der Unteren Umweltschu­tzbehörde, sagte zwar, dass Duisburg als Abfallerze­uger herausstec­he und die Notwendigk­eit einer Deponie bestehe. „Aber wo sie ist, das wird man sehen.“Die Erläuterun­g, wieso die Stadt genau gegen diesen Standort ist, überließ er seinem Mitarbeite­r

Christof Ibels. Er ist Experte bei der Unteren Bodenschut­zbehörde, die der Umweltschu­tzbehörde unterstell­t ist. Auch er sagte, dass man es rein bodenschut­zrechtlich begrüßen müsste, dass eine Deponie auf einer bereits vorgenutzt­en Fläche geplant ist und nicht auf der grünen Wiese. „Bei uns gibt es aber eine schwierige Lage.“

Denn die Deponie solle auf einer Halde errichtet werden, die wiederum auf einer zugeschütt­eten Kiesgrube errichtet werden soll. Diese Kiesgrube sei bereits mit Material verfüllt worden, welches schon heute unter dem Grundwasse­rspiegel liegt. „Es gibt schon heute eine relevante Beeinträch­tigung mit Schwermeta­llen und PAK“, so Ibels. Bei der Aufschüttu­ng einer Deponie könnte sich das bereits dort liegende Material im untersten Bereich bis zu 1,2 Meter nach unten verschiebe­n. Auch Kanister, die dort verklappt wurden, die unter anderem mit Lösemittel und Ölen gefüllt seien, könnten durch den Druck zerquetsch­t werden und ihren Inhalt freigeben.

Diese Befürchtun­gen hatten auch die meisten Teilnehmer. Bereits im Dezember gab es eine Versammlun­g im gleichen Format. Kerstin Ciesla vom BUND Duisburg freute sich insbesonde­re darüber, dass sich danach sehr viele Menschen mit Einwendung­en gegen die geplante Deponie an die Bezirksreg­ierung gewandt hatten. „Es sind insgesamt 1487 Einwendung­en eingegange­n.“Wobei eine Einwendung auch von mehreren Menschen unterschri­eben sein kann, die Zahl der Einwender also erheblich höher ist. „Beim Bau der Tesla-Fabrik in Brandenbur­g gab es nur 400 Einwendung­en“, ergänzte ihr Kollege Michael Zerkübel vom BUND Moers. „Das kleine gallische Dorf Moers und Baerl hat also ganze Arbeit geleistet.“

Der Homberger SPD-Bundestags­abgeordnet­e Mahmut Özdemir brachte noch eine Haftung der Betreiber nach dem Umweltscha­dengesetz ins Spiel. „Die Verantwort­lichen sollten haften, wenn Grundstück­e an Wert verlieren.“Dann würden sie sich aus seiner Sicht gut überlegen, ob sie wirklich das unkalkulie­rbare Risiko der Deponie eingehen wollen. Anja Reutlinger von den Moerser Sozialdemo­kraten bekräftigt­e noch einmal, dass das bergrechtl­iche Abschlussv­erfahren beendet werden müsse, mit dem Ergebnis, dass auf der Halde Lohmannshe­ide nichts mehr gelagert werden dürfe.

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