Hierarchien am Theater überprüfen
Der Landtag diskutierte die Rassismus-Vorfälle am Düsseldorfer Schauspielhaus.
DÜSSELDORF (los) In diesem Punkt waren sich die NRW-Politiker erwartungsgemäß einig: Vorfälle von Rassismus und Sexismus darf es selbstverständlich auch an Kultureinrichtungen des Landes nicht geben. Anlass zu diesem Votum war eine SPD-Anfrage ans Kulturministerium zu den jüngsten Rassismusvorwürfen am Düsseldorfer Schauspielhaus. Dort ist nach eigener Aussage das Ensemblemitglied Ron Iyamu mehrfach rassistischer Diskriminierung ausgesetzt gewesen.
Dennoch gab es Bedenken, wie gut und nachhaltig Aufklärungsarbeiten sind. Zwar gibt es an etlichen Einrichtungen Betriebsvereinbarungen und Erklärungen, doch ist es nach den Worten von SPD-Politiker Andreas Bialas „traurig“zu sehen, dass solche „Grundsätze dann nicht umschlagen in tatsächlich gelebte Haltungen, die dann vor Ort herrschen“. Natürlich würden sich alle über volle Theater freuen, aber am meisten darüber,dass die Leute dort auch anständig behandelt werden. Was auf der Bühne Thema ist, sollte – wie es einmütig hieß – eben auch hinter den Kulissen den Arbeitsalltag prägen: nämlich Respekt, Toleranz, Diversität und Gleichberechtigung.
Diesen Weg habe das Düsseldorfer Schauspielhaus bereits eingeschlagen, so Staatssekretär Klaus Kaiser. Die Betriebsvereinbarungen zum „Respektorientierten Verhalten am Arbeitsplatz“von 2003 werden seit eineinhalb Jahren überarbeitet und sollen Ende dieses Jahres in einem partizipativen Verfahren auch verabschiedet werden. Zudem ist seit 2019 ein Diversity-Beauftragter am Schauspielhaus tätig – gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.
Aber auch darüber war man sich im Kulturausschuss des Landtags einig: Die Vorfälle am Düsseldorfer
Theater werden in der Kulturszene keine Einzelfälle sein. Das Problem also könnte auch strukturelle Ursachen haben. Daher müssen gleichfalls die Rahmenbedingungen auf den Prüfstand. „Die Form der hierarchischen und teilweise dann auch sehr männlichen Form von Produktionsgestaltung sollte von uns in den Fokus genommen und dann auch von uns beendet werden“, so Bialas. Zumal es bislang noch immer an der Tagesordnung sei, dass die Betroffenen, um gehört zu werden, mehr machen, kämpfen und nach Verbündeten suchen müssen. „Wir sollten die Verbündeten sein“, so Bialas.
Vermutlich steht man dabei erst am Anfang der Aufklärungsarbeit und möglicher Strukturveränderungen in Kultureinrichtungen. Für die Politik heißt das: „Es gibt keine Alternative zu entschiedenem Handeln“, so Kaiser.