Hafen als Jobmotor mit Schattenseiten
Die Bedeutung des Duisburger Hafens als Jobmotor hat zugenommen. Das belegt eine neue Studie. In Duisburg mehren sich aber auch die Stimmen, die Umwelt- und Verkehrsbelastungen durch die expansive Logistikbranche kritisieren.
Das Berliner Marktforschungsinstitut Regionomica habe in einer neuen Untersuchung gezeigt, wie der Duisburger Hafen als Jobmotor und Wachstumsfaktor für eine ganze Region agiere. Danach seien derzeit insgesamt 51.580 Beschäftigte dem Duisburger Hafen direkt oder indirekt zuzuordnen. 2018 habe diese Zahl noch bei 46.510 gelegen. Zum
„Wir leiden schon jetzt unter den Belastungen, die die Logistikbranche in unserer Stadt verursacht“
Peter Dahmen Meidericher Bürgerverein
Vergleich: Im Jahr 1998 lag diese Zahl noch bei knapp 19.000.
Allein in der Stadt Duisburg könnten der Studie zufolge 26.760 Arbeitsplätze dem Duisburger Hafen zugerechnet werden. Das entspreche circa 15 Prozent aller Arbeitsplätze in der Stadt und einer absoluten Steigerung von zwölf Prozent seit 2018. Ein langfristiger Vergleich zum Ende der 90er Jahre zeige sogar einen Zuwachs der Beschäftigtenverhältnisse um 150 Prozent.
Ähnliches gilt auch für die Wertsschöpfung. 2020 seien nach aktuellen Ergebnissen 3,6 Milliarden Euro erzielt worden. 2018 seien es noch 3,1 Milliarden Euro gewesen. Davon fielen knapp 1,9 Milliarden Euro auf die Stadt Duisburg.
Projekte wie Logport VI in Walsum würden für weitere rund 1000 Arbeitsplätze sorgen. Duisport selbst sieht sich daher auch in Krisenzeiten als wichtige wirtschaftliche Konstante in Duisburg und in der Region. „Die nun veröffentlichten Studienergebnisse verdeutlichen eindrucksvoll, welch rasante Weiterentwicklung
der Duisburger Hafen in den letzten Jahren vollzogen hat. Die Fakten sprechen für sich“, kommentierte Hafen-Chef Erich Staake. Mehr als 50.000 hafenabhängig Beschäftige seien eine von ihm seit Jahren geäußerte Zielmarke gewesen.
Der wirtschaftliche Erfolg hat aber auch seine Schattenseiten. Die liegen vor allem darin begründet, dass immer noch ein Großteil der Verkehre per Lkw abgewickelt wird. Zwar ist gerade die Trimodalität ein wichtiger Standortvorteil des Duisburger Hafens – also die Möglichkeit, Güter auf Schiene, Wasser und Straße zu transportieren – , dennoch wird ein Großteil der Hafenverkehre über Lkw abgewickelt.
Das sorgt zunehmend für Unmut, nicht zuletzt auch in Rheinhausen, Hochfeld, Meiderich, Hamborn oder Walsum. Weil die Lkw vom Rheinhauser Logport-Gelände nicht den vorhergesehenen Weg nehmen, sondern den kürzesten, ist die Belastung für viele Anwohner groß. Entlastung könnte hier die Verlängerung der Osttangente vom Logport-Gelände durch das Rheinvorland bis zur Anschlussstelle Duisburg-Homberg an der A40 bringen. Dieses Vorhaben ist politisch allerdings umstritten und hat wie berichtet dazu beigetragen, dass die Koalitionsgespräche zwischen SPD und Grünen am Ende platzten. Von einer „schwindenden
Toleranz“der Bürger in Meiderich spricht auch der Meidericher Bürgerverein in einer Stellungnahme. „Wir leiden schon jetzt unter den Belastungen, die die Logistikbranche in unserer Stadt verursacht“, sagt Peter Dahmen, der Vorsitzende des Vereins.
Er sieht auch den derzeitigen Bau der Umgehungsstraße Meiderich kritisch. Eine Entlastung von einem hoffentlich großen Teil der Bevölkerung durch die Verlagerung eines Teils des Lkw-Verkehrs auf die Vohwinkelstraße führe zwangsläufig zu einer Belastung der Menschen, die an der neuen „Umgehungsstraße“leben, meint man beim Bürgerverein.
„Weitere ,Baustellen’ und damit weitere massive Belastungen für uns ergeben sich aus dem geplanten Ausbau der Kohleinsel durch den Duisburger Hafen zu einem trimodalen Containerterminal“, heißt es. Auch den Anschluss der „KV-Drehscheibe Duisburg Ruhrort Hafen“der Deutschen Bahn an das Straßennetz sieht der Meidericher Bürgerverein skeptisch. Beides bedeute, dass Container-Verladungen zwischen Zügen oder Schiffen und Lkw erfolgen würden. „Das führt zu wesentlich mehr Lkw-Verkehr durch unsere Stadtteile, was zur stärkeren Belastung der Anwohner führt und unsere Stadtteile unattraktiver macht“, so Dahmen.