Wie Maxi (9) für eine BMX-Bahn kämpft
Gemeinsam mit seinen Freunden hat der Schüler auf dem Spielplatz „Im Angerfeld“eine kleine BMX-Anlage gebaut. Weil dort jetzt ein neuer Spielplatz entsteht, haben Bagger die Radstrecke vor kurzem plattgemacht.
MOERS-UTFORT Für die meisten Erwachsenen waren es wohl nur ein paar Erdhügel. Für Maximilian Feldmann und seine Freunde hingegen war es der Ort, an dem sie ihre Freizeit am allerliebsten verbracht haben. Nach und nach haben die Kinder in den vergangenen Jahren auf dem Gelände des alten Spielplatzes „Im Angerfeld“– der eigentlich gar kein richtiger Spielplatz mehr war, weil es keine Spielgeräte gab – ihre eigene kleine BMX-Bahn gebaut. Weil dort jetzt ein neuer, moderner Spielplatz entstehen soll, haben Bagger Maximilians Radstrecke vor kurzem platt gemacht. Für den Neunjährigen war das erst mal ein Schock.
„Wir sind beim Spazierengehen an der Stelle vorbeigekommen“, erzählt seine Mutter Susanne Feldmann. „Erst hat Maxi geweint, dann hat er gefragt, ob er dem Bürgermeister eine E-Mail schreiben kann. Ich habe gesagt: Klar kannst Du das!“
Gesagt, getan: „Hallo lieber Bürgermeister!“, hat Maxi geschrieben. „(...) Wir Kinder finden es doof, dass die BMX-Bahn auf dem Spielplatz zerstört wurde. Wir haben die Bahn in den letzten Jahren zusammen gebaut und hatten viel Spaß. Könnt ihr nicht wieder eine BMX-Bahn bauen? (...)“
Das war Ende Januar. Bis die ersehnte Antwort aus dem Rathaus kam, vergingen ein paar Tage. „Mein Sohn hat nicht locker gelassen“, erzählt Susanne Feldmann. „Er hat seine Lehrerin gefragt, was er sonst noch tun kann. Sie hat ihm gesagt, er könne doch Unterschriften sammeln. Und weil ich nicht wollte, dass er während der Corona-Pandemie von Haustür zu Haustür zieht, habe ich ihm erklärt, was eine Online-Petition ist. Die haben wir dann zusammen gestartet. Bis jetzt haben mehr als 170 Menschen unterschrieben.“
Nun ist es so: Der Spielplatz „Im Angerfeld“ist seit einiger Zeit sanierungsbedürftig. 2019 gab es deshalb eine Bürgerbeteiligung vor Ort. Dabei wurden Ideen und Wünsche von Kindern und Familien gesammelt. Auch der Erhalt und sogar der Ausbau der BMX-Anlage, die von der Stadt in der Vergangenheit mangels Alternativangeboten im Stadtteil geduldet und auch regelmäßig in Bezug auf Sicherheit kontrolliert wurde, sei bei der Beteiligung diskutiert worden, sagt die Verwaltung. Die BMX-Bahn gehörte aber nicht zu den Favoriten der Anwohner.
Stattdessen kam heraus, dass sich die meisten eine Seilbahn, Sandbagger, eine Sandbaustelle, ein Bodentrampolin, eine Slackline und eine große Kletteranlage wünschen. Das alles wird jetzt gebaut. „Wir wohnen ein paar Minuten Fußweg vom Spielplatz entfernt“, sagt Susanne Feldmann. „Das mit der Bürgerbeteiligung haben wir damals gar nicht mitbekommen.“
Dass Maxi seine Wünsche nicht in die Planung einbringen konnte, findet auch Bürgermeister Christoph Fleischhauer schade. „Leider ist deine geliebte BMX-Bahn nicht dabei“, hat er dem Neunjährigen geschrieben. „Das tut mir sehr leid. Ich vermute, dass Du vielleicht nicht ganz zufrieden mit meiner Antwort bist. (...) Für die Skater, BMXler und Scooterfahrer bauen wir aber sehr bald auch eine richtig große, moderne Anlage. Leider wird das nicht in Utfort sein, sondern im Freizeitpark. Aber wenn sie fertig ist, dann darfst Du sicher auch bald mit den Freundin dorthin fahren (...)“
Doch da gibt es ein Problem. „Wir halten den Weg bis in den Freizeitpark für zu weit, als dass wir unseren neun Jahre alten Sohn von Utfort aus ganz alleine dorthin fahren lassen würden“, sagt Susanne Feldmann. „Gleichzeit wollen wir ihn aber auch nicht überall hin kutschieren, sondern seine Eigenständigkeit fördern. Zumal ein BMX-Rad ja auch gar nicht für den Straßenverkehr zugelassen ist.“
Der Weg innerhalb Utforts bis zum Spielplatz „Im Angerfeld“sei bislang ein relativ sicherer durch verkehrsberuhigte Zonen und Spielstraßen gewesen, sagt die Mutter. „Dass im Freizeitpark in der Innenstadt eine neue, moderne Anlage für Skater und BMXler gebaut werden soll, ist toll – eine große Bereicherung in Sachen Freizeitgestaltung für die Stadt Moers. So etwas haben wir für Utfort gar nicht im Sinn. Uns geht es um eine „Mini-Bahn“für Kinder zwischen acht und zehn Jahren, möglicherweise auch auf dem Spielplatz an der Friesenstraße: Ein Start- und zwei bis drei weitere kleinen Hügel
plus eine Kurve zum Wenden würden schon reichen. Das würde die Kinder glücklich machen.“Einen entsprechenden Antrag hat Feldmann nun zur nächsten Sitzung des Ausschusses für Bürgeranträge gestellt.
Der Bürgerantrag und das Engagement inklusive der Online-Petition des Sohnes der Antragstellenden werde vom Fachbereich Jugend sehr unterstützt, teilt die Verwaltung in der Vorlage zur am Dienstag stattfindenden Sitzung mit. Und weiter: Man wolle den Gesamtbedarf der dort aktiven Kinder und Jugendlichen deshalb in dieser Hinsicht erneut erörtern. Gegebenenfalls könne tatsächlich an anderer Stelle im Stadtteil eine kleinere BMX-Anlage entstehen, heißt es. Vorher müssten allerdings noch einige Fragen geklärt werden wie: Welchen Schwierigkeitsgrad soll eine Mini-BMX-Strecke haben? Und: Wer und wie viele BMXler sind vor Ort? Ob dann eine neue BMX-Bahn entsteht, werde anschließend auch davon abhängen, wie teuer das Projekt wird.
„Maximilian weiß, dass das Ganze möglicherweise nicht klappt und dass er dann nicht traurig sein darf, weil es eine Entscheidung von vielen Menschen ist“, sagt Susanne Feldmann. „Er hat dann aber auf jeden Fall gelernt, dass es wichtig ist, den Mund auf zu machen, wenn einem etwas nicht gefällt, und zu versuchen, etwas zu verändern. So funktioniert Demokratie.“