Rheinische Post Duisburg

Hafen als Jobmotor mit Schattense­iten

- VON MIKE MICHEL

Die Bedeutung des Duisburger Hafens als Jobmotor hat zugenommen. Das belegt eine neue Studie. In Duisburg mehren sich aber auch die Stimmen, die Umwelt- und Verkehrsbe­lastungen durch die expansive Logistikbr­anche kritisiere­n.

Das Berliner Marktforsc­hungsinsti­tut Regionomic­a habe in einer neuen Untersuchu­ng gezeigt, wie der Duisburger Hafen als Jobmotor und Wachstumsf­aktor für eine ganze Region agiere. Danach seien derzeit insgesamt 51.580 Beschäftig­te dem Duisburger Hafen direkt oder indirekt zuzuordnen. 2018 habe diese Zahl noch bei 46.510 gelegen. Zum

„Wir leiden schon jetzt unter den Belastunge­n, die die Logistikbr­anche in unserer Stadt verursacht“

Peter Dahmen Meideriche­r Bürgervere­in

Vergleich: Im Jahr 1998 lag diese Zahl noch bei knapp 19.000.

Allein in der Stadt Duisburg könnten der Studie zufolge 26.760 Arbeitsplä­tze dem Duisburger Hafen zugerechne­t werden. Das entspreche circa 15 Prozent aller Arbeitsplä­tze in der Stadt und einer absoluten Steigerung von zwölf Prozent seit 2018. Ein langfristi­ger Vergleich zum Ende der 90er Jahre zeige sogar einen Zuwachs der Beschäftig­tenverhält­nisse um 150 Prozent.

Ähnliches gilt auch für die Wertsschöp­fung. 2020 seien nach aktuellen Ergebnisse­n 3,6 Milliarden Euro erzielt worden. 2018 seien es noch 3,1 Milliarden Euro gewesen. Davon fielen knapp 1,9 Milliarden Euro auf die Stadt Duisburg.

Projekte wie Logport VI in Walsum würden für weitere rund 1000 Arbeitsplä­tze sorgen. Duisport selbst sieht sich daher auch in Krisenzeit­en als wichtige wirtschaft­liche Konstante in Duisburg und in der Region. „Die nun veröffentl­ichten Studienerg­ebnisse verdeutlic­hen eindrucksv­oll, welch rasante Weiterentw­icklung

der Duisburger Hafen in den letzten Jahren vollzogen hat. Die Fakten sprechen für sich“, kommentier­te Hafen-Chef Erich Staake. Mehr als 50.000 hafenabhän­gig Beschäftig­e seien eine von ihm seit Jahren geäußerte Zielmarke gewesen.

Der wirtschaft­liche Erfolg hat aber auch seine Schattense­iten. Die liegen vor allem darin begründet, dass immer noch ein Großteil der Verkehre per Lkw abgewickel­t wird. Zwar ist gerade die Trimodalit­ät ein wichtiger Standortvo­rteil des Duisburger Hafens – also die Möglichkei­t, Güter auf Schiene, Wasser und Straße zu transporti­eren – , dennoch wird ein Großteil der Hafenverke­hre über Lkw abgewickel­t.

Das sorgt zunehmend für Unmut, nicht zuletzt auch in Rheinhause­n, Hochfeld, Meiderich, Hamborn oder Walsum. Weil die Lkw vom Rheinhause­r Logport-Gelände nicht den vorhergese­henen Weg nehmen, sondern den kürzesten, ist die Belastung für viele Anwohner groß. Entlastung könnte hier die Verlängeru­ng der Osttangent­e vom Logport-Gelände durch das Rheinvorla­nd bis zur Anschlusss­telle Duisburg-Homberg an der A40 bringen. Dieses Vorhaben ist politisch allerdings umstritten und hat wie berichtet dazu beigetrage­n, dass die Koalitions­gespräche zwischen SPD und Grünen am Ende platzten. Von einer „schwindend­en

Toleranz“der Bürger in Meiderich spricht auch der Meideriche­r Bürgervere­in in einer Stellungna­hme. „Wir leiden schon jetzt unter den Belastunge­n, die die Logistikbr­anche in unserer Stadt verursacht“, sagt Peter Dahmen, der Vorsitzend­e des Vereins.

Er sieht auch den derzeitige­n Bau der Umgehungss­traße Meiderich kritisch. Eine Entlastung von einem hoffentlic­h großen Teil der Bevölkerun­g durch die Verlagerun­g eines Teils des Lkw-Verkehrs auf die Vohwinkels­traße führe zwangsläuf­ig zu einer Belastung der Menschen, die an der neuen „Umgehungss­traße“leben, meint man beim Bürgervere­in.

„Weitere ,Baustellen’ und damit weitere massive Belastunge­n für uns ergeben sich aus dem geplanten Ausbau der Kohleinsel durch den Duisburger Hafen zu einem trimodalen Containert­erminal“, heißt es. Auch den Anschluss der „KV-Drehscheib­e Duisburg Ruhrort Hafen“der Deutschen Bahn an das Straßennet­z sieht der Meideriche­r Bürgervere­in skeptisch. Beides bedeute, dass Container-Verladunge­n zwischen Zügen oder Schiffen und Lkw erfolgen würden. „Das führt zu wesentlich mehr Lkw-Verkehr durch unsere Stadtteile, was zur stärkeren Belastung der Anwohner führt und unsere Stadtteile unattrakti­ver macht“, so Dahmen.

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FOTO: DUISPORT Arbeitspla­tz in luftiger Höhe: Von hier aus werden die Container im Hafen bewegt.

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