Rheinische Post Duisburg

Corona-Fall in Praxis: Arzt über „Shitstorm“bestürzt

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(dwi) Helmut Gudat zeigt sich im Gespräch am Telefon immer noch merklich betroffen. Nach dem positiven Corona-Test einer Mitarbeite­rin läuft seine Praxis in Meiderich wieder im Normalbetr­ieb. Die Quarantäne für sein Personal sei beendet. Doch die Folgen der aus seiner Sicht schicksalh­aften Infektion hat Gudat, gleichzeit­ig Vorsitzend­er der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Nordrhein (KVNO) in Duisburg, längst nicht verdaut. Der Sturm der Entrüstung, der „Shitstorm“in den Sozialen Netzwerken, habe ihn, aber auch seine Mitarbeite­r emotional stark belastet.

„Das war einfach nicht in Ordnung“, sagt der Mediziner, der auf Details nicht eingehen möchte, aber betont: „So etwas habe ich noch nicht erlebt, und so was wünsche ich niemandem.“

76 Menschen mussten nach dem Corona-Fall in Quarantäne. Weitere Mitarbeite­r sind laut Helmut Gudat nicht infiziert. Das Gesundheit­samt, das laut KVNO die Umsetzung der Infektions­schutzmaßn­ahmen in den Arztpraxen überwacht, hat nach Angaben der Stadt die Ermittlung­sarbeit „vorläufig beendet“. Es sei nicht bekannt, dass sich ein Patient innerhalb der Praxis angesteckt hat.

Die betroffene Mitarbeite­rin hat, so Gudat, die Infektion gut überstande­n. Der Hausarzt betont nach wie vor: „Uns trifft keine Schuld. Wir haben uns alle in der Praxis immer täglich getestet und sind jetzt natürlich regelrecht hypersensi­bel, testen uns quasi wund“, sagt der Duisburger Arzt. „Was sollen wir denn noch machen?“

Aufgefalle­n war der positive Corona-Befund nicht bei den regelmäßig­en Praxis-Tests, sondern über die Osterfeier­tage, als sich die Mitarbeite­rin anderswo hat testen lassen. Die Frau war demnach nicht geimpft und leidet zudem seit Jahren unter Heuschnupf­en. Dies könnte damit zusammenhä­ngen, dass sie die Symptome nicht sofort mit einer möglichen Covid-19-Infektion in Verbindung gebracht hat. Corona, Grippe oder Heuschnupf­en, das lasse sich bei einem leichten Verlauf gar nicht unterschei­den, sagt Helmut Gudat.

Immerhin: Es habe zwar eine Welle der Empörung, auch viel Häme und Spott gegeben. „Aber meine Patienten, die sich teilweise seit Jahrzehnte­n in meiner Praxis behandeln lassen, halten mir weiter die Treue“, so der Arzt.

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