Eine andere sizilianische Verführung
Die Zisterzienser verehrten die Heilige Agatha und brachten 1123 sogar eine Reliquie mit: Ein Stück Schädelknochen der Heiligen. Das Agatha-Brot schaffte es hingegen nie ins Klostercafé.
KAMP-LINTFORT Um das Jahr 249 nach Christus lebt ein junges, hübsches und frommes Mädchen auf Sizilien: Agatha von Catania. Sie stammt aus gutem Haus und wohnt als Tochter wohlhabender Eltern am Fuße des Ätnas. Ausgerechnet Statthalter Quintinianus, der mächtigste Mann im Ort, verguckt sich in das Mädchen und möchte es in sein Brautbett ziehen. Doch die junge Christin bleibt ob der Werbung standhaft, verweigert sich, weil sie Jungfräulichkeit gelobt hat – und der aufdringliche Kavalier zudem heidnischen Glaubens ist. „Ihr seid kein Christ!“, soll sie zu ihm gesagt haben. „Und ihr stinkt aus dem Hals“.
Diese Zurückweisung zahlt Agatha schon bald mit dem Leben, denn die Rache des Statthalters ist brutal: Quintinianus lässt sie verhören, ins Bordell bringen, foltern, über glühende Kohlen gehen, verurteilen und die Brüste abschneiden. „Agatha starb als Märtyrerin für ihren Glauben an Jesus“, sagt Peter Hahnen, Leiter des Geistlichen und Kulturellen Zentrums Kloster Kamp. Etwa ein Jahr nach ihrem Tod brach der Ätna aus. Die Einwohner von Catania zogen mit ihrem Schleier in einer Bittprozession dem wütenden Lavastrom entgegen. Daraufhin beruhigte sich der Ätna. Ein großes Wunder.
Seither wird Agatha von Catania als Heilige verehrt, der 5. Februar ist ihr Gedenktag. Aber was hat die Legende um die Sizilianerin mit dem Kloster Kamp zu tun? Die Zisterzienser verehrten sie sehr. Und als sie um 1123 von ihrem Mutterkloster in Morimond aufbrachen, um hier ein neues Kloster zu gründen, brachten sie neben Bibel, Stundenbuch und Werkzeug sogar ein Stück von Agatha mit. Sie soll zwar in der Kathedrale von Catania begraben sein. Die größte Knochenreliquie,