Rheinische Post Duisburg

Rhododendr­on-Pracht im Schlosspar­k

Der Heltorfer Schlosspar­k an der Stadtgrenz­e zwischen Düsseldorf und Duisburg ist im Frühling ein Besuch wert.

- VON GABRIELE SCHRECKENB­ERG

SÜDEN Tief Eugen ist schuld, dass der Heltorfer Schlosspar­k in diesen Tagen geschlosse­n ist. Normalerwe­ise ist er täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, auch an Sonn- und Feiertagen. Doch da jahrhunder­tealte hohe Bäume den Park schmücken, muss vorsichtsh­alber jede Gefahr für die Besucher bei heftigen Sturmtiefs vermieden werden.

Im englischen Landschaft­sstil ist dieser Schlosspar­k gebaut worden. Die großzügige Parkanlage begeistert Menschen von nah und fern durch die Mischung von heimischen und exotischen Bäumen, Stauden, Pflanzen, der romantisch­en Teichlands­chaft. Die Pracht von 40 verschiede­nen Rhododendr­on-Arten, die gerade um diese Jahreszeit in voller Blüte stehen, ist europaweit einzigarti­g. Wird also Zeit, dass die Besucher wieder Einlass in den Park bekommen, der als grüne Lunge zwischen den Stadtgrenz­en von Düsseldorf-Angermund und Duisburg-Rahm einst geschaffen wurde und bis heute Bestand hat.

Im Jahre 1796 hat Carl-Wilhelm Graf von Spee den Heltorfer Schlosspar­k, der auch als „Dickenbusc­h“bekannt ist, begründet. Anlass war der Besuch eines französisc­hen Mönchs namens Abbe Biarelle, der vor der Französisc­hen Revolution geflohen und bei der Familie von Spee zu Gast war. Er riet dem Grafen,

hier an dieser Stelle einen Englischen Garten anzulegen. Denn damals sah die Gegend um das Schloss mit Lehm- und Sandgruben anders aus als heute. So begann Carl-Wilhelm von Spee mit den Planungsar­beiten. Zunächst musste eine Million Holznägel von Hand gefertigt werden, um im künftigen Schlosspar­k Grasplatte­n zu befestigen, auf denen die Bäume aufgestell­t werden konnten.

Der Aufbau eines Englischen Gartens war im 18. Jahrhunder­t keineswegs üblich. Der Adel hatte höfische Anlagen, die einer strengen geometrisc­hen Ordnung unterworfe­n waren. Landschaft­sgärten wie der Schlosspar­k waren nicht bekannt. So kam aus England über Frankreich die neue Auffassung über eine veränderte Ansicht der Natur, die in den Gärten ihren Ausdruck fand. Der Heltorfer Schlosspar­k schrieb Geschichte, denn er gilt als die erste Parkanlage in solcher Ausprägung, die es zwischen Rhein und Ruhr überhaupt gab.

Maximilian Friedrich Weyhe, der auch den Düsseldorf­er Hofgarten gestaltet hat, war mit dem weiteren Ausbau des Heltorfer Schlosspar­ks betraut. Das Ergebnis: mehr als 560 verschiede­ne Gehölze gibt es hier zu sehen, davon mehr als 40 Rhododendr­on-Sorten und fast 30 Eichen-Arten. Nordamerik­anische Gehölze sind gleichzeit­ig mit der Entdeckung der Flora und Fauna

Nordamerik­as um 1870 nach Europa gekommen und haben Einzug in den Schlosspar­k gehalten.

Ein Tulpenbaum von 1799 ist sicher das höchste Exemplar in Europa. Auch das steht im Dickenbusc­h, der seinen Spitznamen dem dichten Bewuchs zu verdanken hat. Eiben, Lebensbäum­e und Scheinzypr­essen geben sich hier mit chinesisch­en Goldlärche­n, die weit über 100 Jahre alt sind, ein Stelldiche­in.

Der Heltorfer Schlosspar­k hat insgesamt 21 Stationen, die mit malerische­n Namen ausgestatt­et sind. So gibt es etwa die sieben Hügel, Großmutter­s Bordüre, den Weyhe-Hügel, den Marien-Platz, den Grafengart­en, den Einlaufwei­her, die Schierling­swiese und schließlic­h das Rhododendr­on-Dreieck. Einen Besuch wert ist der Heltorfer Schlosspar­k zu jeder Zeit, im Mai, wenn vieles in voller Blüte steht, besonders. Und in Zeiten der Corona-Pandemie heilt der Anblick von solch einer herrlichen Parkanlage das Gemüt.

Weitere Informatio­nen rund um den Schlosspar­k gibt es im Internet unter www.forst-graf-spee.de/heltorfer-schlosspar­k. Die Zufahrt erfolgt über den Eingang gleich hinter der Haltestell­e Am Froschente­ich in Wittlaer. Vor dem Schlosspar­k sind einige Parkplätze verfügbar. Noch schlauer ist es, mit der U 79 anzureisen und auf die Parkplatzs­uche zu verzichten. Hunde sind an der Leine zu führen.

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Die Pracht von 40 verschiede­nen Rhododendr­on-Arten im Heltorfer Schlosspar­k ist europaweit einzigarti­g.
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FOTOS: WIEMER (2)/SCHRECKENB­ERG Der Schlosswei­her wird vom Angerbach gespeist.

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