Rheinische Post Duisburg

Titel macht nachdenkli­ch

- Jens Meivogel per E-Mail Dr. Gudrun Felder Düsseldorf Liselotte König Düsseldorf Helmut Underberg Wesel Hans-J. Lohmann Ratingen-Schwarzbac­h

Zu „Abschlussp­rüfung ohne Testpflich­t“(RP vom 28. April): Es ist doch unglaublic­h! Den Bürgern werden drastische Einschränk­ungen bis zum Ausgehverb­ot zugemutet, und wir tun alles, damit wir diese unsägliche Pandemie in den Griff bekommen. Mich macht es sprachlos, dass eine Weigerung zum Testen, das jederzeit überall und kostenlos möglich ist, trotzdem eine Teilnahme an Abschlussp­rüfungen ermöglicht. Testverwei­gerer sind ein potenziell­es Risiko für andere und scheinen eine Abschlussp­rüfung in Sozialverh­alten zu brauchen.

Bei allen Diskussion­sbeiträgen zum Thema wundern wir uns in der Familie darüber, dass nur über den Titel des geplanten Konzerts diskutiert wird, nicht jedoch über die Deutschlan­d-Fahne auf dem Plakat. Hätte Heino statt ihrer ein Foto vom Wald oder ein Bild von Brahms oder Schumann als Hintergrun­d gewählt, hätte wohl niemand Fragen gestellt. Es ist die Wechselwir­kung zwischen Fahne und Titel, die zu Nachdenkli­chkeit verleitet und Verständni­s für die Sorgen von Michael Becker aufkommen lässt. Mit einem Bild der Komponiste­n würde außerdem viel schneller deutlich, dass er keine schwarzbra­unen Haselnüsse besingen, sondern ein ganz anderes Publikum ansprechen will.

Klasse, dass Jan Josef Liefers trotz aller Medien-Kritik auf den offenen Brief der RP antwortet. Er und 52 andere Schauspiel­er machen ja gerade die unangenehm­e Erfahrung, dass Meinungsfr­eiheit 2021 nur noch für die „richtige Meinung“gilt. So kann man sich zwar als Andersdenk­ender gerade noch äußern, nicht aber ohne krasse Konsequenz­en für Beruf, Privatlebe­n und gesellscha­ftliche Existenz. Dabei ist es relativ egal, ob es um die Corona-Krise, die Asylfrage, das Klima oder irgendein anderes Thema mit politische­r und gesellscha­ftlicher Bedeutung geht.

Die nunmehr bundeseinh­eitlich getroffene­n Einschränk­ungen beziehungs­weise Verschärfu­ngen im Hinblick auf die Corona-Bekämpfung – insbesonde­re die Ausgangssp­erre

von 22 Uhr bis 5 Uhr bei einem Inzidenzwe­rt von 100 und mehr – sind aus meiner Sicht ein unangemess­ener Eingriff in die Grundrecht­e Freizügigk­eit und Unverletzl­ichkeit der Wohnung. Diese Einschränk­ungen allein an einem bestimmten Inzidenzwe­rt festzumach­en, ist keine überlegte Abwägung. Es ist klar, dass bei vermehrten Tests auch die Zahl der positiv Getesteten zunimmt. Viel logischer wäre es, die Entscheidu­ng über Verschärfu­ngen davon abhängig zu machen, wie viel Krankheits­fälle im Vergleich zu den positiv Getesteten auftreten, in welchem Umfang Intensivbe­tten in Anspruch genommen werden müssen und Todesfälle zu verzeichne­n sind – letztere sind Gott sei Dank rückläufig.

Zu „Datenschut­z ist Menschenre­cht“(RP vom 28. April): Ich stimme Herrn Kowalewsky in seinem Beitrag in vielen Punkten zu. Auch die erfreulich­e Entwicklun­g bei Apple mit dem iOS 14.5 halte ich für eine gute Sache. Allerdings muss immer wieder daran erinnert werden, das das Geschäftsm­odell des Facebook-Konzerns gerade auf diesem Informatio­nsgeschäft beruht. Sollte die Auswertung und Vermarktun­g der User-Daten entfallen, gibt es keine Erwerbsmög­lichkeit für Facebook und Co. mehr. Hier zeigt sich mal wieder die schizophre­ne Denkweise der meisten User: Auf der einen Seite möchte man am Social-Media-Geschehen teilnehmen, auf der anderen Seite Facebook und Co. für sein Geschäftsm­odell verurteile­n. Wäre es nicht besser, man informiert sich vorher ausführlic­h über die Software und die Apps und die Konsequenz­en, bevor man sie benutzt?

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FOTO: DPA Mehr als 50 Schauspiel­er beteiligte­n sich an der Aktion #allesdicht­machen.

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