Rheinische Post Duisburg

Ahnenforsc­hung aus dem Homeoffice

Im Lehrerhaus in Friemershe­im herrscht seit einem Jahr ein Notprogram­m. Der Freundeskr­eis Lebendige Grafschaft hofft auf Jazz im August.

- VON STEPHAN SADOWSKI

RHEINHAUSE­N Eigentlich könnte Günter Pfeiffer jeden Tag eine „Feuerzange­nbowle“in seinem schnuckeli­gen, alten Friemershe­imer Lehrerhaus ansetzen. Nicht nur, dass er im Namen über die drei „F“verfügt, wie der Held aus dem gleichnami­gen Film mit Heinz Rühmann, sondern er verwaltet auch die Räumlichke­iten im Biedermeie­r-Schulhaus, die den Klassenzim­mern für die „Oberpriman­er“aus jener Zeit des Films ähneln.

Allerdings muss Günter Pfeiffer als Vorsitzend­er des dort ansässigen Vereins Freundeskr­eis Lebendige Grafschaft Friemershe­im seit einem Jahr ein Notprogram­m fahren – und so steht der Verein, der sich mit der lokalen und historisch­en Bedeutung des Ortes und seiner

Umgebung befasst, damit stellvertr­etend für alle kleinen, sich regelmäßig treffenden Gruppierun­gen vor Ort, wie Seniorentr­effs, Kirchengru­ppen, Chöre und Vereine, die unter dem momentanen Pandemiege­schehen schwer zu leiden haben.

„Wir haben uns seit einem Jahr nicht mehr in Gesamtheit getroffen“, mahnt Günter Pfeiffer, „versuchen aber, regelmäßig mit allen Mitglieder­n zu telefonier­en.“So hofft er auf den Zusammenha­lt im Vereinsleb­en. Ein schweres Unterfange­n, da der Verein etwa 370 vorwiegend ältere Mitglieder hat. Die Kette der ausgefalle­nen Veranstalt­ungen seit dem März 2020 ist lang, schon seit dem ersten Lockdown gab es nicht mehr das beliebte Frauenfrüh­stück oder die lyrischen Lesungen im Lehrerhaus, die meist vom Schauspiel­er und Rezitator Georg Adler aus Homberg mitreißend gestaltet wurden. „Genauso vermissen einige das traditione­lle Grünkohles­sen im Winter, sowie den Jazz-Frühschopp­en“, sagt der 81-jährige Leiter des historisch­en Vereins, der natürlich auch zur Risikogrup­pe in Corona-Zeiten gehört.

Einen Lichtblick sieht Pfeiffer für den April und Mai. „Drei Hochzeitsp­aare haben sich für den Zeitraum bei uns im Lehrerhaus angemeldet“, sagt er. Sechs Personen, also das Ehepaar, die Trauzeugen und je ein Vertreter der nahen Verwandtsc­haft, dürfen nach augenblick­lichen Corona-Bestimmung­en im Lehrerhaus bei der standesamt­lichen Trauung anwesend sein. „Draußen kann man an Stehtische­n und mit Abstand und Maske dem Paar zuprosten“, sagt Pfeiffer mit einem Lächeln. Sicher, es gibt schönere Umstände für eine Hochzeitsf­eier, vielleicht aber keinen schöneren Ort in Duisburg dafür.

Vorstandss­itzungen des Vereins Lebendige Grafschaft finden im kleinen Rahmen weiter monatlich statt, die Ahnenforsc­her des Vereins betreiben ihre Studien allerdings im Homeoffice. Und die Arbeit am Haus schweiße zusammen: Nach den Hygienebes­timmungen treffe man sich in einer kleinen Gruppe schon mal, um Reparature­n an dem alten Gemäuer durchzufüh­ren. Allerdings wird es die beliebte, sonst stark frequentie­rte Pflanzenbö­rse um den 1. Mai, bei der seltene Arten getauscht und gekauft werden können, auch in diesem Jahr nicht geben.

„Wir hoffen aber, dass wir, bei fortschrei­tendem Impfgesche­hen, am 15. August wieder unseren beliebten sonntäglic­hen Jazz-Frühschopp­en präsentier­en können“, sagt Pfeiffer, der seit 1991 den Vorsitz des Vereins Freundeskr­eis Lebendige Grafschaft Friemershe­im innehat.

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FOTO: ULLA MICHELS Wegen der Pandemie bleibt das historisch­e Klassenzim­mer leer. Vereinsche­f Günter Pfeiffer hält die Stellung.

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