Eltern protestieren gegen Prüfungen
Im Mai stehen die schriftlichen, zentralen Abschlussarbeiten für Zehntklässler an. Während die meisten Pädagogen zuversichtlich sind, regt sich bei den Eltern vereinzelt Protest.
(akal) Für insgesamt mehr als 1500 Zehntklässler an den Duisburger Gesamtschulen stehen im Mai die Zentralen Prüfungen (ZP) an. In Mathe, Englisch und Deutsch müssen sie schriftliche Prüfungen mit landeseinheitlich gestellten Aufgaben bewältigen.
„Die Rückkehr in den Präsenzunterricht für die Abschlussklassen ermöglicht eine angemessene Prüfungsvorbereitung für die ab dem 19. Mai beginnenden Zentralen Prüfungen“, schreibt das Schulministerium dazu in seiner letzten Schulmail vom 23. April. Während die Lehrer mit Zuversicht die Aufgabe annehmen, gibt es Protest auf Eltern- und Schülerseite.
Die schulische Vorbereitung sei zwar nicht ideal, es habe aber sehr viel mehr Kontinuität gegeben als in den anderen Jahrgängen, sagt etwa Schulformsprecher Bernd Beckmann. Während die anderen Klassen immer wieder in den Distanzunterricht wechselten, wurde der Präsenzunterricht für die Abschlussklassen zumindest in festen Lerngruppen durchgezogen.
Allerdings haben auch die Schulleiter die Hoffnung gehegt, dass von Zentralen Prüfungen Abstand genommen wird und die Schulen stattdessen – wie im vergangenen Jahr – eine Klausur schreiben lassen, berichtet Beckmann, „aber das Ministerium wird das durchziehen“. Es hat lediglich mehr Zeit eingeräumt, normalerweise werden die ZP’s im April geschrieben. Von Protesten aus Lehrer- oder Schülerschaft ist ihm nichts bekannt.
Die Zentrale Prüfung sei eine wichtige Weiche im Leben der Schüler, betont Beckmann. Wechseln sie danach in die Oberstufen, auf ein Berufskolleg oder machen sie eine Ausbildung? Entsprechend sorgfältig wird an seiner Schule, der Gesamtschule Meiderich, der Prüfungsmarathon für 180 Prüflinge organisiert: Am Tag zuvor werden sie auf Corona getestet und am Prüfungstag selbst auf 18 Räume mit dem entsprechenden Aufsichtspersonal verteilt. „Das geht nur, weil alle anderen im Distanzunterricht sind“, betont Beckmann.
Vieles müsse durchdacht und organisiert werden. Allein für Englisch braucht es 18 Bluetooth-Boxen, um den sprachpraktischen Teil überhaupt vorspielen zu können – den man zuvor ebenfalls entsprechend vervielfältigt haben muss.
Die Durchführung obliegt zwangsläufig vielen fachfremden Lehrern. Die Duisburger Schulleiter hätten in ihrer letzten Konferenz am Mittwoch „Respekt“vor dieser
Aufgabe geäußert. „Die Klassenleitungen und Fachlehrer fiebern regelrecht mit“, ergänzt Thomas Zander von der Herbert-Grillo-Gesamtschule in Marxloh. Er sieht den diesjährigen Zehner-Jahrgang stärker gebeutelt, weshalb es aus schulischer Sicht gut gewesen wäre, auf die ZP’s zu verzichten, dennoch ist sein Team „guter Dinge, wir haben alle Möglichkeiten genutzt, die Schüler zu unterstützen“.
Auch Elke Berges von der Gesamtschule Süd sagt, dass die Schüler gut vorbereitet seien. Es habe viel Präsenzunterricht gegeben, sie hätten zusätzliche Arbeitshefte zum Üben daheim bekommen. Außerdem
seien einige Themen herausgenommen worden, in Mathematik etwa werden Kenntnisse über exponentielle und trigonometrische Funktionen nicht erwartet. In Englisch wird es drei statt zwei Themen geben, berichtet Berges. „Wir gehen daher davon aus, dass die Prüfungen gut zu schaffen sind.“
Eltern der Gesamtschule Duisburg Süd äußern hingegen Unverständnis über die Entscheidung des Ministeriums, an den ZP’s festzuhalten: Im vergangenen Jahr seien sie ausgefallen, dabei waren die Schüler lediglich drei Monate von der Pandemie betroffen, sagt Stephanie Schwenzer. Der aktuelle Jahrgang
habe seit über einem Jahr nur eingeschränkt Unterricht, da bleibe Lehrstoff auf der Strecke.
Schreiben an Schulministerin Gebauer und eine Online-Petition hätten bislang nichts gebracht, berichtet Schwenzer im Namen von Eltern. Sie finden die ZP’s ungerecht und würden sie gern aufhalten. Das hatten vor wenigen Wochen schon Schüler einer Dortmunder Schule mit einem Brief versucht. Auch die Landeselternschaft der integrierten Schulen in NRW überreichte den Fraktionen im Landtag 5000 Protestbriefe von Eltern. Nach einem so chaotischen Schuljahr seien die Zentralen Prüfungen ungerecht.