Deutsche-Bank-Kurs steigt um fast elf Prozent
Die Börse honoriert die Umbau-Erfolge des Instituts. Vor Steuern verdient es 1,6 Milliarden Euro – und meldet das beste Quartal seit 2014.
FRANKFURT Wie schnell sich die Zeiten ändern: Anfang März des vergangenen Jahres befand sich die Deutsche-Bank-Aktie auf einem Tiefpunkt. Das Papier war damals nach vielen Rückschlägen kaum mehr als fünf Euro wert – allerdings auch, weil die Börsen wegen der Corona-Krise und eines Einbruchs auf dem Ölmarkt weltweit bebten. Seither hat sich sein Wert aber, unterbrochen von Rückschlägen, mehr als verdoppelt. Im Laufe des Mittwochs legte er um knapp elf Prozent zu – ein Indiz dafür, dass der Aktienmarkt die bisher sichtbaren Erfolge beim Umbau der größten deutschen Bank honoriert. Der Konzern war damit unangefochten der größte Gewinner im Dax.
Klar wird nun: Die Deutsche Bank hat im ersten Quartal des laufenden Jahres mehr als 900 Millionen Euro verdient, so viel wie nie in einem Auftaktquartal seit 2014. Im vergangenen Jahr waren die ersten drei Monate noch mit einem Minus von 43 Millionen Euro zu Ende gegangen. Und das, was die Bank zwischen Januar und März 2021 verdient hat, ist schon achtmal so viel, wie sie im gesamten vergangenen Jahr erwirtschaftete. Vor Steuern hat sie einen Gewinn von 1,6 Milliarden Euro erzielt. „Wir haben den Grundstein dafür gelegt, dass unsere Bank wieder nachhaltig profitabel wird“, schrieb Vorstandschef Christian Sewing der Belegschaft.
Nun ist es nicht so, dass die Deutsche Bank über Nacht neue ertragreiche Geschäftsfelder entdeckt hätte. Aber sie hat ihre Erträge in den bestehenden Bereichen immerhin um 14 Prozent auf mehr als sieben Milliarden Euro gesteigert. Und sie profitiert natürlich vom nachhaltigen Sparkurs, den sie sich vor Jahren verordnet hat. Das liegt unter anderem an einer deutlich niedrigeren Risikovorsorge (die soll in diesem Jahr auf 600 Millionen Euro halbiert werden). Das prägnanteste Beispiel für die neue Effizienz aber ist wohl die angekündigte Schließung von fast 100 Niederlassungen in diesem und im kommenden Jahr – allein 37 davon in NRW. „Dieses Jahr schließen wir 150 Filialen von Deutscher Bank und Postbank, kommendes Jahr weitere 50 Postbank-Filialen. In diesem Zusammenhang werden wir etwas mehr als 1200 Stellen abbauen müssen“, schrieb Sewing am Mittwoch in seinem Brief an die Belegschaft.
Die Kehrseite der Medaille ist, dass die Menschen immer seltener in die Filiale kommen, sondern ihre Bankgeschäfte immer öfter online erledigen. Insgesamt fallen bei der Bank 18.000 Arbeitsplätze weg, ein Teil des angekündigten Jobabbaus ist längst vollzogen.
Beachtenswert sind indes nicht nur die Zahlen insgesamt, sondern auch die Tatsache, dass das Geldhaus
offensichtlich in allen Geschäftsbereichen gut vorankommt. Es hat sowohl im Privat- als auch im Firmenkundengeschäft zugelegt – jeweils mehr als 90 Prozent – und sich auch in der Vermögensverwaltung verbessert. Sewing ist zuversichtlich, dass sich dieser Trend fortsetzt: „Wir rechnen fest damit, dass die Folgen der Niedrigzinsen unsere Erträge in der Unternehmensbank und der Privatkundenbank im Vorjahresvergleich allmählich weniger stark belasten werden.“
Dass das Unternehmen im Investmentbanking sein Ergebnis verdoppelte, ist angesichts der guten Stimmung an der Börse nicht verwunderlich. Andererseits ist der Erfolg des so wichtigen Bereiches eben auch immer ein Stück weit abhängig von der Entwicklung der Finanzmärkte. Diese Abhängigkeit ist in den Augen mancher Experten gefährlich – und wohl auch nicht das, was Sewing vor zwei Jahren meinte, als er ein stabileres Geschäftsmodell versprach. Momentan jedoch hilft es extrem. „Wir sehen immer mehr Indikatoren dafür, dass sich ein erheblicher Teil unseres Ertragswachstums in der Investmentbank seit 2019 als nachhaltig erweisen wird“, sagt Sewing. Er verweist darauf, dass die Bank sich nicht nur bei der Ausgabe von Aktien und Anleihen sowie der Beratung um 40 Prozent verbessert habe, sondern auch im Kredithandel und im Finanzierungsgeschäft gewachsen sei.
Trotzdem gilt das bereits 2019 formulierte Ziel der Bank, 2022 eine Eigenkapitalrendite von acht Prozent zu erreichen, als sehr ambitioniert. Dass sie diesem Ziel im ersten Quartal mit einem Wert von 7,4 Prozent schon sehr nahe gekommen ist, beweist noch nicht, dass der Konzern das schaffen kann. Auch hier hilft ein Blick auf die Gewinnverteilung: Rund drei Viertel des Vorsteuerergebnisses in der Kernbank entfallen auf das Investmentbanking. Solange das funktioniert, rückt auch das Renditeziel in greifbare Nähe. Wenn nicht, wird’s jedoch schwierig.